Nordwest-Zeitung

Sorgen wegen Behältern mit Uranrückst­änden

Russische Umweltakti­visten bekämpfen Atomtransp­orte aus Deutschlan­d – Konzern Rosatom spricht von Wertstoff

- Von Christian Thiele

Moskau – Diese Fracht aus Deutschlan­d möchten Russlands Umweltschü­tzer am liebsten zurückschi­cken. Seit Tagen ist ein Atomtransp­ort mit abgereiche­rtem Uran aus Gronau (Nordrhein-Westfalen) auf dem Weg. „Das muss ein Ende haben“, fordert Wladimir Sliwjak von der russischen Organisati­on Ecodefense. Er befürchtet, dass sein Land zur Deponie für radioaktiv­e Abfälle aus dem Ausland wird.

Endstation der Fracht aus Nordrhein-Westfalen sei Nofreiem

Im Blickpunkt: Zwei Frauen gehen in St. Petersburg an einem Banner mit Strahlenwa­rnzeichen vorbei.

wouralsk nahe der Stadt Jekaterinb­urg am Ural, eine von vier Urananreic­herungsanl­agen

in Russland, sagt der Aktivist. „Die Behälter mit Uranrückst­änden werden unter

Himmel gelagert.“Sie würden irgendwann rosten. Dies könne dazu führen, dass Rückstände in die Umwelt gelangen, sagt der Umweltschü­tzer. „Das ist für Lebewesen im Umkreis von bis zu 30 Kilometern eine tödliche Gefahr.“

Umweltschü­tzer in Russland sprechen von Atommüll. Für den russischen Atomkonzer­n Rosatom ist es dagegen ein Wertstoff, der in eigenen Anreicheru­ngsanlagen zur Herstellun­g von angereiche­rtem Uran verwendet werde. „Uranhexafl­uorid ist nach russischem Gesetz kein radioaktiv­er Abfall, da er der weiteren Verwendung als Rohstoff für Uranproduk­te unterliegt“, sagt eine Sprecherin von Rosatom.

Der Unterschie­d ist der Grund, weshalb solche Transporte überhaupt in Deutschlan­d starten dürfen. Per Gesetz darf kein radioaktiv­er Abfall ins Ausland transporti­ert werden. Bei Uranhexafl­uorid, das bei der Anreicheru­ng von Uran für Atomkraftw­erke als Abfall anfällt, sei keine „atomoder strahlensc­hutzrechtl­iche Ausfuhrgen­ehmigung“notwendig, heißt es aus dem Bundesumwe­ltminister­ium.

In Deutschlan­d stößt diese Praxis auf Kritik. Das hochgiftig­e Uranhexafl­uorid als Wertstoff umzudeuten, sei „verantwort­ungslos“, sagt die Vorsitzend­e des Umweltauss­chusses im Bundestag, Sylvia KottingUhl. Eine Wiederanre­icherung sei theoretisc­h möglich, in der Praxis aber unwirtscha­ftlich.

Rosatom sagt, dass mithilfe einer in Russland entwickelt­en Gaszentrif­ugen-Technologi­e abgereiche­rtes Uran kostengüns­tig angereiche­rt und danach wieder ins Ausland gebracht werde. Wohin, das teilt der Konzern nicht mit.

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DPA-BILD: Lovetsky

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