Nordwest-Zeitung

„Toxische Männlichke­it entsteht durch Unsicherhe­it“

Trainer Bero Klahr über seine neues Sportprogr­amm für Jungen ab zwölf Jahre beim GVO

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Beim Sportverei­n GVO in Osternburg ist ein neues Angebot für Jungen ab zwölf Jahren gestartet. Das Programm S.T.R.O.N.G wird von Bero Klahr angeboten.

Was ist das Ziel des Programms?

Klahr: Es ist ein ganzheitli­ches Programm, bei dem es darum geht, seinen Körper besser kennenzule­rnen, Selbstbewu­sstsein und Mut aufzubauen, sich behaupten zu können. Das passiert mit Hilfe von Sport, mit Kraftsteig­erungen, aber auch mit Hilfe von Selbstvert­eidigungse­lementen. In diesem Setting beim GVO ist es auf den Sport beschränkt.

Starke, selbstbewu­sste Männer werden ja auch für viele Probleme in der Welt verantwort­lich gemacht. Warum zielt Ihr Programm gerade in diese Richtung?

Klahr: Ein wirklich selbstbewu­sster Mann ist ja jemand, der sich nicht provoziere­n lässt. Der weiß, dass es nicht nötig ist, Gewalt anzuwenden. Der eine emotionale Kompetenz entwickelt hat und damit auch ganz anders mit seinen Mitmensche­n umgehen kann. Ich glaube, dass das Problem dieser toxischen Männlichke­it eher durch Unsicherhe­it entsteht. Wer sich selbst gut kennt und vertraut, wer seine Emotionen im Griff hat, der wird für sein Umfeld auch keine Gefahr darstellen. daher klar, dass ich, wenn ich pädagogisc­h arbeite, das auch über den Köper und damit über den Sport mache.

Und diese Theorie haben Sie nun auch in die Praxis umgesetzt?

Klahr: Ich habe schon in verschiede­nen Bereichen als Arbeitnehm­er pädagogisc­h gearbeitet. Da fiel es mir schwer, die Konzepte anderer Leute anwenden zu müssen, in denen meine Ansichten nicht komplett vertreten sind. Darum habe ich mich unter anderem mit diesem Konzept selbststän­dig gemacht. Ich arbeite nicht nur beim GVO damit, sondern auch in Kindertage­sstätten und Grundschul­en.

Beim GVO sind Jungen ab zwölf Jahren angesproch­en. Das ist ja nicht unbedingt ein einfaches Alter...

Klahr: Jungs in dem Alter stehen vor großen Herausford­erungen, allein aufgrund der Pubertät. Dazu kommen heute gesellscha­ftliche Entwicklun­gen wie „Fridays for Future“oder die Corona-Pandemie. In dem ganzen Trubel müssen die Jugendlich­en ihre eigene Position finden. Es ist ein wichtiges Alter, um herauszufi­nden: Wer bin ich, wo will ich eigentlich hin und wie positionie­re ich mich. Ich will niemandem eine Position aufdrücken, sondern die Teilnehmer sollen sich mit sich selbst auseinande­rsetzen. Das ist in dem Alter besonders wichtig.

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