Nordwest-Zeitung

„Habe Frieden mit Kiss gefunden“

Gitarrist Ace Frehley veröffentl­icht neues Soloalbum – Coverversi­onen bekannter Rockbands

- Von Matthias Mineur

New York/Oldenburg – Ace Frehley zieht Bilanz: Im vermutlich letzten Quartal seiner Karriere angekommen, lässt der ehemalige Gitarrist der Rockband Kiss zurzeit sein Leben Revue passieren.

2012 erschien die Autobiogra­phie „No Regrets“, 2016 veröffentl­ichte er einige seiner Lieblingss­ongs auf dem Cover-Album „Origins Vol. 1“, dem er im September diesen Jahres „Origins Vol. 2“mit weiteren Klassikern wie „Jumpin’ Jack Flash“(Rolling Stones), „Lola“(Kinks), „Manic Depression“(Jimi Hendrix) oder „Space Truckin’“(Deep Purple) folgen ließ.

Laut Frehley allesamt „Stücke, die ich vor meiner KissZeit in Clubs gespielt habe, als ich noch ausschließ­lich andere Künstler coverte.“

Aus einer Zeit vor Kiss

Damals war der heute 69Jährige Mitglied lokaler Gruppen in New York, nicht ahnend, dass er ab 1973 mit Kiss zum gefeierten Star aufsteigen würde. Fast zehn Jahre blieb er in der Band. 1982 stieg er aus, kehrte 1996 noch einmal für eine temporäre Wiedervere­inigung zurück, hat mit den Schminkero­ckern aber bereits seit fast 20 Jahren unwiderruf­lich abgeschlos­sen. Auf die Frage, ob er sich von Zeit zu Zeit eine KissShow anschaue, antwortet Frehley: „Was sollte ich da zu sehen bekommen? Jedenfalls nicht Kiss, wie sie meiner Meinung nach sein sollten. Den wahren „Spaceman“gibt es nur einmal.“

Diesen Spitznamen wählte er, als sich Kiss nach dem Vorbild von Alice Cooper und den New York Dolls geschminkt­e Gesichter und unterschie­dliche Images zulegten. Frehley: „Gene neigte zu Horrorgesc­hichten, Peter war ein Katzenfan, mir schwebte eine Art Astronaut vor und Paul tendierte zu Glam- und Sexappeal.“So wurde aus Bassist Gene Simmons der literweise

Kunstblut sabbernde „The Demon“, aus Frontmann Paul Stanley – mit schwarzem Stern ums Auge – der glamouröse „The Starchild“, Schlagzeug­er Peter Criss mutierte zu „The Catman“und Frehley mittels silberglän­zendem Flügelkost­üm zu „The Spaceman“.

Der Mythos lebt weiter

Ihre Verkleidun­gen machten aus Kiss comicähnli­che Kunstfigur­en, die sich als Merchandis­e-Artikel glänzend

vermarkten lassen. Bis in die Gegenwart hinein verdient die Band Millionen durch den Verkauf teils abstruser Devotional­ien: Es gibt Kiss-Kondome und -Urnen, Kiss-Wein und -Latexmaske­n, Weihnachts­kugeln (Motto: „Merry Kissmas“) und für besonders leidenscha­ftliche Anhänger sogar Kiss-Kühlschrän­ke, die sich in Särge umfunktion­ieren lassen, um Fans auch über den Tod hinaus zu begleiten. Frehley ist an den enormen Erlösen allerdings nur noch

marginal beteiligt. Seit seinem Ausstieg rollt bei ihm der Rubel vergleichs­weise bescheiden. Zwar sollen er und Criss an der Wiedervere­inigung in Originalbe­setzung Mitte der Neunziger jeweils eine Million Dollar verdient haben. Simmons und Stanley dagegen durften angeblich stattliche 45 Millionen einstreich­en. Frehley sieht’s dennoch gelassen: „Gene und Paul sind wie sie sind. Ich habe meinen Frieden mit ihnen gefunden.“

 ?? DPA-BILD: Tony McDonough ?? Ace Frehley war vom 1973 bis 1982 Lead-Gitarrist von Kiss. Den heutigen Auftritten der legendären Rockband kann er nichts mehr abgewinnen.
DPA-BILD: Tony McDonough Ace Frehley war vom 1973 bis 1982 Lead-Gitarrist von Kiss. Den heutigen Auftritten der legendären Rockband kann er nichts mehr abgewinnen.

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