Verantwortliche sind nun gefordert
Diese Zahl macht den Ernst der Lage deutlich. Der drastische Anstieg auf 4058 neue Corona-Infektionen pro Tag zeigt, dass Deutschland bereits die zweite Welle der Pandemie erlebt und die Fallzahl in den nächsten Tagen und Wochen weiter steigen dürfte. Als Angela Merkel, die gelernte Physikerin, vor wenigen Tagen das Infektionsgeschehen hochgerechnet und ihre Prognose von knapp 20 000 neuen Fällen pro Tag im Dezember abgegeben hatte, war sie noch milde belächelt worden. Jetzt scheint diese plötzlich durchaus realistisch zu sein.
Schon warnen Gesundheitsminister Jens Spahn und das Robert-Koch-Institut vor einem Kontrollverlust. In Berlin ist man bereits auf bestem Wege dorthin. In der Hauptstadt, wie auch andernorts, sind es vor allem junge Menschen, die nicht länger mit Beschränkungen leben wollen, achtlos und unvorsichtig nicht nur ihre eigene Gesundheit und ihr Leben aufs Spiel setzen, sondern auch andere gefährden. Und die politisch Verantwortlichen schauen zu, greifen oft nicht entschlossen genug ein, um die wichtigen Regeln durchzusetzen und gegen Verstöße vorzugehen. Die Ballungszentren entwickeln sich zu den Corona-Hotspots der Republik. Die Kanzlerin will bei einem weiteren Gipfel mit den Oberhäuptern der größten deutschen Städte die Notbremse ziehen. Wenn Gesundheitsminister Spahn jetzt aber von einem Charaktertest der Gesellschaft spricht, geht das zu weit. Der übergroße Teil der Bürgerinnen und Bürger verhält sich korrekt und umsichtig. Die politisch Verantwortlichen sind jetzt vor allem auch gefordert, dürfen sich nicht vorauseilend aus der Verantwortung stehlen. Bei der Ausstattung der Gesundheitsämter, beim Schulbetrieb und der Stärkung des Gesundheitswesens ist noch viel Luft nach oben. Und der Bruch der Corona-Regeln darf nicht weiter einfach hingenommen werden.
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