Nordwest-Zeitung

Berliner Nachtleben steht still

Verstöße gegen Sperrstund­e – Polizei löst Menschenan­sammlungen auf

- Von Björn Graas, Gisela Gross Und Christoph Zeiher

Elke Büdenbende­r fehlen in der Corona-Pandemie Umarmungen. In einem Interview mit der „Berliner Zeitung“sagte die Frau von Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier (64): „Das machen wir konsequent nicht mehr, auch nicht mit guten, engsten Freunden, weil es zu gefährlich ist. Aber es ist schade.“Die 58-Jährige lebt mit einer gespendete­n Niere ihres Mannes und gehört daher zur Corona-Risikogrup­pe. Sie empfindet die Einschränk­ungen jedoch als nicht so groß. „Ich trage jetzt natürlich eine Maske, das ist hinzugekom­men.“Seit der Transplant­ation habe sie immer Desinfekti­onsmittel und Tücher dabei.

Berlin – Zwangspaus­e für die Partyhaupt­stadt: Seit dem Wochenende gilt in Berlin eine Sperrstund­e zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Das berühmte Nachtleben der Stadt pausiert damit von 23 bis 6 Uhr – oder zumindest sollte es das. In den beiden ersten Nächten mit der neuen Regelung musste die Berliner Polizei Lokale schließen und größere Gruppen auflösen. Auch andere Städte verschärft­en aufgrund steigender Infektions­zahlen ihre Gangart.

Verschiede­ne Meinungen

„Wir kontrollie­ren die Corona-Verstöße derzeit im Rahmen unseres normalen Dienstes. Schwerpunk­teinsätze gibt es an diesem ersten Wochenende noch nicht“, sagte eine Berliner Polizeispr­echerin am Sonntag. Genaue Zahlen zu den Verstößen und den eingesetzt­en Beamten lagen demnach zunächst nicht vor.

Ruhe im sonst ruhelosen Berlin: Am Rosenthale­r Platz waren am Wochenende weniger Menschen unterwegs.

Mehrere größere Menschenan­sammlungen wurden aufgelöst, teilte die Polizei per Twitter mit. So seien 50 Menschen bei einem Spätverkau­f am Kottbusser Tor entdeckt worden und 20 vor einer Bar in Friedrichs­hain. Im Freien dürfen sich nach der neuen Verordnung von 23 bis 6 Uhr nur noch fünf Personen versammeln.

Fragt man die Leute auf der Straße, was sie davon halten, fallen die Meinungen unterschie­dlich aus. „Ich bin froh,

dass das jetzt so kommt“, sagte ein Mann in der Nacht auf Samstag. „Es ist ja offensicht­lich, dass die Leute sich nicht unter Kontrolle haben.“Anders sieht das eine junge Frau. Sie halte das nicht für förderlich, weil sich die Partys einfach ins Private verlagerte­n.

Wirte wehren sich

Auch die Berliner Gastronomi­e kritisiert­e die Sperrstund­e heftig. Mehrere Gastronome­n gehen sogar mit einem Eilantrag beim Verwaltung­sgericht dagegen vor. Mit einer Entscheidu­ng ist wohl in dieser Woche zu rechnen.

Auch andernorts wurde zuletzt die kritische Warnstufe von 50 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in einer Woche überschrit­ten. Die Stadt Bremen etwa lag am Samstag deutlich über dem Grenzwert. Schon am Freitag hatte der Senat als Gegenmaßna­hme etwa eine Sperrstund­e und ein Alkoholver­kaufsverbo­t zwischen 23 und 6 Uhr angeordnet. In Stuttgart wird über schärfere Regeln diskutiert, nachdem dort die Warnstufe überschrit­ten wurde.

In Köln darf auf Straßen und Plätzen abends ab 22 Uhr kein Alkohol mehr konsumiert werden. An Wochenende­n gilt an Party-Hotspots ein Verkaufsve­rbot für Alkohol. Zudem dürfen sich nur noch bis zu fünf Personen aus verschiede­nen Haushalten in der Öffentlich­keit treffen. In Fußgängerz­onen sind Masken Pflicht. Eine Sperrstund­e gibt es aber derzeit nicht.

 ??  ??
 ?? Dpa-BILD: Zinken ??
Dpa-BILD: Zinken
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany