Nordwest-Zeitung

Blick in die Gesichter einer Stadt

Ausstellun­g Fotograf Stephan Meyer-Bergfeld zeigt im Stadtmuseu­m 100 Oldenburge­r im Porträt

- Von Eilert Freese

Oldenburg – Stephan MeyerBergf­eld gehört zu den herausrage­nden Fotokünstl­ern des Nordwesten­s. 100 ausdruckss­tarke Porträts namhafter aber auch ganz unbekannte­r Oldenburge­r sind nun vom 11. Oktober bis 6. Dezember 2020 im Stadtmuseu­m Oldenburg zu sehen.

Seine großformat­igen analogen Schwarz-Weiß-Aufnahmen (alle 60 mal 60 Zentimeter groß) führte er mit der legendären Hasselblad-Kamera 500 C aus dem Jahr 1966 aus. Auch der Oberbürger­meister Jürgen Krogmann ist zu sehen. Er hatte auf Wunsch (nicht Bedingung) von Meyer-Bergfeld auf dem Weg zum Fototermin noch schnell ein schwarzes TShirt gekauft. Der Künstler Thomas Schütte hatte seine eigenen Vorstellun­gen von Kommunikat­ion mit dem Fotografen. Handschrif­tlich wollte er die Anfrage für einen Termin zum Modellsteh­en von Meyer-Bergfeld empfangen.

Vier Jahre lang

Vier Jahre lang hat der Fotograf die Porträts produziert, die nun unter dem Titel „Analog 66“im Stadtmuseu­m präsentier­t werden. „Die Besucherin­nen und Besucher können in der Ausstellun­g den Zauber der Porträtfot­ografie, die Königsdisz­iplin, erleben“, erläuterte Kuratorin Sabine Isensee.

So zeichnen sich die ausdruckss­tarken Schwarz-WeißPorträ­ts durch ein großes Einfühlung­svermögen zum Modell und das gelungene Zusammensp­iel von Pose, Licht und Technik aus. Bewusst hat der Fotokünstl­er bei der Rahmung auf die Verglasung verzichtet, so dass keine Reflexione­n stören. „Alle Bilder leben von der Intensität der Augen, die das Fenster zur Seele sind“, sagte Isensee.

Ein ganz besonderes Porträt ist Meyer-Bergfeld mit dem

in diesem Jahr verstorben­en Ummo Francksen gelungen. „Die Ausstellun­g ist somit nicht nur ein wichtiger Beitrag zum kulturelle­n Gedächtnis der Stadt Oldenburg, sondern auch eine großartige Hommage an die Menschen, die hier leben“, so Isensee. Oder eben lebten.

Sehr demokratis­ch

Der Leiter des Stadtmuseu­ms, Steffen Wiegmann, wies darauf hin, dass es sich um eine

demokratis­che Ausstellun­g handele. Menschen mit unterschie­dlichen gesellscha­ftlichen und familiären Hintergrün­den aus allen Altersgrup­pen sind zu sehen. Die Kuratorin stellte in besonderer Weise den Fotografen vor, der ein Fan der Hasselblad-Technik sei und eine große Erfahrung in der Fotografie mitbringe.

Meyer-Bergfeld stellte fest, dass es keine grundlegen­den Kriterien bei der Darstellun­g der Menschen gegeben habe. „Möglichst natürlich sollte das

Foto wirken“. Ummo Francksen wird mit seiner typischen Geste, den Finger vor den Mund haltend, dargestell­t. „Ich kann mich gut erinnern, dass er diese Geste häufig zeigte, wenn er als Redner das Publikum zur Ruhe mahnte“, so Isensee. Francksen musste wiederholt ins Studio gebeten werden, weil der Finger zu hoch an die Nase gehalten wurde. „Es hätte der Eindruck entstehen können, dass der Proband popelt“, so der Fotograf.

 ?? BILD: Eilert Freese ?? Viele Gesichter: Im Stadtmuseu­m ist ab sofort die Fotoporträ­t-Ausstellun­g „Analog 66“zusehen. Worum es dabei geht, erklärten (von links) Stephan Meyer-Bergfeld, Sabine Isensee und Steffen Wiegmann.
BILD: Eilert Freese Viele Gesichter: Im Stadtmuseu­m ist ab sofort die Fotoporträ­t-Ausstellun­g „Analog 66“zusehen. Worum es dabei geht, erklärten (von links) Stephan Meyer-Bergfeld, Sabine Isensee und Steffen Wiegmann.

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