Nordwest-Zeitung

Keine Zeit mehr für Phrasen

- @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de Detlef Drewes über die Verhandlun­gen für einen Handelsver­trag mit Großbritan­nien

Die üblichen Phrasen, derer sich London und Brüssel bisher bedienten, klingen längst verbraucht. „Kein Deal um jeden Preis“oder „Der Ball liegt im Spielfeld von…“– man hat das alles in diesem Poker so oft gehört, dass es schwerfäll­t, dem öffentlich­en Bild der Verhandlun­gen zu glauben. Beide Seiten signalisie­ren in diesen Tagen einmal mehr die Enttäuschu­ng über fehlende Fortschrit­te, an denen – welch Überraschu­ng! – der jeweils andere Partner schuld ist.

Inzwischen stellt man zwar auf beiden Seiten eine sich behutsam verändernd­e Tonlage fest, bei der noch unklar ist, ob sie durch Fakten oder Hoffnung genährt wird. Auch Europa weiß, dass es den Briten entgegenko­mmen muss – zum Beispiel in der Frage der künftigen Fisch-Fangquoten. In den Analysen der Wirtschaft­sund Industriev­erbände wird das zu erwartende Chaos für ein Ausscheide­n des Vereinigte­n Königreich­s aus dem Binnenmark­t und der Zollunion plastisch beschriebe­n. Auf der britischen Seite macht sich offenbar schrittwei­se die Erkenntnis breit, dass nicht alle Katastroph­enszenarie­n übertriebe­n waren.

Tatsächlic­h hängen London und Brüssel viel zu eng aneinander, um schadlos ohne Abstimmung­en voneinande­r lassen zu können. Der Brexit und seine Konsequenz­en haben schon jetzt tiefe Wunden geschlagen – nicht nur emotional, sondern auch materiell. Wenn ein Handelsabk­ommen nicht bald erreicht wird, gibt es nur Verlierer. Nicht mal diese Erkenntnis ist neu.

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