Sorgen wegen Behältern mit Uranrückständen
Russische Umweltaktivisten bekämpfen Atomtransporte aus Deutschland – Konzern Rosatom spricht von Wertstoff
Moskau – Diese Fracht aus Deutschland möchten Russlands Umweltschützer am liebsten zurückschicken. Seit Tagen ist ein Atomtransport mit abgereichertem Uran aus Gronau (Nordrhein-Westfalen) auf dem Weg. „Das muss ein Ende haben“, fordert Wladimir Sliwjak von der russischen Organisation Ecodefense. Er befürchtet, dass sein Land zur Deponie für radioaktive Abfälle aus dem Ausland wird.
Endstation der Fracht aus Nordrhein-Westfalen sei Nofreiem
Im Blickpunkt: Zwei Frauen gehen in St. Petersburg an einem Banner mit Strahlenwarnzeichen vorbei.
wouralsk nahe der Stadt Jekaterinburg am Ural, eine von vier Urananreicherungsanlagen
in Russland, sagt der Aktivist. „Die Behälter mit Uranrückständen werden unter
Himmel gelagert.“Sie würden irgendwann rosten. Dies könne dazu führen, dass Rückstände in die Umwelt gelangen, sagt der Umweltschützer. „Das ist für Lebewesen im Umkreis von bis zu 30 Kilometern eine tödliche Gefahr.“
Umweltschützer in Russland sprechen von Atommüll. Für den russischen Atomkonzern Rosatom ist es dagegen ein Wertstoff, der in eigenen Anreicherungsanlagen zur Herstellung von angereichertem Uran verwendet werde. „Uranhexafluorid ist nach russischem Gesetz kein radioaktiver Abfall, da er der weiteren Verwendung als Rohstoff für Uranprodukte unterliegt“, sagt eine Sprecherin von Rosatom.
Der Unterschied ist der Grund, weshalb solche Transporte überhaupt in Deutschland starten dürfen. Per Gesetz darf kein radioaktiver Abfall ins Ausland transportiert werden. Bei Uranhexafluorid, das bei der Anreicherung von Uran für Atomkraftwerke als Abfall anfällt, sei keine „atomoder strahlenschutzrechtliche Ausfuhrgenehmigung“notwendig, heißt es aus dem Bundesumweltministerium.
In Deutschland stößt diese Praxis auf Kritik. Das hochgiftige Uranhexafluorid als Wertstoff umzudeuten, sei „verantwortungslos“, sagt die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, Sylvia KottingUhl. Eine Wiederanreicherung sei theoretisch möglich, in der Praxis aber unwirtschaftlich.
Rosatom sagt, dass mithilfe einer in Russland entwickelten Gaszentrifugen-Technologie abgereichertes Uran kostengünstig angereichert und danach wieder ins Ausland gebracht werde. Wohin, das teilt der Konzern nicht mit.