Berliner Nachtleben steht still
Verstöße gegen Sperrstunde – Polizei löst Menschenansammlungen auf
Elke Büdenbender fehlen in der Corona-Pandemie Umarmungen. In einem Interview mit der „Berliner Zeitung“sagte die Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (64): „Das machen wir konsequent nicht mehr, auch nicht mit guten, engsten Freunden, weil es zu gefährlich ist. Aber es ist schade.“Die 58-Jährige lebt mit einer gespendeten Niere ihres Mannes und gehört daher zur Corona-Risikogruppe. Sie empfindet die Einschränkungen jedoch als nicht so groß. „Ich trage jetzt natürlich eine Maske, das ist hinzugekommen.“Seit der Transplantation habe sie immer Desinfektionsmittel und Tücher dabei.
Berlin – Zwangspause für die Partyhauptstadt: Seit dem Wochenende gilt in Berlin eine Sperrstunde zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Das berühmte Nachtleben der Stadt pausiert damit von 23 bis 6 Uhr – oder zumindest sollte es das. In den beiden ersten Nächten mit der neuen Regelung musste die Berliner Polizei Lokale schließen und größere Gruppen auflösen. Auch andere Städte verschärften aufgrund steigender Infektionszahlen ihre Gangart.
Verschiedene Meinungen
„Wir kontrollieren die Corona-Verstöße derzeit im Rahmen unseres normalen Dienstes. Schwerpunkteinsätze gibt es an diesem ersten Wochenende noch nicht“, sagte eine Berliner Polizeisprecherin am Sonntag. Genaue Zahlen zu den Verstößen und den eingesetzten Beamten lagen demnach zunächst nicht vor.
Ruhe im sonst ruhelosen Berlin: Am Rosenthaler Platz waren am Wochenende weniger Menschen unterwegs.
Mehrere größere Menschenansammlungen wurden aufgelöst, teilte die Polizei per Twitter mit. So seien 50 Menschen bei einem Spätverkauf am Kottbusser Tor entdeckt worden und 20 vor einer Bar in Friedrichshain. Im Freien dürfen sich nach der neuen Verordnung von 23 bis 6 Uhr nur noch fünf Personen versammeln.
Fragt man die Leute auf der Straße, was sie davon halten, fallen die Meinungen unterschiedlich aus. „Ich bin froh,
dass das jetzt so kommt“, sagte ein Mann in der Nacht auf Samstag. „Es ist ja offensichtlich, dass die Leute sich nicht unter Kontrolle haben.“Anders sieht das eine junge Frau. Sie halte das nicht für förderlich, weil sich die Partys einfach ins Private verlagerten.
Wirte wehren sich
Auch die Berliner Gastronomie kritisierte die Sperrstunde heftig. Mehrere Gastronomen gehen sogar mit einem Eilantrag beim Verwaltungsgericht dagegen vor. Mit einer Entscheidung ist wohl in dieser Woche zu rechnen.
Auch andernorts wurde zuletzt die kritische Warnstufe von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche überschritten. Die Stadt Bremen etwa lag am Samstag deutlich über dem Grenzwert. Schon am Freitag hatte der Senat als Gegenmaßnahme etwa eine Sperrstunde und ein Alkoholverkaufsverbot zwischen 23 und 6 Uhr angeordnet. In Stuttgart wird über schärfere Regeln diskutiert, nachdem dort die Warnstufe überschritten wurde.
In Köln darf auf Straßen und Plätzen abends ab 22 Uhr kein Alkohol mehr konsumiert werden. An Wochenenden gilt an Party-Hotspots ein Verkaufsverbot für Alkohol. Zudem dürfen sich nur noch bis zu fünf Personen aus verschiedenen Haushalten in der Öffentlichkeit treffen. In Fußgängerzonen sind Masken Pflicht. Eine Sperrstunde gibt es aber derzeit nicht.