Schatzsuche im Tecklenburger Land
„Teutoschleifen“in verschiedenen Längen – Rätselfragen führen zum Lösungswort
Kinder und Wandern – das ist nicht immer ganz spannungsfrei. Geocaching kann Wunder wirken.
STEINBECK – Sie haben Kinder? Dann machen Sie einen Test. Sagen Sie: „Heute machen wir eine Wanderung“. Was passiert? Sie ernten einen müden Blick. Fragen Sie dagegen: „Habt ihr Lust auf eine kleine Geocaching-Tour?“, geschehen mitunter sonderbare Dinge. Urplötzlich kennt der Nachwuchs kein Halten mehr. Nur mit Mühe wartet er ab, bis auch die Eltern die Einführung in das GPS-Gerät verstanden haben, das einem Navi ähnelt, aber leider nicht spricht.
Ausgerüstet mit diesem Gerät oder auch mit dem eigenen Handy stürzen die Kinder los. Die Erwachsenen mühen sich derweil, den Anschluss nicht ganz zu verlieren. Das Schöne ist: Es geht nicht um Zeit, sondern nur um Spaß.
Ähnliche Erfahrungen hatte Alexia Finkeldei im Urlaub in Tirol gemacht. Dort begab sich ihr Sohn auf die kurzweilige Suche nach „Caches“, also Verstecken. Zurück in der Heimat, machte sich die Geschäftsführerin der Tecklenburger Land Tourismus e.V. ans Werk.
Es gab zwar schon den Hermannsweg und dazu die „Teutoschleifen“und „Teutoschleifchen“, lauter Premiumwanderwege links und rechts des Klassikers. Nur GeocachingAngebote – die gab es noch nicht. Heute, zwei Jahre später, können Familien im Tecklenburger Land zwischen sechs verschiedenen Angeboten wählen.
Karte und Koordinaten
Die kürzeste Tour, das „Ladbergener Pättken“, ist 3,3 Kilometer lang, die längste, die „Steinbecker Runde“, 7,4 Kilometer. Wir entscheiden uns für die „Steinbecker Runde“. Wenn schon Testlauf, dann richtig. Am Start: Sophia, 9, ihr Bruder Paul, 8, und ihre Mutter Dagmar Kerssen, die zusammen mit ihrem Mann ein Hotel in Brochterbeck betreibt und gleich zwei von den GPSGeräten mitgebracht hat, die auch an Gäste verliehen werden. Außerdem Berit Graw vom Tecklenburger Land Tourismus e.V., damit wir auch ja nicht vom Weg abkommen. Graw hat eine Schatzkarte dabei, in der die Route und die ungefähre Lage der fünf „Caches“eingezeichnet ist. Aber eben nur die ungefähre.
In der Karte gibt es zu jedem Versteck eine Rätselfrage sowie ein Foto. So können auch kleinere Kinder mitmachen, ohne ständig auf Koordinaten achten zu müssen. Am Ende hat man neun Buchstaben, die zusammen das Lösungswort ergeben. Das braucht man, um an die Belohnung in einer Schatztruhe zu kommen.
Unser Startpunkt ist die „Marina Recke“am Mittellandkanal, der längsten künstlichen Wasserstraße in Deutschland. Kaum haben wir den kleinen Jachthafen erreicht, gibt Paul die Koordinaten für das erste Ziel ein. Sophia liest dazu die erste Frage: „Du kannst die Schiffe fahren hören, den Himmel über dir aber nicht sehen“. Sofort stürzen die beiden los in Richtung Kanal, „voll einfach“, die Aufgabe, findet Sophia. Ein Blick nach links, einer nach rechts – die Brücke dahinten, die muss es sein.
Allerdings dauert es noch eine Weile, bis sie auch den „Cache“entdecken. Das Glasröhrchen mit dem Logbuch ist gut versteckt. Geschlagene zwei Minuten verstreichen, dann können Paul und Sophia endlich ihre Namen ins Logbuch eintragen. Und den ersten Buchstaben für das Lösungswort notieren, ein „A“.
Wir passieren die Buchholzer Waldhütte. Sie markiert den Beginn eines Bergbaupfades. Hätten wir mehr Zeit, würden wir sicher ausgiebig die Tafeln am Wegesrand studieren. Sie erzählen die Geschichte des Bergbaus im Buchholzer Forst und zeigen alte Fotos von Bergleuten mit Hacke und Grubenlampe. Doch die Kinder mahnen zur Eile. Mal zählen sie ihre Schritte, mal rätseln sie, ob eine Finnenbahn, also eine Laufstrecke mit besonders weichem Belag, wirklich nur für Finnen ist. Nur eines kommt nicht auf: Langeweile.
Ruhe im Wald
„Unterirdisch kalt“soll es dort sein, steht in der Schatzkarte. Paul grübelt. „Eine Goldmine?“Nicht ganz. „Ich weiß, das ist das, was man für den Grill benutzen kann.“Nur das Wort Kohle kommt ihm nicht in den Sinn. Kurze Zeit später stehen wir vor dem Eingang des Steinbecker Stollens. Er wurde 1752 angelegt, war 418 Meter lang und diente zur Ableitung des Grubenwassers. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs suchten hier die Menschen aus den umliegenden Dörfer Zuflucht.
Heute ist der Stollenmund mit einem Spezialgitter versehen, aus gutem Grund. „Welche Tiere schlafen da?“, fragt Berit Graw. Ruhe im Wald. „Den ganzen Winter, von Oktober bis zum Frühjahr?“Immer noch Ruhe. „Und hängen an der Decke?“Genau, Fledermäuse. Den nächsten Buchstaben haben wir auch.
Bergbaugeschichte
Das Buchholzer Kohlenrevier gilt als eine der Wiegen des Ibbenbürener Bergbaus. Vor gut 450 Jahren wurde hier die erste Steinkohle abgebaut. Daran erinnert ein 14 Meter hoher Aussichtsturm, der Höhepunkt unserer kleinen Runde.
Spannender noch als der Blick vom Turm ist für Paul
und Sophia die Suche nach dem „Cache“. Sie finden ihn am Fuße des Turms, auf einer kleinen Lichtung, unweit der alten Schachthütte. Nun gilt es, neun Buchstaben in die richtige Reihenfolge zu bringen. Das Lösungswort, ein bekannter Bergmannsgruß, wird natürlich nicht verraten. Nach gut zweieinhalb Stunden öffnet sich endlich die Schatzkiste.