Fünf Gebiete im Land über Grenzwert
Viele Großstädte überschreiten kritischen Wert bei Zahl der Neuinfektionen
Im Nordwesten/dpa – Die Zahl der Regionen in Niedersachsen, die den Grenzwert von 50 Corona-Neuinfektionen pro 100000 Einwohner binnen einer Woche überschreiten, lag am Sonntag bei fünf. Laut Landesgesundheitsamt (NLGA) lagen rechnerisch die Kreise Grafschaft Bentheim (70,0), Emsland (52,6), Cloppenburg (103,7), Wesermarsch (51,9) und die kreisfreie Stadt Delmenhorst (90,3) darüber.
Wichtig ist bei diesen Zahlen zu wissen: Sie beruhen auf NLGA-Angaben. Daten der Kommunen vor Ort sind aktueller. So wird der Kreis Vechta vom NLGA noch mit einem Wert von 50,4 geführt, vom Kreis selbst mit 49,55. Auch in Delmenhorst weichen die Zahlen ab. Aktuellen Angaben der Stadt zufolge betrug der Wert dort am Sonntag sogar 135,4.
Berlin – Immer mehr deutsche Städte werden zu CoronaHotspots und fahren daher die Sicherheitsmaßnahmen zum Eingrenzen der Pandemie hoch. Am Wochenende meldeten unter anderem Köln, Stuttgart und Essen das Überschreiten der wichtigen Warnstufe von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen. Andere Großstädte wie Berlin, Frankfurt und Bremen waren schon zuvor über diese Marke gestiegen. München liegt nur noch knapp darunter. In Berlin trat am Wochenende deshalb eine nächtliche Sperrstunde in Kraft, Stuttgart bereitet diese vor, Köln schränkte das Trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit stark ein.
■ MASKENPFLICHT
Auch die Maskenpflicht wird vielerorts verschärft. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder machte sich für bundesweit schärfere Strafen bei Verstößen dagegen stark. In mehreren Interviews forderte der CSU-Chef am Wochenende bundesweit einheitliche Bußgelder von 250 Euro. In Bayern gilt dieser Regelsatz bereits.
■ RKI-ZAHLEN
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntag meldeten die Gesundheitsämter innerhalb eines Tages 3483 neue CoronaInfektionen. An Sonntagen sind die erfassten Fallzahlen meist niedriger, auch weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten an das RKI melden. Allerdings zeigt ein Wochenvergleich den starken Anstieg: Am Sonntag vor einer Woche waren 2279 Neuinfektionen gemeldet worden, am Sonntag vor zwei Wochen 1411.
■ tREFFEN MIT mERKEL
Am vergangenen Freitag hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Oberbürgermeistern der elf größten deutschen Städte über die Lage beraten. An der Entwicklung in den Ballungsräumen zeige sich, „ob wir die Pandemie in Deutschland unter Kontrolle halten können oder ob uns die
Kontrolle entgleitet“, sagte sie anschließend. Der vereinbarte Maßnahmenkatalog sieht unter anderem die Entsendung von Experten des RKI und der Bundeswehr vor, wenn die Schwelle von 35 Neuinfektionen pro 100000 Einwohner in sieben Tagen überschritten wird. Ab 50 Infektionen pro 100 000 Einwohner soll es neue Beschränkungen geben.
■ WARNUNGEN
Mehrere Ministerpräsidenten riefen die Bürger zum Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln auf. „Die Lage ist ernst. Ernster, als diejenigen glauben, die sich nicht an die
Schutzmaßnahmen halten“, sagte die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD). Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mahnte: „Ich erwarte von den Bürgern, dass sie aus Verantwortungsbewusstsein nicht mehr alles machen, was sie noch dürfen.“Michael Kretschmer (Sachsen/CDU) appellierte: „Jetzt sind nicht volle Partys gefragt, sondern Vorsichtsmaßnahmen – und Kontrolle.“
■ DROSTEN-FORDERUNG
Der Berliner Virologe Christian Drosten hält wieder mehr bundeseinheitliche Regelungen für notwendig. „Das Virus wird sich immer gleichmäßiger verteilen. Wir werden mehr und mehr in eine Situation kommen, wo man besser pauschal reguliert. “