Keine Luft zum Durchatmen
Rund um die Fußball-Nationalmannschaft gibt es sicher viele Probleme. Da wäre die immer größer werdende Kluft zwischen Spielern und Fans einhergehend mit einem sinkenden TV-Interesse. Da wäre die wieder aufflammende Glaubwürdigkeitskrise des Verbandes durch den neuerlichen Steuerskandal mit einer Groß-Razzia. Da wäre die Frage, ob die Marketing-Maschine „Die Mannschaft“nicht längst viel zu abgehoben ist – dass die Stadien vor der CoronaZeit bei Länderspielen immer leerer wurden, ist ja schon fast vergessen. Das sind nur drei Beispiele, freilich gibt es noch einige mehr aufzuarbeiten.
Ganz sicher kein Problem hat die Nationalmannschaft aber, wenn Joachim Löw in einem völlig unwichtigen Freundschaftsspiel gegen die Türkei „falsch“wechselt und einen bedeutungslosen Sieg verspielt. Warum sich einige DFB-Ikonen wie Lothar Matthäus nach einem derart irrelevanten Test-Kick öffentlich so profilieren und den Bundestrainer attackieren müssen, ist ein Rätsel. Wann sollen Talente in Zeiten des Umbruchs eine Chance erhalten, wenn nicht in so einem Spiel? Wann sollen überbelastete Bayern-Stars mal eine Pause bekommen, wenn nicht dann?
Die Spiele gegen die Türkei (in Notbesetzung) und in der Ukraine (in Bestbesetzung) waren natürlich kein Augenschmaus – sie waren sogar richtig langweilig. Das liegt aber sicher nicht an Löws Wechseln oder an seiner taktischen Ausrichtung. Sondern an einem durch die Verbände vollgestopften Spielplan mit immer noch mehr Wettbewerben, der den Profis keine Luft zum Durchatmen lässt und der Höchstleistungen in Länderspielen im Keim erstickt.
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