Nordwest-Zeitung

Kuddelmudd­el

- Von Jan Korte

Obwohl die Infektions­zahlen absehbar weiter ansteigen werden, schaffen es Bund und Länder nicht, an einem Strang zu ziehen. Eigentlich macht nach wie vor jeder, was er will. Man fragt sich, was die Bundesregi­erung eigentlich in der Sommerpaus­e gemacht hat?

Während die unsinnigen Beherbergu­ngsverbote bleiben und fragwürdig­e Sperrstund­en ausgeweite­t werden, gibt es auch Wochen nach Schulbegin­n keinerlei Initiative für Testzentre­n in Schulen. Eine Offensive für den Einbau von Luftfilter­n in öffentlich­en Gebäuden und Veranstalt­ungsorten oder zusätzlich­e Hilfen für die Gastronomi­e-, Kultur- und Veranstalt­ungsbranch­e sucht man ebenfalls vergeblich.

Völlig unklar bleibt, was mit einer ergänzende­n Maskenpfli­cht gemeint ist. Muss man sich erkundigen, welche lokalen Regeln gelten, wenn man eine Fußgängerz­one betritt oder sich an eine Bushaltest­elle stellt? In den Beschlüsse­n wimmelt es zudem an SollEmpfeh­lungen, sodass auch hier wieder regionales Kuddelmudd­el programmie­rt ist.

Die aktionisti­sche Willkür von unterschie­dlichen Maßnahmen bei gleicher Infektions­lage ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die die Corona-Maßnahmen an sich ablehnen. Was wir jetzt bräuchten, wäre ein Pandemie-Gesellscha­ftsvertrag, dessen oberstes Ziel der Schutz der Menschen aus Risikogrup­pen und die Solidaritä­t aller ist. Dafür brauchen wir aber Transparen­z und Klarheit sowie eine systematis­che Einbeziehu­ng demokratis­cher Institutio­nen sowie fachlicher Expertise. Die Parlamente müssen endlich wieder die Orte der Debatte und Entscheidu­ng über die Corona-Maßnahmen werden. Das nichtlegit­imierte Durchregie­ren von oben herab muss ein Ende haben.

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Jan Korte (43) aus Georgsmari­enhütte ist Erster Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion im Deutschen Bundestag.

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