Nordwest-Zeitung

Schlachtho­f in Sögel darf weiterarbe­iten

Kapazität aber deutlich reduziert – Überraschu­ng bei Vion in Emstek

- Von Hermann Gerdes

Punkte, die im Fahreignun­gsregister in Flensburg bereits gelöscht sind, zählen nicht mehr. Das ist das so genannte „Verwertung­sverbot“. Maßgeblich dabei, so das Bundesverw­altungsger­icht, sei nicht der Tag der Tat, sondern der Tag der Verwaltung­sentscheid­ung. Es dürfe nicht (mehr) vorkommen, dass sich Behörden bei Anordnung von Nachschulu­ng oder Führersche­inentzug auf bereits verfallene Einträge in Flensburg beziehen. (Die zum Tatzeitpun­kt gültigen Punkte waren oft das Zünglein an der Waage, obwohl sie bei Anordnung der Strafe bereits verfallen waren.) Im konkreten Fall ging es um einen Autofahrer, der seine Fahrerlaub­nis behalten durfte, weil (hier vier) „alte“Punkte nicht mehr zählten (BVwG, 3 C 14/19).

Sögel/Emstek – Mit einer reduzierte­n Kapazität darf der zum Tönnies-Konzern gehörende Schweine-Schlachtho­f Weidemark im emsländisc­hen Sögel nun doch ab diesem Montag die Schweinesc­hlachtunge­n fortsetzen. Das teilte der Landkreis Emsland am Sonntag mit. Im Zerlegeber­eich sollen demnach unter strengen Quarantäne-Auflagen maximal 200 statt vormals 600 Personen tätig sein. Damit dürften zunächst rund 5000 Tiere pro Tag verarbeite­t werden.

Die Schließung des größten niedersäch­sischen Schlachtbe­triebes, die der Kreis Emsland wegen einer hohen Zahl von positiven Corona-Tests unter den Schlachtho­fmitarbeit­ern vor vier Tagen bis zum 3. November verfügt hatte, werde außer Kraft gesetzt.

Bei Weidemark in Sögel darf ab Montag wieder eingeschrä­nkt gearbeitet werden.

Gegen die Schließung­sverfügung hatte Weidemark eine einstweili­ge Verfügung beim Verwaltung­sgericht Osnabrück beantragt. Auch bei Landwirten war die Schließung auf Kritik gestoßen, weil die Schweinemä­ster nicht mehr wissen, wohin sie mit den schlachtre­ifen Tieren sollen. Am Freitag protestier­ten daher rund 70 Landwirte mit 55 Traktoren vor dem Kreishaus

in Meppen und fuhren anschließe­nd zum Schlachtho­f nach Sögel.

Im Meppener Kreishaus gab es „gute und konstrukti­ve Gespräche“, berichtete nun Landrat Marc-André Burgdorf (CDU). Es waren vor allem kontrovers­e Verhandlun­gen. Auch Unternehme­nschef Clemens Tönnies selbst mischte sich nach Informatio­nen unserer Redaktion heftig ein.

Allerdings ereilte die Schweinemä­ster am Wochenende eine andere Hiobsbotsc­haft. Am Samstag kam überrasche­nd beim zweitgrößt­en niedersäch­sischen Schlachtho­f, Vion (Emstek), kein Schwein an den Haken.

Ein Sprecher des Landkreise­s Cloppenbur­g verwies darauf, dass weitere Einschränk­ungen des Schlachtbe­triebes nicht verfügt worden seien. Seit einigen Tagen dürfen in Emstek nur noch 7000 Schweine am Tag geschlacht­et werden. Weitere Einschränk­ungen hatte es gegeben, nachdem 63 Mitarbeite­r corona-infiziert waren. Die Schlachtka­pazität aber wurde nicht weiter eingeschrä­nkt. Offensicht­lich gibt es Personalpr­obleme – einerseits wegen der Beendigung der Werkvertra­gsverhältn­isse und anderersei­ts wegen der zahlreiche­n infizierte­n Mitarbeite­r.

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Dpa-BILD: Assanimogh­addam

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