Nordwest-Zeitung

Zur Person

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Sebastian Polter (vorn) kassierte zuletzt mit Fortuna Sittard gegen Eindhoven (hier Jordan Teze) eine 0:2-Pleite.

Sie aus Berlin gegangen? Es gab Ärger rund um das Thema Gehaltsver­zicht in Corona-Zeiten, dennoch war es die längste Station Ihrer Profikarri­ere. Polter: Es ist unglücklic­h gelaufen am Ende. Zum Thema Gehaltsver­zicht ist alles gesagt, da habe ich einen Strich drunter gemacht. Die Zeit bei Union war die schönste Zeit meiner Karriere. Da geht es nicht nur um Erfolge. Ein Beispiel: Ich hatte dort mit einem Achillesse­hnenriss die größte Verletzung meiner Karriere, aber der Verein hat in jeder Sekunde hinter mir gestanden. Mit dem erstmalige­n Aufstieg

in die erste Liga haben wir Geschichte geschriebe­n – und auch der Klassenerh­alt in der Vorsaison war ein Erfolg. Da kann man nur mit einem tollen Gefühl gehen, auch wenn ich gern länger geblieben wäre. Ich habe aber wenig gespielt und bin zu ehrgeizig, um nur auf der Bank zu sitzen.

Warum haben Sie sich für einen Wechsel in die Niederland­e zu Fortuna Sittard entschiede­n? Es gab auch Interesse zum Beispiel vom Hamburger SV oder dem FC St. Pauli. Polter: Erstmal habe ich bewusst lange gewartet, um mir

Sebastian Polter

wurde am 1. April 1991 in Wilhelmsha­ven geboren. In seiner Jugend begann er als Torwart des Heidmühler FC, ehe er in den Sturm wechselte und im Juniorenbe­reich beim SV Wilhelmsha­ven, bei Werder Bremen, Eintracht Braunschwe­ig und dem VfL Wolfsburg kickte. Im Seniorenbe­reich spielte er für Wolfsburg, den 1. FC Nürnberg und Mainz 05, ehe er in der Saison 2014/15 für ein Jahr leihweise zu Union Berlin

meiner Entscheidu­ng sicher zu sein. Es gab mehrere Anfragen, auch aus dem Ausland, aus Dubai, der Türkei und China. Da hätte ich deutlich mehr verdienen können. Aber das war mir noch zu früh, ich habe großen Ehrgeiz und habe mich für die sportlich reizvollst­e Aufgabe entschiede­n.

Warum war sie so reizvoll? Polter: Die Eredivisie ist eine gute Liga, die zu sehr unter dem Radar fliegt. Die Liga ist zwar nicht so breit aufgestell­t, aber hier gibt es viele starke Spieler und Clubs. Ich hatte richtig gute Gespräche mit unserem Trainer Kevin Hofland, der früher auch in der Bundesliga für den VfL Wolfsburg gespielt hat. Ich hatte das Gefühl, richtig gewollt zu sein, und die Aufgabe ist spannend.

Was meinen Sie mit spannend? Polter: Fortuna Sittard ist ein Verein, der erst zwei Jahre in der höchsten Liga spielt und sich sehr gut entwickelt. Dabei will ich helfen. Die Mannschaft war in den letzten beiden Jahren sehr jung und talentiert. Jetzt wurden einige ältere, erfahrene Spieler dazu geholt. Etwas mitaufzuba­uen, das habe ich immer in meiner Karriere gewollt. Es muss nicht immer nur um Titel gehen.

wechselte. Vom Sommer 2015 bis Januar 2017 lief der 1,91-Meter-Hüne bei den Queens Park Rangers in England auf, danach stand er bis zum Sommer dieses Jahres bei Union Berlin unter Vertrag. Insgesamt kommt er in der 1. Bundesliga auf 64 Einsätze mit neun Toren und vier Vorlagen. Bei Fortuna Sittard hat er einen Zweijahres­vertrag unterschri­eben, stand in den ersten vier Ligaspiele­n in der Startelf und erzielte ein Tor.

einem Punkt aus vier Spielen. Polter: Wir hatten ein schwierige­s Programm mit Spielen gegen Twente, Heerenveen, Alkmaar und PSV Eindhoven. Dort haben wir zuletzt 0:2 verloren, haben aber so viele Chancen erspielt, dass man sieht, dass das Potenzial da ist.

Sie haben bereits in England bei den Queens Park Rangers gespielt und hatten natürlich mehrere Stationen in Deutschlan­d. Wie unterschei­det sich der niederländ­ische Fußball? Polter: Die Unterschie­de sind schon auffällig. Wir versuchen hier, reinen Fußball zu spielen. Kombinatio­nsfußball. Das gilt für die ganze Liga. Es geht immer um fußballeri­sche Lösungen. Das kann mal ein langer Ball oder ein Konter sein, aber das Kurzpasssp­iel ist viel ausgeprägt­er als in Deutschlan­d und als in England sowieso.

Sehen wir Sie am Ende der Karriere beim SV Wilhelmsha­ven oder dem Heidmühler FC? Polter: (lacht) Diese Frage stellen mir immer sehr viele Leute aus meinem Umfeld. Ich würde es nicht ausschließ­en. Ich will nach meiner Karriere ja meine Trainersch­eine machen und dort eine Laufbahn einschlage­n. Vielleicht ist ein Einstieg bei einem Landesligi­sten aus Wilhelmsha­ven oder Friesland da ganz gut.

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