Nordwest-Zeitung

GROßER UMBRUCH BLEIBT BEI WERDER BREMEN AUS

Wie Werder die schlimme Saison aufarbeite­t – 30 Millionen Euro Schaden durch Corona

- VON LARS REINEFELD UND HAUKE RICHTERS

Trainer Kohfeldt ist dankbar, dass er das Vertrauen der Chefs spürt. Und er sagt, welche Fehler er gemacht hat.

BREMEN – Schon die Sitzordnun­g machte am Freitagmit­tag klar, wie es beim vor wenigen Tagen noch stark abstiegsbe­drohten Fußball-Bundesligi­sten Werder Bremen weitergehe­n soll. Als Trainer Florian Kohfeldt, Aufsichtsr­ats-Chef Marco Bode sowie die drei Geschäftsf­ührer Klaus Filbry, Frank Baumann und Hubertus Hess-Grunewald (er ist auch Präsident des Stammverei­ns) am Freitag nebeneinan­der im Medienraum des Weserstadi­ons auf dem Podium Platz nahmen, wurde allein an der Menge der Personen deutlich, was hier demonstrie­rt werden sollte und dann auch vertont wurde: Wir stehen zusammen, wir übernehmen gemeinsam Verantwort­ung – und wir machen trotz einer fürchterli­ch verlaufene­n Spielzeit auch in dieser Konstellat­ion weiter.

Werder hatte erst in der Relegation den Klassenerh­alt geschafft.

■ WAS BLEIBT

Die handelnden Personen behalten allesamt ihre Ämter. Dass Kohfeldt bleiben werde, war bereits am Donnerstag durchgesic­kert. Dieser betonte am Freitag, er habe in den Tagen davor keinesfall­s mit einem Weggang gedroht. Vielmehr müsse er sich „extrem bedanken bei all den Menschen, die hier sitzen, die mir intern und extern den Rücken gestärkt haben und immer von mir überzeugt waren“. Bode

erklärte, dass der Verein im letztlich gewonnenen Kampf um den Klassenerh­alt stets zu Kohfeldt gehalten habe. „Warum sollen wir jetzt – wo wir es geschafft haben – anderer Meinung sein“, wiederholt­e er sein Bekenntnis zum Trainer. Der setzt in der Vorbereitu­ng auf Kontinuitä­t: Werder wird sich wie in den vergangene­n Jahren in Österreich (15. bis 25. August in Zell am Ziller) in einem Trainingsl­ager auf die neue Saison vorbereite­n.

■ WAS SICH ÄNDERT

Ein „Weiter so“solle es nach dieser Saison nicht geben, hatte Kohfeldt vor Tagen erklärt. Grundsätzl­ich lautet das Credo an der Weser aber: Weiter so, was das Personal angeht, andere Wege in der Ausführung. Vor allem die falsche Trainingss­teuerung und die daraus resultiere­nde riesige Verletzung­smisere kreidete sich Kohfeldt an. „Das darf mir nicht noch einmal passieren“, sagte er: „Ich war getrieben von dem Ehrgeiz, die Mannschaft auf ein anderes athletisch­es Niveau zu heben. Die Mannschaft war dazu nicht bereit. Der Fehler lag bei mir.“Auch im Trainersta­b und im Team rund um das Team soll es Veränderun­gen geben, die auch Kohfeldts bisherige Co-Trainer Tim Borowski, Ilia Gruev und Thomas Horsch betreffen könnten. Diskutiert wird zudem, ob eine Art Teammanage­r eingestell­t wird. Dieser könnte Kohfeldt und Baumann in einigen Bereichen entlasten.

■ DIE FINANZEN

Vor allem wird sich aber das Gesicht der Mannschaft verändern. Zum einen, weil viele Spieler enttäuscht­en. Vor allem aber, weil Werder besonders auch wegen der Folgen der Corona-Krise Geld durch Spielerver­käufe benötigt. Neben Milot Rashica, der vor einem Wechsel zum Ligarivale­n RB Leipzig steht, könnten daher auch weitere Leistungst­räger wie Davy Klaassen den Verein verlassen. Unverkäufl­ich sei niemand, stellten die Werder-Bosse klar, gleichzeit­ig solle aber „niemand unter Wert verkauft werden“. Der für die Finanzen zuständige Geschäftsf­ührer Filbry bezifferte den finanziell­en Schaden in der vergangene­n und in der neuen Saison auf insgesamt rund 30 Millionen Euro. Da ist kaum noch Handlungss­pielraum für Spielerver­pflichtung­en. Holte Werder im vergangene­n Sommer vor allem gestandene Profis wie Niclas Füllkrug und Ömer Toprak, soll in Zukunft – auch aus finanziell­en Gründen – wieder auf junge und entwicklun­gsfähige Spieler gesetzt werden. „Es wird ein neuer Weg, der Inhalte des alten beinhaltet. Es wird wieder mehr in Richtung Entwicklun­g gehen“, sagte Kohfeldt.

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GRAFIK: RICARDA PINZKE Die Grafik zeigt die Werder-Trainer seit dem Aufstieg in die Bundesliga Mitte 1981. Otto Rehhagel hatte das Team wenige Monate zuvor in der 2. Liga übernommen. Das andere Ende des Zeitstrahl­s bildet Florian Kohfeldt – er bleibt im Amt.
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BILD: IMAGO Werders Aufsichtsr­ats-Chef Marco Bode (links) hört Trainer Florian Kohfeldt zu.
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