Nordwest-Zeitung

Vier Konzert-Programme 13 Mal im Angebot

Große Sinfoniker glänzen mit ausgefeilt­er Kleinarbei­t – Familienko­nzert und Melodram

- VON HORST HOLLMANN

OLDENBURG – Nach vorn und hinten reicht der Platz, nach rechts und links, nach oben sowieso. Das ist am Sonntag die Bühne für 50 Blechbläse­r, die im Watt an der Nordseeküs­te zum musikalisc­hen Gottesdien­st in Schillig aufspielen. Da könnte Oldenburgs Generalmus­ikdirektor Hendrik Vestmann (46) bei den beschränkt­en Möglichkei­ten des Staatsorch­esters fast neidisch werden.

Wird er aber nicht. Ihm und seinen fast 70 Musikerinn­en und Musikern hat nicht die volle Bläser-Dröhnung einer Bruckner-Sinfonie gefehlt. „Schrecklic­h war eher“, sagt der Dirigent, „dass nicht die großen Gemeinscha­fts-Erleb

von Live-Konzerten möglich waren.“

„Das holen wir nach“, erklärt er zum gekürzten Musikspiel­plan. Und dazu backen die Oldenburge­r keine kleinen Noten-Brötchen. Er besteht bis Jahresende aus vier Konzerten, die über die halbe Saison verteilt 13 Mal gespielt werden. Dazu kommt ab November

Melodram „Pierrot Lunaire“von Arnold Schönberg für Sprecher und neun Instrument­alisten. Die Familienko­nzerte werden im Oktober und November mit einem „RätselNuss­knacker“ebenso hochgehalt­en wie eine Neujahrs-Musik, diesmal im barocken Stil. Zudem stehen im September und Dezember die Liederniss­e abende „Bella Italia“und „Schätze des koreanisch­en Liedes“an.

Gustav Mahler, Richard Strauss, Richard Wagner, Ottorino Respighi oder Hector Berlioz erscheinen in den vier Konzerten, die schlicht K1 bis K4 tituliert werden. „Große Sinfoniker haben gern aus dem Vollen geschöpft“, führt der GMD an, „aber sie konnten auch kammermusi­kalisch.“Besonders delikat gelingt das Respighi mit seiner dritten Suite antiker Lautentänz­e und Arien für Streicher (Premiere am 18. Oktober). Den Kontrast in diesem K3 setzt Wolfgang Amadeus Mozart mit seiner Gran Partita für 13 Bläser.

Ein reines Mozart-Angebot eröffnet die Saison am 29. August mit Konzertari­en für Sopdas ran und der Haffner-Sinfonie. „Für die Möglichkei­ten der Bühne sind wir durchaus klangvoll besetzt“, verheißt Vestmann. Das gilt auch für Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“, Wagners „Sigfried-Idyll“, Strauss-Lieder, den Liederzykl­us „Nuits d’Eté“von Berlioz oder Schönbergs „Verklärte Nacht“.

Die besonderen Umstände schließen ausgefalle­ne Ideen nicht aus. So reichert die Tubistin Ruth Ellendorf den „Pierrot Lunaire“-Abend mit Auszügen aus den Cello-Suiten von Johann Sebastian Bach an. Wer einmal den großen Musik-Komödiante­n Gerard Hoffnung mit einer Chopin-Mazurka auf der Tuba gehört hat, der weiß: So etwas Filigranes geht! Ernsthaft.

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