EFFEKTIVITÄT VON SCHULE UND UNTERRICHT
Sind die Lehrerinnen und Lehrer ausreichend auf ihre Führungsrolle vorbereitet worden? Pietsch: Die Hälfte der Befragten sagt, sie seien nicht qualifiziert worden, weder an der Uni noch an einem Landesinstitut. Das hat uns schon sehr überrascht, zumal so eine Fortbildung in zwölf der 16 Bundesländer angeboten wird.
Fehlt die Anerkennung durch Gesellschaft und Arbeitgeber? Pietsch: Ja, ein Viertel der Schulleiter befindet sich in einer sogenannten Gratifikationskrise. Das heißt: Sie stecken viel Arbeit in ihren Job, sehen sich aber nicht wertgeschätzt. Das betrifft die monetäre Anerkennung, aber vor allem die fehlende Wertschätzung durch die Gesellschaft. Das führt zu Stress und letztlich zu Arbeitsausfällen. Knapp 16 Prozent der Schulleitungen berichten von Burnout-Symptomen.
Gibt es einen signifikanten Unterschied zwischen Frauen
Dr. Marcus Pietsch
und Männern – etwa bei der Bezahlung?
Pietsch: Ja, leider sind die Unterschiede groß. Wir sprechen von „Gender-Pay-Gap“. Die Gehaltsdifferenz zwischen Schulleiterinnen und Schulleitern liegt teilweise bei 20 Prozent und nimmt mit zunehmendem Lebensalter ab. Frauen verdienen aber selbst am Ende ihrer Karriere noch zehn Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.
Was empfehlen Sie, um Schulleiter zu motivieren? Pietsch: Das muss ein breites Spektrum von Maßnahmen sein. Die hoch qualifizierten Schulleitungen müssen von Verwaltungsaufgaben entlastet werden. Man sollte eine Verwaltungsleitung einführen. Dann könnte sich die Schulleitung wieder stärker um Pädagogik und die Weiterentwicklung der Schule kümmern. Und zweitens: Schulleitungen sollten wiederholt qualifiziert werden, damit sie in der Lage sind, ihre Schulen fit für die Zukunft zu machen.