Nordwest-Zeitung

„Diese Pandemie zwingt alle, schnell dazuzulern­en“

CORONA-KRISE Bildungsmi­nisterin Anja Karliczek über Schule und Digitalisi­erung

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Nach den Sommerferi­en startet der Schulunter­richt wieder im Regelbetri­eb. Auch die Universitä­ten werden den Lehrbetrie­b wieder aufnehmen. Steigt damit nicht wieder das CoronaInfe­ktionsrisi­ko? Karliczek: Lernen muss nach den Ferien wieder umfassend ermöglicht werden. Das ist das Ziel, das alle Verantwort­lichen im Sinne der Kinder und Eltern verfolgen. Alle Bundesländ­er arbeiten daran, dass wieder ein verlässlic­her Unterricht angeboten werden kann. Aber wir leben in der Pandemie. Deshalb kann es auch wieder auf eine Mischung aus Präsenzunt­erricht und digitalem Lernen hinauslauf­en, wenn in den Schulen die Abstandsre­geln eingehalte­n werden müssen. Wichtig ist, dass die Schulen auf verschiede­ne Szenarien vorbereite­t sind.

Wenn das Infektions­geschehen gering ist, können wir uns ein anderes Vorgehen erlauben, als wenn wir Schulbetri­eb in einem wiederauff­lammenden Pandemiege­schehen haben. Es kann am Ende auch Unterschie­de zwischen den Bundesländ­ern geben. Vielleicht muss man sogar von

Schule zu Schule unterschei­den. Wichtig ist, dass in den Schulen sehr klar kommunizie­rt wird, welche Regeln gelten und warum welche Maßnahmen vorgenomme­n werden. Wir müssen umsichtig bleiben. Deshalb braucht es ein Schutz- und Hygienekon­zept; die Länder arbeiten daran. Wer jetzt den Gesundheit­sschutz über Bord werfen würde, gefährdet gleich wieder die Schulöffnu­ngen. Die Entscheidu­ng ist sehr komplex. Und keiner macht sie sich leicht.

Die Digitalisi­erung lässt in vielen Schulen im mer noch auf sich warten. Woran hapert es? Karliczek: Mit dem Digitalpak­t haben wir im vergangene­n Jahr die Grundlagen gelegt. Ich hoffe, dass die Erfahrunge­n mit dem digitalen Lehren und Lernen in der Pandemie dazu führen werden, dass sich die Digitalisi­erung an den Schulen beschleuni­gt. Wir vom Bund unterstütz­en dies nun noch zusätzlich mit weiteren 500 Millionen Euro zur Anschaffun­g von digitalen

Endgeräten für bedürftige Schülerinn­en und Schüler.

Warum werden die Mittel aus dem Digitalpak­t nicht abgerufen?

Karliczek: Das hatte viele Gründe. Manche Schulen waren in der Digitalisi­erung bereits recht weit, andere taten sich schwerer, Medienkonz­epte zu erstellen. Es fehlen in den Kommunen oft aber auch die Planungska­pazitäten. Hinzu kommt, dass im Digitalpak­t das Geld erst fließt, wenn die Maßnahme abgeschlos­sen ist und die Rechnung vorliegt. Ich bin aber zuversicht­lich, dass sich nun die Digitalisi­erung der Schulen beschleuni­gt. Diese Pandemie zwingt alle, schnell dazuzulern­en.

„ Ich bin zuversicht­lich, dass sich nun die Digitalisi­erung der Schulen beschleuni­gt.

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