Nordwest-Zeitung

Vom News-Pionier zu Trumps Hassobjekt

40 Jahre CNN: Breaking-News-Kanal hat die Fernsehnac­hrichten mit neuem Stil geprägt

- VON BENNO SCHWINGHAM­MER

CNN übertrug live die Explosion des Spaceshutt­les.

28. Januar 1986:

73 Sekunden nach dem Start der Mission STS-51-L zerbrach die Raumfähre in rund 15 Kilometern Höhe. Es war der bis dahin schwerste Unfall in der Raumfahrtg­eschichte der Vereinigte­n Staaten. Dabei starben sieben Astronaute­n. Das Challenger-Unglück führte zur Einstellun­g des Shuttle-Programms.

CNN-Livebilder zeigen den Einschlag eines Flugzeugs ins World Trade Center.

11. September 2001:

Um 8.49 Uhr brachte CNN erste Bilder vom brennenden Gebäude, aufgenomme­n von einer permanente­n Kamera, als „Breaking News“: „Plane crashes into WTC tower“lautete die Schlagzeil­e.

Vom Golfkrieg 1990 bis zu den Anschlägen vom 11. September 2001: CNN ist immer live dabei. Wie alles vor 40 Jahren begann.

NEW YORK – Es ist mitten in der Nacht im Irak, als dem jungen Nachrichte­nsender CNN eine der größten journalist­ischen Sensatione­n der Geschichte gelingt. „Der Himmel über Bagdad ist erleuchtet“, sind die historisch­en Worte des Reporters Bernhard Shaw. „Wir sehen helle Blitze überall am Himmel.“Es ist die Nacht zum 17. Januar 1991. Die CNN-Journalist­en um Shaw sind die Augen und Ohren der Welt, als der Zweite Golfkrieg beginnt. Kein anderes westliches Medium kann über diesen Kriegsausb­ruch sofort live aus dem Irak berichten.

Elf Jahre davor war das „Cable News Network“weltweit als erster großer TV-Sender nur für Nachrichte­n gestartet. CNN versammelt­e Millionen vor den Bildschirm­en, als sich die Welt veränderte – und prägte seinerseit­s die Welt mit seiner direkten Live-Berichters­tattung.

Von einem zuweilen von Konkurrent­en belächelte­n Nischenpro­jekt brachte es der

Inzwischen

musste CNN im Markt der Nachrichte­nkanäle Einbußen hinnehmen. So ist der Sender hinter dem Hauptkonku­rrenten Fox News nur noch Nummer zwei in der Zuschauerg­unst.

der Sender setzte auf VollzeitKr­iegsberich­te. Weltweit übernahmen Medien die Berichters­tattung der CNN-Reporter vor Ort.

Die oft schockiere­nden Bilder aus Kriegs- und Krisengebi­eten führte zu dem viel debattiert­en „CNN-Effekt“. Die Berichters­tattung über die Proteste auf dem TiananmenP­latz 1989 oder den fehlgeschl­agenen US-Militärein­satz in Mogadischu 1993 holte internatio­nale Konflikte näher an die US-Bürger heran als jemals zuvor. Das veränderte und verstärkte oftmals die politische Reaktion auf sie.

Am 11. September 2001 kamen die Schockbild­er nicht aus Nahost oder Afrika, sondern aus New York. CNN ging nur drei Minuten nach dem Einschlag des ersten Flugzeugs in das World Trade Center

Gesicht von CNN: Christiane Amanpour

auf Sendung – mit einem Bild des brennenden Gebäudes und den Wörtern „Sie sehen eine offensicht­lich sehr verstörend­e Live-Aufnahme“. Als sich die Tragödie vor den Augen der Welt entfaltete und der zweite Turm gut eineinhalb Stunden später einstürzte, rang auch der Moderator um Fassung: „Großer Gott, dafür gibt es keine Worte“.

Der große Einfluss von CNN – der sich auch im häufigen Vorkommen des Senders in Spielfilme­n spiegelt – wurde durch wachsende Konkurrenz anderer 24-Stunden-Kanäle und schließlic­h des Internets geringer. Doch der CNN-Effekt funktionie­rt noch immer: Aufsehener­regende Bilder des Senders von einem Sklavenmar­kt in Libyen trugen 2017 zum Entstehen eines internatio­nalen Notfallpla­ns bei.

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BILD: CNN_INTERNATIO­NAL
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