„Diese Pandemie zwingt alle, schnell dazuzulernen“
CORONA-KRISE Bildungsministerin Anja Karliczek über Schule und Digitalisierung
Nach den Sommerferien startet der Schulunterricht wieder im Regelbetrieb. Auch die Universitäten werden den Lehrbetrieb wieder aufnehmen. Steigt damit nicht wieder das CoronaInfektionsrisiko? Karliczek: Lernen muss nach den Ferien wieder umfassend ermöglicht werden. Das ist das Ziel, das alle Verantwortlichen im Sinne der Kinder und Eltern verfolgen. Alle Bundesländer arbeiten daran, dass wieder ein verlässlicher Unterricht angeboten werden kann. Aber wir leben in der Pandemie. Deshalb kann es auch wieder auf eine Mischung aus Präsenzunterricht und digitalem Lernen hinauslaufen, wenn in den Schulen die Abstandsregeln eingehalten werden müssen. Wichtig ist, dass die Schulen auf verschiedene Szenarien vorbereitet sind.
Wenn das Infektionsgeschehen gering ist, können wir uns ein anderes Vorgehen erlauben, als wenn wir Schulbetrieb in einem wiederaufflammenden Pandemiegeschehen haben. Es kann am Ende auch Unterschiede zwischen den Bundesländern geben. Vielleicht muss man sogar von
Schule zu Schule unterscheiden. Wichtig ist, dass in den Schulen sehr klar kommuniziert wird, welche Regeln gelten und warum welche Maßnahmen vorgenommen werden. Wir müssen umsichtig bleiben. Deshalb braucht es ein Schutz- und Hygienekonzept; die Länder arbeiten daran. Wer jetzt den Gesundheitsschutz über Bord werfen würde, gefährdet gleich wieder die Schulöffnungen. Die Entscheidung ist sehr komplex. Und keiner macht sie sich leicht.
Die Digitalisierung lässt in vielen Schulen im mer noch auf sich warten. Woran hapert es? Karliczek: Mit dem Digitalpakt haben wir im vergangenen Jahr die Grundlagen gelegt. Ich hoffe, dass die Erfahrungen mit dem digitalen Lehren und Lernen in der Pandemie dazu führen werden, dass sich die Digitalisierung an den Schulen beschleunigt. Wir vom Bund unterstützen dies nun noch zusätzlich mit weiteren 500 Millionen Euro zur Anschaffung von digitalen
Endgeräten für bedürftige Schülerinnen und Schüler.
Warum werden die Mittel aus dem Digitalpakt nicht abgerufen?
Karliczek: Das hatte viele Gründe. Manche Schulen waren in der Digitalisierung bereits recht weit, andere taten sich schwerer, Medienkonzepte zu erstellen. Es fehlen in den Kommunen oft aber auch die Planungskapazitäten. Hinzu kommt, dass im Digitalpakt das Geld erst fließt, wenn die Maßnahme abgeschlossen ist und die Rechnung vorliegt. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich nun die Digitalisierung der Schulen beschleunigt. Diese Pandemie zwingt alle, schnell dazuzulernen.
„ Ich bin zuversichtlich, dass sich nun die Digitalisierung der Schulen beschleunigt.