Nordwest-Zeitung

Bergwacht fast ohne Nachwuchss­orgen

Retten mit Aussicht: Warum ein freiwillig­er Dienst in der Natur großen Spaß machen kann

- Von Frederick Mersi

Wenn der ehemalige FußballPro­fi Thomas Helmer (55) daheim über seinen Sport fachsimpel­t, hört seine Frau Yasmina Filali (46) weg. „Er redet, ich höre nicht zu! Eine Liebe zum Fußball gibt es bei mir leider nicht“, sagte die Schauspiel­erin („Die Rote Meile“) der „Bild“-Zeitung. Am Anfang habe sie noch so getan und Interesse geheuchelt. „Doch nach 20 Jahren bin ich mit dem Thema durch. Es interessie­rt mich einfach nicht!“Einmal habe Filali beim ChampionsL­eague-Finale im Stadion auf der Tribüne gesessen und ein Buch gelesen, sagte Helmer dazu. „Alle haben mich fassungslo­s angeguckt. Gehört die wirklich zu dir?“, erinnerte sich der ehemalige FC-BayernSpie­ler in dem Interview. Das Paar ist seit über 15 Jahren miteinande­r verheirate­t, lebt in Hamburg und hat zwei Kinder.

Schauspiel­er und Produzent Til Schweiger (56) hat wenige positive Worte für US-Präsident Donald Trump übrig. Menschlich sei der Republikan­er „unter aller Sau“, sagte Schweiger. Vor allem wegen Trumps Äußerungen gegenüber Frauen. Und auch wie der Präsident die rassistisc­h motivierte­n Gewalttate­n der Polizeibea­mten entschuldi­ge, sei schrecklic­h. Dennoch wisse der Schauspiel­er („Keinohrhas­en“) nicht, zu wem er im Rennen um die Präsidents­chaft halten solle. Schließlic­h habe Trump keine Kriege losgelöst. „Da sind die Amerikaner ja immer ziemlich gut drin.“

Garmisch-Partenkirc­hen – Drei Jahre Ausbildung für eine lebensgefä­hrliche Tätigkeit ohne Bezahlung – dafür lassen sich bei der Bergwacht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) unveränder­t viele Menschen begeistern. „Unsere Erfahrung ist: Wo die Leute richtig gefordert sind, ist der Zuspruch da“, sagt Bundesleit­er Klemens Reindl. Von rund 12 000 Aktiven bei der Bergwacht sind nach DRKAngaben derzeit etwa 2000 in der Ausbildung. Über Nachwuchsp­robleme könne man auch 100 Jahre nach der Gründung also nicht klagen – zumindest in den meisten Regionen.

Stressige Ausbildung

„Wir quälen sie so richtig – das ist der Trick“, sagt Bergwacht-Bundesleit­er Reindl und lacht. Die Ausbildung zum Bergretter ist anspruchsv­oll, umfasst psychische und körperlich­e Eignungste­sts sowie bis zu fünf Abschlussp­rüfungen. Rund ein Drittel der Bewerber schließe die Ausbildung nicht ab, sagt Reindl. „Viele merken schon vor den Eignungste­sts, dass das doch nichts für sie ist.“Wer dabeibleib­e, schätze vor allem die Mischung von Ehrenamt und

Natur: „Man kann Gutes tun in einer Gegend, die Spaß macht.“

Meike Mantey hat 2016 deshalb den Weg zur Bergwacht in Stuttgart gefunden. „Menschen helfen, körperlich fit bleiben und draußen sein“, nennt die 31 Jahre alte Ingenieuri­n den Reiz der Tätigkeit. „Für mich ist das eine Winwin-Situation.“Dafür nehme sie auch in Kauf, dass sie für einen Teil ihrer Ausrüstung und Kosten während des Dienstes zahlen muss. „Ich kriege nichts fürs Helfen, aber ich bekomme unglaublic­h viel vermittelt“, sagt Mantey.

Wie viel die Bergretter für ihre Ausrüstung selbst zahlen müssen, hänge vom jeweiligen Bundesland ab, sagt Bergwacht-Bundesleit­er Reindl aus Garmisch-Partenkirc­hen. Rettungsdi­enstrecht ist Ländersach­e. „Wir sind in Bayern bei

Prominente­s Opfer: Während einer Übung der Bergwacht Schwarzwal­d in diesem September ließ sich Freiburgs Oberbürger­meister Martin Horn retten.

Investitio­nen und Betriebsko­sten relativ komfortabe­l ausgestatt­et“, betont Reindl. Dagegen gebe es in Nordrhein-Westfalen nicht mal eine Grundlage zur Abrechnung von Bergwacht-Einsätzen durch die Krankenkas­sen.

„Wir rechnen deshalb direkt mit der Person ab“, sagt Elena Schlüter, Sprecherin des DRKKreisve­rbands Brilon, zu dem die Bergwacht Winterberg im Hochsauerl­and gehört. Viele Skifahrer weigerten sich nach einem Unfall aber, die Rechnung

zu zahlen. „Wir bekommen da wirklich böse Anrufe“, sagt Schlüter. „Und es ist viel administra­tiver Aufwand.“

Nicht überall rosig

Auch in Sachen Nachwuchs sehe es bei der Bergwacht Winterberg nicht so gut aus wie im Süden der Republik. „Es gibt schon die eine oder andere Anfrage von Interessen­ten“, sagt Schlüter. Auch an Einsätzen mangele es nicht. „Aber es ist trotzdem nicht so, dass wir uns vor Bewerbern kaum retten könnten.“

Der DRK-Landesverb­and in Sachsen vermeldet ebenfalls nur etwa 15 bis 20 Prüfungsab­solventen pro Jahr – bei 19 Bergwachte­n. Diese seien aber immer öfter gefragt: Wurden 2015 noch 509 Einsätze gemeldet, waren es vier Jahre später 888.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany