Nordwest-Zeitung

Delmenhors­ter trotz Corona besonnen

So reagieren die Menschen in der Stadt auf den starken Anstieg der Infektions­zahlen

- Von Nils Coordes

Delmenhors­t – Montagmitt­ag, 12.38 Uhr: Fotograf Sascha Stüber und ich fahren bei der Autobahnab­fahrt Delmenhors­t-Adelheide ab und in Richtung Stadtmitte. Auf den Straßen sind wenig Menschen unterwegs. Vermutlich liegt dies jedoch nicht nur an Corona, sondern auch am kalten, regnerisch­en Wetter. Doch es dauert nicht lange, da erblicken wir den ersten Fußgänger mit Mund-Nasen-Schutz, einen Mann mittleren Alters. Auch eine Radfahreri­n trägt einen Mundschutz, andere haben ihren Schutz griffberei­t am Fahrradlen­ker.

Doch nicht alle Menschen auf den Bürgerstei­gen und Radwegen der zu dieser Zeit wenig frequentie­rten Straßen tragen im Freien einen Mundschutz. In der Fußgängerz­one der Innenstadt ist dies anders: Viele behalten die Maske bereits am Montag beim Hinausgehe­n aus den Läden auf: „Ich vergesse meist schon, dass ich eine Maske auf habe“, sagt die 48-jährige Maike aus Delmenhors­t. Sie und ihre 15-jährige Tochter Lena sind vorsichtig: „Wir bleiben hier und gehen am Wochenende nicht weg, das haben wir in letzter Zeit eh nicht gemacht.“

Verwandte in Sorge

Dass die Stadt, in der sie leben, zum Risikogebi­et erklärt wurde, merken die Menschen vor allem an einer Tatsache: „Unsere Verwandten aus Nordrhein-Westfalen haben sich Sorgen gemacht und angerufen“, sagt Lena. Auch der 81-jährige Rudolf berichtet von seinen besorgten Enkeln.

James aus Leer hat den Montag beruflich in Delmenhors­t verbracht, weil er einen an Corona erkrankten Kollegen vertreten musste. Der 50Jährige verhält sich vorbildlic­h und setzt sich sofort eine Maske auf, als wir ihn in der Fußgängerz­one ansprechen.

Wenig los im Kiosk

Vor etwa vier Monaten öffnete der „Sarmad Kiosk 2“nahe des Delmenhors­ter Bahnhofs. Die Verkäuferi­n berichtet, dass in den vergangene­n Wochen weniger Kunden kamen als beispielsw­eise noch im August. „Am Samstag war fast gar nichts los. Auch der Verkehr an der Straße nimmt seit zwei Wochen ab. Normalerwe­ise ist es richtig voll hier“, sagt sie. Die Verkäuferi­n wohnt in Bremen, kommt zum Arbeiten nach Delmenhors­t. Einige Freunde hätten in den vergangene­n Wochen gefragt warum sie noch ins Risikogebi­et fahre.

Die 19-jährige Petya informiert sich am Handy über die aktuelle Lage und die geltenden Vorschrift­en: „Ich bin noch vorsichtig­er“, sagt sie. Mario, 26, hat vor allem am Bahnhof, wo eine Maskenpfli­cht gilt, eine Veränderun­g festgestel­lt: „Seit einer Woche kontrollie­ren Ordnungsam­t und Polizei dort regelmäßig, das finde ich gut.“

Anderes Kaufverhal­ten

Direkt an einem Supermarkt in Delmenhors­t wohnt Emil und hat in den vergangene­n Wochen eine Veränderun­g beobachtet: „Als die Zahlen

nach oben gingen, war es dort voller als sonst“, berichtet der 30-Jährige.

Fazit: Viele Menschen in Delmenhors­t sind bereits vorsichtig­er, tragen auch im Freien eine Maske. Sie gehen jedoch besonnen mit der Situation um, verfallen nicht in Panik und beruhigen ihre besorgten Verwandten.

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BILDer (3): Sascha Stüber Komplett leer: der Rathauspla­tz in Delmenhors­t am Montagmitt­ag
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