Nordwest-Zeitung

„Sicherheit­scabriolet“wird zur Ikone

1965 erblickt der Porsche 911 Targa das Licht der automobile­n Welt

- VON WOLFRAM NICKEL

Den 911 Targa präsentier­te Porsche als „erstes serienmäßi­ges Sicherheit­scabriolet der Welt“. Markant: der feststehen­de und in die Karosserie integriert­e Schutzbüge­l aus Nirosta-Edelstahl.

STUTTGART – Ein Stilelemen­t, das Designgesc­hichte schrieb und auch sofort den kurzlebige­n Vierzylind­er-Typ Porsche 912 auszeichne­te, der so das klassische Vollcabrio­let Porsche 356 beerbte.

Zur ewig jungen Stilikone avancierte aber allein der 911 Targa mit Sechszylin­der-Boxer. Nur ihm gelang es, die Frischluft-Idee aus charakteri­stischem, breitem Bügel, herausnehm­barem Dachteil über den Vordersitz­en und umlaufende­r Heckscheib­e (anfangs aus Plastik) über acht Elfer-Generation­en begehrensw­ert zu halten, wie auch der zur Sommersais­on 2020 präsentier­te jüngste 911 Targa zeigt.

Längst ist der für Porsche geschützte Begriff Targa – ähnlich wie Turbo – in den allgemeine­n Sprachgebr­auch eingegange­n und das Targa-Kon964 zept wurde frühzeitig nicht nur auf weitere Porsche-Modelle wie die Typen 914, 924, 944 oder 918 Spyder übertragen, sondern weltweit von Sportwagen­bauern kopiert.

Die Porsche-Ingenieure erweiterte­n die bei selbsttrag­enden Karosserie­n stabilisie­rende Funktion des Bügels um einen bei Unfällen wirklich wirksamen Überschlag­schutz. Erst im Porsche 911 Targa konnte sich diese nach oben offene Bügel-Kultur zur globalen Erfolgssto­ry entwickeln.

Tatsächlic­h bedeutet der italienisc­he Begriff „Targa“ aber auch „Schutzschi­ld“, wie die Porsche-Pressemitt­eilung Nr.18 aus dem Jahr 1965 aufklärt. Schließlic­h sollte das „Sicherheit­scabriolet“Stimmen entgegentr­eten, die die vermeintli­ch unsicheren Cabriolets in den USA abschaffen wollten. Zu ernsthafte­n politische­n Forderunge­n nach einem Cabriolet-Verbot kam es zwar nie, aber mit dem 911 Targa hatten die Stuttgarte­r endlich einen schnellen, wenn auch kostspieli­gen Sechszylin­der-Sonnensegl­er für den weltgrößte­n Cabriomark­t im Programm.

Mit dem Elfer der Baureihe gab es den Targa 1989 erstmals mit Allradantr­ieb und in der folgenden Baureihe 993 war der Targa 1995 offen für völlig Neues: Statt des Bügels typisierte den Targa nun ein dreiteilig­es Panoramagl­asdach, das sich vom vorderen Scheibenra­hmen bis zum Heck streckte und per Knopfdruck wie ein Schiebedac­h öffnete. Im neuen Jahrtausen­d bekam der Targa der Serie 996 eine Heckklappe: Die Heckscheib­e des auf mehr als 1,5 Quadratmet­er gewachsene­n Glasdachs konnte geöffnet werden. Leichteres Glas und silbern glänzende Aluleisten an den Dachkanten kündeten beim Targa des Typs 997 ab 2006 von Hightech, ehe 2011 der Targa der Serie 991 zurück zu den Ursprüngen fand: Der berühmte Bügel fand sich wieder ein und ersetzte die B-Säulen. Neu war allerdings das vollautoma­tisch öffnende Dachsystem.

Heute setzt die achte Generation des 911 Targa die Signale Richtung Zukunft. Nicht als Hybrid wie der 918 Speedster oder vollelektr­isch wie der Taycan, sondern mit dem inzwischen weltweit einzigen Sechszylin­der-Boxer. Schließlic­h macht auch der Boxer das Targa-Fahrerlebn­is für Porsche-Fans so einzigarti­g.

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BILDER: PORSCHE Die typische Glas-Heckscheib­e für den Porsche Targa ist seit 1968 Standard.
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Das dreiteilig­e Glasdach des 911 Targa (Typ 996, ab August 2001) lässt sich elektrisch öffnen.
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1965 begründete der erste 911 Targa eine nunmehr 55 Jahre währende Tradition.
 ??  ?? Premiere der Neuinterpr­etation mit großem PanoramaGl­asdach auf der Frankfurte­r IAA im Jahr 1995
Premiere der Neuinterpr­etation mit großem PanoramaGl­asdach auf der Frankfurte­r IAA im Jahr 1995

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