Euro-Kapitän in stürmischer Zeit
Es ist vielleicht der Brüsseler Top-Job, zu dem man weniger gratulieren als vielmehr sein Beileid übermitteln sollte: Chef der Eurogruppe. Doch Paschal (sprich: Pascal) Donohoe, bisher „nur“irischer Finanzminister, twitterte nach seiner Wahl am späten Donnerstagabend, er wolle seine neue Aufgabe „mit Entschlossenheit angehen“und auf eine „faire und alle einschließende Erholung“hinarbeiten.
Der 45-Jährige hatte sich in seiner Bewerbung als „starke irische und europäische Stimme im Zentrum der EU-Wirtschaftspolitik“beschrieben. Dennoch brauchte der Christdemokrat aus den Reihen der Fine-Gael-Partei zwei Wahlgänge, um die spanische Konkurrentin Nadia Calviño und den Luxemburger Pierre Gramegna aus dem Rennen zu werfen. Er tritt nun am 13. Juli die Nachfolge des Portugiesen Mario Centeno an, der als Finanzminister seines Landes zurückgetreten war und deshalb nicht mehr zur Wahl stand.
Der Vater zweier Kinder hat bisher eine politische Bilderbuch-Karriere absolviert. Er studierte in Dublin Politik und Wirtschaft und entschied sich zunächst für eine Karriere bei dem Konsumgüterkonzern Procter & Gamble in Großbritannien, wo er im Verkauf tätig war. 2004 wurde er in den Stadtrat der Hauptstadt Dublin, 2011 in das Dáel Éireann, das irische Parlament, gewählt. Gut zwei Jahre später avancierte er zum ersten Mal auf einen Ministerposten, in den vergangenen drei Jahren war er für Verkehr und EuropaAngelegenheiten zuständig.
Donohoe gilt als engagierter Europäer, der Helmut Kohl einmal sein Vorbild nannte. Ob er viel bewirken kann, ist zweifelhaft. Denn mit dem Vorsitz der Eurogruppe ist keine echte Macht verbunden.