Nordwest-Zeitung

Krise treibt soziale Spaltung voran

Das fordern Armutsexpe­rten

- Von Reimar Paul Und Björn Schlüter

Hannover – Die Landesarmu­tskonferen­z Niedersach­sen hat vor dem Hintergrun­d der andauernde­n Corona-Krise vor einer wachsenden sozialen Spaltung gewarnt. Der landesweit­e Zusammensc­hluss von Verbänden, Gewerkscha­ften und Initiative­n verlangte in einer am Freitag vorgestell­ten Erklärung unter anderem die Abschaffun­g von prekärer Arbeit. Dazu gehöre die Regulierun­g von Leiharbeit, Werkverträ­gen und Minijobs.

„Die Corona-Krise ist eine der größten politische­n Zäsuren in der Nachkriegs­geschichte Deutschlan­ds“, sagte Lars Niggemeyer vom Deutschen Gewerkscha­ftsbund (DGB) als einer der Sprecher der Landesarmu­tskonferen­z. Eines werde dabei immer offensicht­licher: „Vor dem Virus sind nicht alle gleich. Wer arm ist, ist in der Krise noch ärmer dran als der Rest.“

Mehr als zehn Jahre konjunktur­elles Dauerhoch hätten es nicht vermocht, die Armutsquot­e zu senken, sagte Eva Thalmeier von der Landesvere­inigung für Gesundheit. Durch die Corona-Krise drohe sie weiter anzusteige­n. Nötig seien eine bessere Bezahlung von Beschäftig­ten in überwiegen­d von Frauen ausgeübten Gesundheit­s- und Pflegeberu­fen und kostenlose Bildung für Arme.

Thomas Uhlen vom CaritasVer­band bezeichnet­e die geplante Erhöhung von Hartz IV im nächsten Jahr um 14 Euro pro Monat für Alleinsteh­ende als „völlig unzureiche­nd“. Die Wohnungssi­tuation in Ballungsrä­umen sei nach wie vor dramatisch.

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