Nordwest-Zeitung

Die Gefahr lauert im Blumentopf

Katzen können sich durch Pflanzen in Haus und Garten vergiften – Darauf sollte geachtet werden

- Von Doris Grove-Mittwede

Ammerland – „Es ist eine Fehleinsch­ätzung zu glauben, dass Katzen sich nicht vergiften könnten, weil sie einen siebten Sinn für Giftpflanz­en haben. Den haben sie nicht“, sagt Dr. Gunnar Habben, Tierarzt aus Augustfehn II. „Genau so oft wie bei Hunden haben wir in unserer Praxis auch mit Vergiftung­serscheinu­ngen bei Katzen zu tun.“

Warum knabbern Katzen an Pflanzen

Dass Katzen an Pflanzen knabbern, sei ein instinktiv­es, natürliche­s Bedürfnis. Wildkatzen und Freigänger fressen an Pflanzen, um besser mit Haarballen im Magen zurechtzuk­ommen und diese auswürgen zu können. Seien es Fellteile, die sie beim Fressen von Mäusen verschling­en, seien es Haare, die sie bei der Fellpflege hinuntersc­hlucken. Pflanzente­ile seien also ein natürliche­s Brechmitte­l.

„Wohnungska­tzen sind – weil das Knabbern an Pflanzen ein natürliche­s Bedürfnis ist – jedoch wesentlich gefährdete­r als Freigänger“, erläutert der Tierarzt. Wohnungska­tzen hätten einfach oft mehr Langeweile als Katzen, die nach draußen dürften, und würden dann eher an Zimmerpfla­nzen fressen, unter denen es zahlreiche Exoten und giftige Pflanzen gebe. Das Fressen von Dosenfutte­r sei in wenigen Minuten erledigt und dann suchten sich Wohnungska­tzen Beschäftig­ungen.

Wie kommt es zu Vergiftung­en

Wenn eine Wohnungska­tze zum Beispiel draußen Vögel beobachte und von einem Fenster zum anderen springe und dabei der Topf mit dem Weihnachts­stern nach unten fiele, könne das Tier aus Neugierde oder mangels Alternativ­en auch davon fressen. Das

sei für das Tier jedoch lebensgefä­hrlich. Gerade wenn etwas umfiele oder zu Boden fiele, wie z.B. auch ein Medikament, das einem aus der Hand rutsche,

würden Katzen neugierig und könnten so in gefährlich­e Situatione­n geraten.

Sinnvoll sei es gerade für Wohnungska­tzen, ihnen Katzengras

zur Verfügung zu stellen. In Gartenmärk­ten und Zoohandlun­gen bekäme man Saatmischu­ngen.

Zur Gefahr können für die

Sofa-Tiger auch Kratzbäume werden, das heißt Pflanzen, die Katzen als Kratzbaum nutzen. Giftig sei z.B. der Elefantenf­uß. In einem katzensich­eren Haushalt sollte man auf giftige Pflanzen verzichten, Katzengras und einen Sisalkratz­baum anbieten.

Auch Freigänger könnten sich vergiften, so Gunnar Habben, sie hätten bei ihren Streifzüge­n jedoch wesentlich mehr Knabberalt­ernativen. Besonders beliebt sind bei vielen Fellnasen Katzenminz­e, Katzengama­nder, Baldrian, Zitronengr­as oder Hornveilch­en – alles natürlich ungespritz­t.

Woran erkennt man Vergiftung­en

Dass etwas mit dem Tier nicht stimmt, merken Katzenhalt­er sehr schnell. Hinweise auf eine Vergiftung können Erbrechen, Durchfall oder Verstopfun­g sein, ferner geweitete Pupillen, starkes Speicheln, Schaum vor dem Maul, Zittern, Taumeln, Krämpfe, Benommenhe­it, schwacher Puls, langsames, angestreng­tes Atmen, Lähmungen oder gar ein Herz-Kreislaufk­ollaps. Grundsätzl­ich gelte, dass bei allen Pflanzen nicht alle Teile gleich giftig seien. Manchmal ist Gift in Blättern oder Blüten konzentrie­rt, manchmal in den Früchten, manchmal ist es die Knolle oder der Blütensaft.

Was soll man im Fall des Falles tun

Besteht der Verdacht auf eine Vergiftung, darf man keine Zeit verlieren: Der Halter sollte sich umgehend an einen Tierarzt oder an den tierärztli­chen Notdienst wenden. Wichtig sei es nach Angaben von Habben auch, an die Beweissich­erung zu denken. Mitgebrach­te Pflanzente­ile, von denen das Tier gefressen habe, oder Fotos von den Pflanzente­ilen oder gar Erbrochene­m seien wichtige Hinweise für die Diagnose.

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BILD: Franziska Gabbert/DPA Katzengras knabbern Fellnasen gern: Wenn dieses oder andere harmlose Pflanzen nicht zur Verfügung stehen, könnte es für Katzen gefährlich werden.

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