Eine gute Ersatzbank
Es war ein Debattenabend der US-Vizepräsidentschaftskandidaten, an dem es am Ende vor allem zwei Gewinner gab: Die Einsicht, dass – gemessen an dem chaotischen Duell Trump-Biden – doch noch ziviler Umgang im politischen Diskurs existiert. Und dann die Fliege, die auf dem weißen Haar des TrumpStellvertreters Mike Pence landete und in den sozialen Medien ungeheure Popularität erfuhr. Ansonsten wird man sich in wenigen Wochen an die Details des Treffens zwischen Pence und Kamala Harris kaum erinnern. Was eigentlich schade ist. Denn es gibt durchaus Schlussfolgerungen, die nicht unwichtig sind.
Erstens: Pence, der teils wie ein nordkoreanischer Apparatschik wirkte, der sich unter Todesgefahr nicht ein einziges kritisches Wort zu seinem Chef leisten darf, wäre vermutlich der bessere Präsident – vor allem durch seinen sachlich-analytischen Ansatz, der bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie gefragt ist und über den Trump nicht verfügt. Zweitens: Sollte der 77-jährige Joe Biden am 3. November siegen und die erste Amtszeit nicht durchstehen, wäre Harris durchaus eine kompetente Nachfolgerin. Doch stellt sich die Frage, wie das Land den dramatischen Linksruck verkraften würde, für den Biden und Harris stehen – mit ihrem Konzept von Steuererhöhungen bis hin zu einer radikalen Änderung in der Energiepolitik, die zunächst Zehntausende von Jobs kosten würde.
Unterm Strich gilt also: Die Präsidenten-Ersatzbank ist auf beiden Seiten nicht schlecht bestückt.
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