Den Menschen hinter der Diva entdecken
Regisseur Nils Braun über seine Inszenierung des Musical-Solos „Zarah 47“
Sonderkanal
13.00 Uhr: oeins aktuell
13.15 Uhr: Forum Gesundheit: Depressionen, zu Gast: Prof. Dr. Dr. René Hurlemann (Karl-Jaspers-Klinik), Anke Lambrecht und Sebastian Spanknebel
14.15 Uhr: Frauen Handball Bundesliga: VfL Oldenburg –Thüringer HC 16.15 Uhr: Herrenhäuser Forum: „Fast Fashion“um jeden Preis? Die Ökobilanz der Textilindustrie
18.00 Uhr: oeins aktuell
18.30 Uhr: Blick ins Sendegebiet 18.45 Uhr: Kaleidoskop
19.00 Uhr: Forum Leben: Jung sein ist nicht immer leicht
20.00 Uhr: Silver-Tipps zum Thema „Mediatheken“
20.15 Uhr: Budder bei die Fische – Der Ter Veen Talk
21.00 Uhr: Zarah 47: Reto Weiler im Gespräch mit dem Regisseur Nils Braun und Melanie Lang ab 22.00 Uhr: Programmwiederholung (18.00 bis 22.00 Uhr)
@ www.oeins.de
Worum geht es in dem Stück ‚Zarah 47‘?
Nils Braun: ‚Zarah 47‘ ist ein Solo-Abend mit Melanie Lang über und mit Zarah Leander, die ganz persönlich aus ihrem Leben erzählt und Erinnerungen durchlebt: Sie wird in ihrem Kopf auf wichtige Politiker der NSDAP treffen, am Filmset der UFA-Filme „Heimat“und „Zu neuen Ufern“stehen und mit dem Regisseur der Filme originale Filmsequenzen nachstellen. Im ersten Teil erzählt sie von ihren jungen Jahren, sie gibt Einblicke
in das Show-Leben und erzählt von ihren Berührungspunkten mit der Macht. Im zweiten Teil, in ihren „alten Jahren“sitzt sie an ihrem 40. Geburtstag in ihrer Villa in Schweden und feiert alleine mit ihren Erinnerungen: eine Aufarbeitung des Gewesenen, aber auch ein Akt der Trauer.
Zarah Leander ist ja sowohl als Schauspielerin als auch als Sängerin berühmt geworden. Welche Seite interessiert Sie mehr?
Braun: Passenderweise sagt Zarah Leander selber im ersten Teil „Sängerin, um Gottes Willen!“, im zweiten Teil „Ich bin Sängerin, keine Schauspielerin!“: Ein spannender Kontrast und eine tolle Entwicklung von einer Künstlerin zur nächsten. Mich fasziniert dieser ungewöhnliche Spagat. Ist es Verdrängung der jungen Jahre, bekennt Sie sich zum „totalen Lied“? Aber mich interessiert auch – in Bezug auf ihre umstrittene neutrale Haltung
in Nazi-Deutschland – das gesellschaftliche Problem: Man darf andere nicht in Schubladen stecken, weder der eine, noch der andere Eindruck sagen etwas über die politische und künstlerische Einstellung des Menschen aus, sondern seine Vision. Ich hatte das große Glück, eine ehemalige Bedienstete von Zarah Leander kennenlernen zu können, sodass ich eine ganz gute Vorstellung davon habe, was für Mensch hinter der Diva steckt.
Wie nähert man sich in der Inszenierung dieser besonderen Künstlerin? Wie viel kreativen Raum hat man, wenn die Vorlage biografisch ist? Braun: Sehr viel Freiraum. Das Besondere an einer Biografie ist, dass man einen Raum erschaffen muss, in dem die Person
lebendig wird. Für unsere Zarah ist es ein sehr wandlungsfähiges Bühnenbild, eine Art Wohnzimmer, welches gleichzeitig Gefängniszelle und Leere ist, sehr leblos und kahl. Diesen Raum füllt die große Künstlerin. Ich habe mit Melanie Lang eine Zarah Leander erarbeitet, die jeden Zuschauer in ihr Wohnzimmer einlädt und fast wie eine beste Freundin aus dem Leben erzählt. Worin sie sich befindet und was die Erinnerung mit ihr macht, das bleibt Theaterzauber, und das unterscheidet uns von den Fernsehinterviews und Büchern. Wir erwecken sie zum Leben, mit ihren Eigenarten, mit Witz und mit einem Augenzwinkern, das gleichzeitig rührt und einem neue Gedanken mitgibt.
Zu welchen szenischen Mitteln greifen Sie?
Braun: Wir arbeiten mit mehreren Zeitebenen, in denen Erinnerungen und Gegenwart ineinandergreifen. Dabei berücksichtigen wir auch den historischen Hintergrund und machen uns die Möglichkeiten von Film und Tonaufnahmen zunutze. So ist nicht nur das Leben der Künstlerin zu erleben, sondern auch ein Zeitbild.
■ Premiere ist an diesem Samstag um 20.30 Uhr im Kleinen Haus. Lediglich für die Vorstellung am 22. November gibt es noch Restkarten:
@ www.staatstheater.de