Die Gefahr lauert im Blumentopf
Katzen können sich durch Pflanzen in Haus und Garten vergiften – Darauf sollte geachtet werden
Ammerland – „Es ist eine Fehleinschätzung zu glauben, dass Katzen sich nicht vergiften könnten, weil sie einen siebten Sinn für Giftpflanzen haben. Den haben sie nicht“, sagt Dr. Gunnar Habben, Tierarzt aus Augustfehn II. „Genau so oft wie bei Hunden haben wir in unserer Praxis auch mit Vergiftungserscheinungen bei Katzen zu tun.“
Warum knabbern Katzen an Pflanzen
Dass Katzen an Pflanzen knabbern, sei ein instinktives, natürliches Bedürfnis. Wildkatzen und Freigänger fressen an Pflanzen, um besser mit Haarballen im Magen zurechtzukommen und diese auswürgen zu können. Seien es Fellteile, die sie beim Fressen von Mäusen verschlingen, seien es Haare, die sie bei der Fellpflege hinunterschlucken. Pflanzenteile seien also ein natürliches Brechmittel.
„Wohnungskatzen sind – weil das Knabbern an Pflanzen ein natürliches Bedürfnis ist – jedoch wesentlich gefährdeter als Freigänger“, erläutert der Tierarzt. Wohnungskatzen hätten einfach oft mehr Langeweile als Katzen, die nach draußen dürften, und würden dann eher an Zimmerpflanzen fressen, unter denen es zahlreiche Exoten und giftige Pflanzen gebe. Das Fressen von Dosenfutter sei in wenigen Minuten erledigt und dann suchten sich Wohnungskatzen Beschäftigungen.
Wie kommt es zu Vergiftungen
Wenn eine Wohnungskatze zum Beispiel draußen Vögel beobachte und von einem Fenster zum anderen springe und dabei der Topf mit dem Weihnachtsstern nach unten fiele, könne das Tier aus Neugierde oder mangels Alternativen auch davon fressen. Das
sei für das Tier jedoch lebensgefährlich. Gerade wenn etwas umfiele oder zu Boden fiele, wie z.B. auch ein Medikament, das einem aus der Hand rutsche,
würden Katzen neugierig und könnten so in gefährliche Situationen geraten.
Sinnvoll sei es gerade für Wohnungskatzen, ihnen Katzengras
zur Verfügung zu stellen. In Gartenmärkten und Zoohandlungen bekäme man Saatmischungen.
Zur Gefahr können für die
Sofa-Tiger auch Kratzbäume werden, das heißt Pflanzen, die Katzen als Kratzbaum nutzen. Giftig sei z.B. der Elefantenfuß. In einem katzensicheren Haushalt sollte man auf giftige Pflanzen verzichten, Katzengras und einen Sisalkratzbaum anbieten.
Auch Freigänger könnten sich vergiften, so Gunnar Habben, sie hätten bei ihren Streifzügen jedoch wesentlich mehr Knabberalternativen. Besonders beliebt sind bei vielen Fellnasen Katzenminze, Katzengamander, Baldrian, Zitronengras oder Hornveilchen – alles natürlich ungespritzt.
Woran erkennt man Vergiftungen
Dass etwas mit dem Tier nicht stimmt, merken Katzenhalter sehr schnell. Hinweise auf eine Vergiftung können Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung sein, ferner geweitete Pupillen, starkes Speicheln, Schaum vor dem Maul, Zittern, Taumeln, Krämpfe, Benommenheit, schwacher Puls, langsames, angestrengtes Atmen, Lähmungen oder gar ein Herz-Kreislaufkollaps. Grundsätzlich gelte, dass bei allen Pflanzen nicht alle Teile gleich giftig seien. Manchmal ist Gift in Blättern oder Blüten konzentriert, manchmal in den Früchten, manchmal ist es die Knolle oder der Blütensaft.
Was soll man im Fall des Falles tun
Besteht der Verdacht auf eine Vergiftung, darf man keine Zeit verlieren: Der Halter sollte sich umgehend an einen Tierarzt oder an den tierärztlichen Notdienst wenden. Wichtig sei es nach Angaben von Habben auch, an die Beweissicherung zu denken. Mitgebrachte Pflanzenteile, von denen das Tier gefressen habe, oder Fotos von den Pflanzenteilen oder gar Erbrochenem seien wichtige Hinweise für die Diagnose.