Nordwest-Zeitung

Umsatzeinb­ruch im Einzelhand­el

Vor allem Modehändle­r erleben aufgrund der Corona-Krise schwere Zeiten

- Von Alexander Sturm

Der Handelsver­band befürchtet, dass sich die Flaute noch länger fortsetzt. Das wiederum hätte Pleiten und Leerstände zur Folge.

Wiesbaden – Der Einzelhand­el in Deutschlan­d hat wegen geschlosse­ner Geschäfte in der Corona-Krise hohe Umsatzeinb­ußen erlitten. Während das Geschäft mit Lebensmitt­eln und Getränken im Shutdown anzog, erlebten Modehändle­r einen katastroph­alen April – obwohl einige Läden zum Monatsende wieder öffnen durften. Der Handelsver­band HDE fürchtet nun zahlreiche Pleiten mittelstän­discher Geschäfte und viel Leerstand in den Fußgängerz­onen.

Im April sank der Umsatz im Einzelhand­el preisberei­nigt um 6,5 Prozent gemessen am Vorjahresm­onat, teilte das Statistisc­he Bundesamt am Freitag mit. Zum Vormonat März fiel der Umsatz nach vorläufige­n

Volle Gassen, aber wenig Konsum. Viele Einzelhänd­ler leiden stark unter der Corona-Krise.

Daten um gut fünf Prozent. Es war der stärkste Rückgang gegenüber einem Vormonat seit dem Januar 2007.

Gefragt waren im April zwar Lebensmitt­el, Getränke und Tabak – dort stieg der Umsatz um 6,2 Prozent. Gerade Supermärkt­e profitiert­en. Hingegen brach der Einzelhand­el mit Nicht-Lebensmitt­eln um 14,5 Prozent ein – der größte Rückgang seit Beginn der Zeitreihe 1994, so die Wiesbadene­r Statistike­r. Besonders

groß waren die Umsatzverl­uste bei Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren mit mehr als 70 Prozent. „Die Krise trifft besonders stark kleine und mittelstän­dische Handelsunt­ernehmen, die wie keine andere Branche von zentraler Bedeutung für unsere Städte und Gemeinden sind“, erklärte HDE-Hauptgesch­äftsführer Stefan Genth. Großer Gewinner in der Corona-Krise war dagegen der Internet- und Versandhan­del mit einem Umsatzplus

von mehr als 24 Prozent zum April des Vorjahres. Da viele Geschäfte erst Ende des Monats unter Auflagen wieder öffnen durften und Verbrauche­r Angst vor Infektione­n hatten, kauften sie verstärkt im Internet.

Experten glauben, dass sich solche Gewohnheit­en verfestige­n. „Ein Teil des Einzelhand­elsumsatze­s, der während des Shutdowns an den Onlinehand­el abgegeben wird, bleibt dauerhaft für den stationäre­n Einzelhand­el verloren“, erklärte Bulwienges­a-Handelsexp­erte Joseph Frechen jüngst in einer Analyse.

Dem HDE zufolge blieben zuletzt die Umsätze von Händlern aus dem Nicht-Lebensmitt­elbereich weiter unter Vorjahresn­iveau. Zu befürchten sei der schleichen­de Tod vieler mittelstän­discher Geschäfte mit entspreche­nden Folgen für die Innenstädt­e. Hauptgesch­äftsführer Genth fürchtet Umsatzeinb­ußen von rund 15 Milliarden Euro in den Monaten Juni bis Dezember.

Obwohl die Autobranch­e weltweit unter Druck steht, gibt es Experten, die einen Zulieferer empfehlen: Michelin. Die US-Investment­bank Morgan Stanley hat das Kursziel für den Reifen-Spezialist­en von 90 auf 95 Euro angehoben und die Einstufung auf „Overweight“(Übergewich­ten) belassen. Die Gewinnerwa­rtungen für die Autozulief­erer 2021 stabilisie­rten sich, schrieb Analystin Victoria Greer laut „finanztref­f.de“in einer Studie.

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DPA-BILD: Becker

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