Nordwest-Zeitung

Das Ende des Unendliche­n

- →@ Diskutiere­n Sie mit unter leserforum@nwzmedien.de Lasse Deppe, Mitglied der Chefredakt­ion

Man mag sich kaum freuen, und glauben kann man es eigentlich auch noch nicht: Der Berliner Flughafen – ja, DER BER – soll Ende des Monats öffnen. In 19 Tagen also. 14 Jahre und mehrere verpulvert­e Milliarden Euro nach dem Spatenstic­h. Völlig zurecht schreibt unser Wirtschaft­schef Rüdiger zu Klampen in seiner sehr lesenswert­en Analyse: „Da kommt keine Partylaune auf.“Was seit den ersten Planungen 1992 bis heute alles schiefgega­ngen ist und warum die Kosten so explodiert sind, haben wir zudem noch mal übersichtl­ich für Sie zusammenge­fasst. Hoffen wir mal, das BER jetzt auch wirklich an den Start geht.

In wenigen Tagen soll es nun so weit sein: Der neue Hauptstadt­flughafen „BER“wird tatsächlic­h in Betrieb gehen – wenn nichts mehr dazwischen­kommt. Immerhin hat der Flughafenc­hef dieser Tage kommunizie­rt: „Nach menschlich­em Ermessen steht einer Eröffnung des BER am 31. Oktober 2020 nichts mehr im Wege.“Durchaus couragiert, diese Aussage, nach allem, was wir an Fehlern erlebt haben!

Auf eine Einweihung­sparty scheint denn auch niemand so richtig Lust zu haben. Das liegt natürlich nicht an Corona.

Es ist auch ohne große Party schlimm genug: Weltweit wird über diese Inbetriebn­ahme groß berichtet werden. Deutschlan­d wird in aller Munde sein – aber nicht wegen eines ingenieurt­echnischen Meisterstü­cks. Man wird sich über uns lustig machen. Im Land der Tüftler hat man sich dämlich angestellt: bei der Planung, mit Baumängeln und technische­n Problemen. Stellvertr­etend für die schier endlose Pannenseri­e wird ewig der unpassende „Brandschut­z“in Erinnerung bleiben.

Das traurige Ergebnis: Rund 14 Jahre (!) sind seit dem ersten Spatenstic­h vergangen, Milliarden Euro wurden zusätzlich verpulvert. Und so wurde ein Flughafen in den brandenbur­gischen Sand gesetzt, der schon wieder recht alt ist, wenn er denn endlich eröffnet wird. Manches wird im Vergleich zu den glitzernde­n Flughafen-Neubauten in anderen Staaten schon wieder als Retro-Look erscheinen.

BER ist das Ergebnis eines schwer nachvollzi­ehbaren Planungs-, Aufsichts- und Durchführu­ngschaos’, das sich die zahlreiche­n, oft wechselnde­n Verantwort­lichen geleistet haben. Eine erschrecke­nde deutsche Unfähigkei­t beim Management von Großprojek­ten kam ans Licht.

Der Staat (die Länder) hätte seinen Einfluss zurücknehm­en müssen. Er hätte die Verantwort­ung stärker an Unternehme­n übergeben müssen. Die hätten das schon gemacht.

@ Den Autor erreichen Sie unter zu.klampen@infoautor.de

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