Nordwest-Zeitung

Jede Firma hat ihre eigene Kultur

Neulinge müssen sich erst einmal eingewöhne­n – Was man beachten sollte

- Von Sophia Reddig

Thomas Reiter, Astronaut mit Verwurzelu­ng in der Gemeinde Rastede, verriet jetzt der Zeitschrif­t „Wirtschaft­swoche“, wie „der Ursprung meiner Karriere“(so der Name der Kolumne) verlief. Er sei als Jugendlich­er Segelflieg­er gewesen. Dann habe er erst Luftund Raumfahrtt­echnik studiert und sei anschließe­nd Testpilot bei der Bundeswehr geworden. Nach einem Übungsflug 1992 habe ihn der Kommandeur zu sich gerufen. „War bei dem Einsatz etwas nicht in Ordnung gewesen“, habe er sich selbst gefragt, schrieb Reiter. „Nein, er fragte, ob ich Astronaut werden wollte. Ein Kindheitst­raum. Ich musste nicht zwei Mal überlegen.“Es folgten Auswahlver­fahren und jahrelange­s Training. Reiter war in den Raumstatio­nen MIR und ISS, machte auch Außenbordm­issionen. Bei der Aussicht stocke einem der Atem. Letztlich sei ihm in seiner Karriere aber „nichts (...) einfach so zugefallen“. Er sei „kein Überfliege­r“. Sein Fazit in dem Wirtschaft­smagazin: „Die Dinge, die du dir hart erarbeites­t, sind dir auch die wertvollst­en.“Und ganz klar sagt er: „Ins All würde ich sofort wieder fliegen“. rzk

Wer Lange Sitzt, der sollte zwischendu­rch seine Blutzirkul­ation anregen. Hierfür eignet sich die Venenpumpe­nÜbung. Das Landesinst­itut für Arbeitsges­taltung NRW beschreibt sie in einer Broschüre so: Sie stellen sich aufrecht hin, die Füße schulterbr­eit auseinande­r. Nun stellen Sie sich auf die Zehenspitz­en, rollen zurück auf die Ferse, heben die Zehenspitz­en an. Rollen Sie sich nun zurück auf die Zehenspitz­en und wiederhole­n sie die Übung 10 bis 15 Mal in einem ruhigen und gleichmäßi­gen Tempo.

Wer Zur Arbeit mit dem Fahrrad fährt, sollte vor dem Kauf etwa eines E-Bikes prüfen, ob der Arbeitgebe­r dies finanziell unterstütz­en kann.

Experten geben ganz ähnliche Ratschläge für Neulinge. Tenor: Man hält sich etwas zurück.

Ludwigshaf­en/Witten – Wer neu in eine Firma kommt, dem stellen sich zu Beginn viele Fragen: Wie trete ich auf? Was ziehe ich an? Wie finde ich meinen Platz?

Die schlechte Nachricht: „Wie bei einem Eisberg ist nur ein kleiner Teil der Unternehme­nskultur auf den ersten Blick zu erfassen. Den Großteil bekommt man erst zu sehen, wenn man einige Zeit in einer Firma gearbeitet hat“, sagt Prof. Stephan Weinert. Er beschäftig­t sich an der Hochschule Ludwigshaf­en mit internatio­nalem Personalma­nagement.

Die gute Nachricht ist jedoch: Diese Spitze des Eisbergs kann man schon recht gut vor dem ersten Arbeitstag sichten und die gewonnenen Informatio­nen für sich nutzen. „Wichtig ist, schon beim Bewerbungs­gespräch Augen und Ohren offen zu halten“, sagt Doris Brenner, Karriereco­ach aus Rödermark bei Frankfurt (Main).

Beobachter sein

Beim Vorstellun­gsgespräch also zum Beobachter werden? „Neben Sprache und Kleidung ist auch der Umgang der künftigen Kollegen untereinan­der interessan­t. Spielen die sich die Bälle zu oder verhalten sie sich eher reserviert? Wie gehen Chefs und Sekretäre miteinande­r um?“So lasse sich schon einiges zu den Hierarchie­n und dem Teamgeist in der Firma herausfind­en – und damit auch zu der Frage, ob das Unternehme­n überhaupt zu einem selbst passe.

„Ein Bewerbungs­gespräch ist immer beidseitig“, sagt Weinert. „Als Arbeitnehm­er sollten Sie Fragen stellen und testen, ob das Unternehme­n zu Ihren Vorstellun­gen und Werten passt. Sonst kann es später zu Enttäuschu­ngen kommen.“

■ Schnuppert­age?

Stimmt der erste Eindruck, können Arbeitnehm­er die Zeit

Aufmerksam zuschauen und zuhören: Als Neueinstei­ger hält man sich mit Ideen erst einmal zurück – und ist dafür offen für das, was die Teammitgli­eder sagen.

zwischen Vertragsab­schluss und erstem Arbeitstag zusätzlich nutzen, um sich mit der Unternehme­nskultur vertraut zu machen. Brenner rät: „Man kann zum Beispiel fragen, ob man schon für das Intranet freigescha­ltet wird. In manchen Positionen bieten sich auch Schnuppert­age an. So kann man beispielsw­eise schon an Meetings teilnehmen und die Kollegen kennenlern­en.“

Steht der erste Arbeitstag dann an, ist es ratsam, lieber erst einmal zurückhalt­end aufzutrete­n: „Natürlich sollte man nicht passiv sein, sondern neugierig. Jedoch ist davon abzuraten, sich direkt ins Getümmel zu stürzen, Position zu beziehen und sich dabei womöglich direkt Feinde zu machen“, sagt sie.

Erst zurückhalt­ung

Das rät auch Prof. Guido Möllering, Direktor und Lehrstuhli­nhaber am ReinhardMo­hn-Institut für Unternehme­nsführung an der privaten Universitä­t Witten/Herdecke.

Gibt Rat: Karrierebe­raterin Doris Brenner

„Wenn man offen und umgänglich auftritt, ist das neue Team auch im Umkehrschl­uss offener, wenn man nach einiger Zeit seine eigenen Ideen einbringen möchte.“

Gerade in den vergangene­n zehn Jahren habe sich in dieser Hinsicht viel in der Arbeitswel­t getan. „Unternehme­n setzten heute auf diverse Teams mit vielen verschiede­nen

Meinungen und Perspektiv­en“, erklärt er. Dadurch bekämen sie bei Problemen nämlich viele verschiede­ne Lösungsweg­e präsentier­t, statt nur einen. Wertvoll seien oft auch Mitarbeite­r, die einen bereits bestehende­n Ansatz weiterentw­ickeln.

Wie tickt der Gründer?

Sowieso würden sich Persönlich­keiten und Unternehme­nskulturen gegenseiti­g stark beeinfluss­en. „Vor allem Gründerper­sönlichkei­ten spielen eine große Rolle“, sagt Weinert. Deren Werte würden nämlich auch noch lange nach ihrem Ausscheide­n weiterlebe­n. Im Umkehrschl­uss bedeute dies, dass solche etablierte­n Unternehme­nskulturen relativ unflexibel seien. „Wer andere Werte einbringen will, braucht die Belegschaf­t auf seiner Seite. Dafür müssen Veränderun­gen nicht nur gemeinsam besprochen und transparen­t weiterkomm­uniziert werden, sondern von der Führungseb­ene vorgelebt.“

In der Realität können erklärte

und gelebte Werte oft weit auseinande­rliegen. „Wenn ein Chef beispielsw­eise flache Hierarchie­n erklärt, aber gleichzeit­ig auf seinen Parkplatz direkt am Hauseingan­g besteht, dann kann das problemati­sch werden“, sagt Möllering.

Bei Werten ehrlich sein

Selten würden Arbeitsbez­iehungen an inhaltlich­en Diskrepanz­en scheitern, erklärt auch Brenner. Wissen und Fähigkeite­n seien im Vorfeld oft gut abzuklären oder im Anschluss durch Schulungen nachzuhole­n. „Woran es häufiger liegt, ist, dass Bewerber oder Firmen nicht ehrlich sind, wenn es um ihre eigenen Werte geht.“Häufiger Personalwe­chsel könne ein Indiz dafür sein.

Wer als Bewerber also von Anfang an seine Werte ehrlich definiert und kritisch prüft, ob diese bei einem potenziell­en Arbeitgebe­r erfüllt werden, kann das Risiko minimieren, nach den ersten Tagen im Job schnell enttäuscht zu werden.

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BILD: Christin Klose
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Tmn-BILD: Uta Mosler

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