Nordwest-Zeitung

Grüne wollen rechte Netzwerke in der Polizei suchen

Oldenburge­rin Susanne Menge regt Studie zu demokratie­feindliche­n Tendenzen an

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Susanne Menge, Grünen-Landtagsab­geordnete aus Oldenburg, bemüht gern das Bild vom „Bürger in Uniform“: Die Polizei sei ein Abbild der Gesellscha­ft. Warum sollten die Beamten nicht auch empfänglic­h sein für rechtsextr­eme und demokratie­feindliche Tendenzen, fragt die 60-jährige frühere Lehrerin. Bis heute sei das Ausmaß rechter Netzwerke innerhalb der Polizei in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Berlin nicht bekannt. Es gebe keine fundierten Erkenntnis­se über Extremismu­s bei der Polizei, sagt Menge. Für ihre Fraktion beantragt sie am Donnerstag im Landtag eine unabhängig­e, wissenscha­ftliche Studie über Rechtsextr­emismus und Demokratie­feindlichk­eit in der Polizei.

Widerspruc­h ernten die Grünen von Landesinne­nminister Boris Pistorius (SPD), der eine Versachlic­hung der Debatte anmahnt. „Unsere Polizei ist bestens ausgebilde­t und steht auf dem Boden unserer Verfassung“, betont er. Und: „Ich bin davon überzeugt, dass wir eine der besten

Polizeien der Welt haben. Darauf sollten wir stolz sein.“Pistorius will den Vorschlag der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) aufgreifen, die eine Studie über die Rahmenbedi­ngungen des täglichen Alltags in der Polizei wünscht. Auch Menges Vorschlag, einen unabhängig­en Polizeibea­uftragten als Ansprechpa­rtner zu installier­en, stößt auf wenig Gegenliebe beim Minister. Es gebe bereits seit Juli 2014 eine unabhängig­e Beschwerde­stelle, die Bürgern ebenso wie den Polizisten offenstehe.

Marco Genthe (FDP) warnt die Grünen, sich zu verrennen: „Unsere Polizei steht zu Unrecht im Fokus.“

Rückendeck­ung erhalten die Grünen teilweise von CDUFraktio­nsvize Uwe Schünemann: Die schockiere­nden Vorfälle in NRW sollten Anlass für zusätzlich­e präventive Maßnahmen in Niedersach­sen sein. Zwar werde in der Polizeiaka­demie großer Wert auf Demokratie­entwicklun­g und Abgrenzung von Extremismu­s gelegt, dennoch bestehe weiterer Handlungsb­edarf. Er fordert, den gesamten öffentlich­en Dienst in den Fokus zu nehmen. Dazu gehörten Regelabfra­gen beim Verfassung­sschutz und ein Korruption­smeldeport­al.

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BILD: Grüne Fordert Polizei-Studie: Susanne Menge

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