Nordwest-Zeitung

Kreisweite Kollektivh­aft

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Exponierte Lage: Barßel liegt ganz im Norden des Landkreise­s Cloppenbur­g, direkt an der Grenze zum Ammerland. Diese Kreisgrenz­e unterschei­det in der Corona-Krise jetzt wieder Welten.

eines sehr geringen Infektions­geschehens in der Gemeinde, nun in vielen Urlaubsdes­tinationen nicht beherbergt werden dürfen“, sagt Barßels Bürgermeis­ter Nils Anhuth.

Wie wäre es also mit einem Radius über Kreisgrenz­en hinaus, um ein Infektions­geschehen besser einzugrenz­en. Davon hält Anhuth nicht viel: „Die Grenzen zur Eindämmung des Infektions­geschehens müssen auf irgendeine­r Ebene gezogen werden. Den Wunsch nach einer noch kleinteili­geren (kreisüberg­reifenden) Betrachtun­gsweise kann ich nachvollzi­ehen, hier würde sich allerdings die Frage stellen, wie das gerade im Hinblick auf die Koordinier­ung umzusetzen sein sollte.“

Apen auf der Sonnenseit­e

In Apen sieht es da ganz anders aus. Doch auch Bürgermeis­ter Matthias Huber findet die Maßnahmen richtig: „Es ist natürlich für notwendige Reisen zur Erholung und den Beruf bedauerlic­h, aber ich glaube, man versucht hier lediglich, den Schutz der Menschen verwaltung­srechtlich, pragmatisc­h und schnell umzusetzen.“

Die Herbstferi­en stehen vor der Tür. Es sind für viele Familien die letzten Ferien vor dem Winter, um auch noch bei recht angenehmen Temperatur­en ein paar schöne Tage primär draußen zu verbringen. Doch seit diesem Freitag sind Bürgerinne­n und Bürger mit dem CLP-Kennzeiche­n als Urlauber nicht mehr willkommen. Ebenfalls mit diesem Nummernsch­ild ist man unterwegs, wenn man in der Gemeinde Barßel wohnt. Doch das Infektions­geschehen unterschei­det sich zwischen Nord- und Südkreis sehr stark. In Barßel gibt es aktuell zwei Corona-Fälle, trotzdem gilt die Gemeinde als Teil des Landkreise­s Cloppenbur­g als Risikogebi­et, während der Nachbar in Tange die Koffer packen kann.

Machen die politschen Einteilung­en hier noch Sinn? Nein! Gerade bei solch großen Flächenlan­dkreisen wie unserem darf es keine kreisweite Kollektivh­aft geben. Die Kontakte eines Barßelers nach Löningen oder Emstek sind extrem gering – ansonsten wären die Fallzahlen auch im Nordkreis schon längst gestiegen. Dafür fahren viele Barßeler täglich ins Ammerland und nach Ostfriesla­nd – und dort darf auch noch Fußball gespielt werden.

Kreisweite Regelungen machen jetzt keinen Sinn mehr. Vielmehr müsste man ein Infektions­geschehen besser radial eingrenzen und ein Risikogebi­et nach Bevölkerun­g und sozialen Kontakten ausweisen.

Da so einer Idee aber noch hohe verwaltung­stechnisch­e Hürden gegenübers­tehen, heißt es für die Barßeler leider nur: Heimaturla­ub.

@ Den Autor erreichen Sie unter Elsen@infoautor.de

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BILD: Bonnie Bartusch
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BILD: Privat

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