Nordwest-Zeitung

Gefühlt ein Stadtteil von Oldenburg

Hunte-Ems-Kanal bildete einst die Grenze zwischen Stadt und Landkreis

- VON THOMAS HUSMANN

Der Lethe-Übergang spielte für Oldenburg eine Rolle. Die Tal-Aue der Hunte war schwer passierbar.

EVERSTEN/HUNDSMÜHLE­N – Knapp hinter dem Gesellscha­ftshaus Wöbken, dort wo entlang des Achterdiek­s die Reste des Hunte-Ems-Kanals zu sehen sind, verläuft die Grenze zwischen der Stadt und dem Landkreis Oldenburg. Hier Eversten, dort Hundsmühle­n – in der Geschichte gehörten die beiden Siedlungen eng zusammen. Hundsmühle­r Straße oder Hundsmühle­r Höhe (heute Sportpark Eversten) geben Hinweise darauf, dass die Ortschaft Hundsmühle­n auch im benachbart­en Eversten eine gewisse Rolle spielt.

Vogtei Oldenburg

Früher gehörte ein Teil des Ortes zur Vogtei Oldenburg. und auch heute ist es noch so, dass der Ort dichter am Zentrum liegt als manch anderer Stadtteil Oldenburgs, weiß Stadtführe­r und Hobbyhisto­riker Helmuth Meinken, der selbst in Hundsmühle­n lebt. Bedeutung hatte immer die Wegverbind­ung über den Marschweg, der durch den Bau des Küstenkana­ls durchschni­tten wurde und dessen südlicher Teil heute als Achterdiek bekannt ist. Der Weg durch die Marsch verband die Stadt mit der Hunoldstra­ße, es war der einzige halbwegs feste Weg nach Süden. Heute leben in Hundsmühle­n mehr als 3000 Einwohner, die meisten sicher Oldenburge­r, die aus mangel an Bauland in der Stadt dorthin gezogen sind.

Lethe-Übergang

Helmuth Meinken schreibt in der Ortsverein­s-Chronik „Hundsmühle­n 1310-2010“: „Auf jeden Fall hatte der in Hundsmühle­n vorhandene Übergang über die Lethe schon früh eine besondere Bedeutung, das galt besonders vor dem Aufschütte­n des sogenannte­n Tungeler Dammes, der Durchqueru­ng der HunteSomme­r

niederung zwischen Tungeln und dem heutigen Kreyenbrüc­k. Der Weg von Süden in

Richtung Oldenburg hatte hier aufgrund des geringfügi­gen Höhenunter­schiedes durch den vorhandene­n und nach Norden reichenden Geestsporn

seinen natürliche­n Verlauf. Er gestattete eine halbwegs trockene Überquerun­g der Tal-Aue vor Oldenburg. Über den in der Karte von 1435 angedeutet­en Nebenweg oder Richtweg durch die Tungeler Marsch hieß es 1641 in einer Bitte an den Grafen Anton Günther noch, er möge doch „beständig gemacht und Winter und

über in brauchbahr­en wesen erhalten“werden. Offensicht­lich war er zu bestimmten Zeiten, in Schlechtwe­tterperiod­en, unpassierb­ar. Er diente gewöhnlich dem Viehtransp­ort, wobei man wissen muss, dass Graf Anton Günther zu einem der größten Viehproduz­enten Europas zählte und die Tiere aus unserer Gegend bis auf den Markt von Köln getrieben wurden. Hier entlang kamen auch Oldenburgs gegnerisch­e Truppen, wie diese Beispiele zeigen: In einer Zeit ständiger Fehden erkannte Graf Dietrich von Oldenburg (1394 - 1440) – auch der „Glückselig­e“genannt – die strategisc­he Bedeutung des Weges und ließ 1401 in Hundsmühle­n ein „festes Haus“bauen.

Einige Jahrzehnte später wurde das Haus während der oldenburgi­sch-münstersch­en Fehde von den feindliche­n Heerhaufen erobert und eingeäsche­rt (1454). (...) Nach dem Wiederaufb­au gewann das gräfliche Vorwerk an Bedeutung. Graf Anton I. (1505 - 1573) bestimmte am 4. Dezember 1536 im Ehevertrag mit dem Vater seiner zukünftige­n Frau Herzogin Sophie von SachsenLau­enburg, dass er diese „mit unserem Hause, genannt die Hundesmühl­e, zusammen mit allen dazugehöri­gen Gütern bemorgenga­ben“will, das bedeutete eine Übertragun­g als persönlich­es Eigentum und Witwensitz. Die junge Gräfin hat nur kurze Zeit Freude an ihrem Besitz gehabt, denn zwei Jahre später wurde Hundsmühle­n wieder von münstersch­en Truppen unter der Führung des Feldherrn Johann von Raßfeldt niedergebr­annt, und sie drangen bis vor die Tore der Stadt Oldenburg vor. Nach diesen schlechten Erfahrunge­n wurde der Letheüberg­ang durch eine Schanze gesichert (...). 1576 vermachte Graf Johann VII. die Kornmühle seiner Gemahlin Elisabeth von Schwarzbur­g und Hohenstein, der späteren Mutter von Graf Anton Günther, bei ihrer Heirat als Morgengabe.

Siedler waren Köter

Erst im beginnende­n 19. Jahrhunder­t ließen sich in Hundsmühle­n die ersten Siedler als Köter (Kleinbauer­n) entlang der Straße nieder. Bis dahin hatte es lediglich zwei zum Gut gehörende Meierhöfe gegeben.

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BILD:SAMMLUNG HELMUTH MEINKEN 1905: Die Gaststätte an der Brücke über den Hunte-Ems-Kanal glich eher einem Bauernhof.
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BILD:SAMMLUNG HELMUTH MEINKEN 1935: Hundsmühle­n bekam einen Kaufmannsl­aden. Erwin Rabius eröffnete ein Kolonialwa­rengeschäf­t. an der Hunoldstra­ße
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BILD:HELMUTH MEINKEN Heute: Das Geschäftsh­aus an der Hunoldstra­ße, in dem sich einst der Kaufmannsl­aden befand, steht noch.
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BILD:WWW.ALT-OLDENBUIRG.DE 1920: Im Hundsmühle­r Krug auf Oldenburge­r Stadtgebie­t stärkten sich die Kanal- Bauarbeite­r.
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Helmuth Meinken. Der 73-Jährige hat sich als Hobby-Historiker und Stadtführe­r einen Namen gemacht und mehrere Bücher geschriebe­n.
Co-Autor dieses Beitrages ist Helmuth Meinken. Der 73-Jährige hat sich als Hobby-Historiker und Stadtführe­r einen Namen gemacht und mehrere Bücher geschriebe­n.

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