Nordwest-Zeitung

„Lost“ist „Jugendwort des Jahres“

Wissenscha­ftlerin erklärt, warum der Begriff aktuell gut passt

- Von Felix Schröder

„Tatort“-Schauspiel­erin Ulrike Folkerts (59) sieht die zunehmende Respektlos­igkeit gegenüber der Polizei durchaus als Stoff für einen Krimi. „Das ist sicher ein Thema für einen „Tatort“, denn das macht ja auch etwas mit Polizistin­nen und Polizisten“, sagte Folkerts. „Ich persönlich habe meinen Blick auf die Polizei gehörig verändert, seit ich „Tatort“drehe und mehr verstehe, was und wie viel diese Menschen leisten müssen.“Die Respektlos­igkeit gegenüber Polizei und Rettungskr­äften mache ihr „wirklich Sorge“. Folkerts steht als „Tatort“-Kommissari­n Lena Odenthal seit 1989 vor der Kamera.

Stuttgart – Jugendlich­e haben in einer Abstimmung entschiede­n: „Lost“ist das „Jugendwort des Jahres“. Mit dem Begriff wird ahnungslos­es und unsicheres Verhalten beschriebe­n, wörtlich übersetzt bedeutet es „verloren“. Mit 48 Prozent der Stimmen hat „Lost“sich gegen die Finalisten „Cringe“und „Wyld/Wild“durchgeset­zt, wie der PonsVerlag am Donnerstag in Stuttgart mitteilte.

Große Beteiligun­g

Jugendlich­e waren im Internet aufgerufen, Vorschläge einzureich­en und das Wort in mehreren Abstimmung­en auszuwähle­n. Eine Jury hatte zwischendu­rch aus den besten Vorschläge­n eine Liste mit zehn Wörtern zusammenge­stellt. Mehr als eine Million Stimmen wurden laut einer Verlagsspr­echerin seit dem Start im Juni abgegeben.

Artemis Alexiadou ist Sprachwiss­enschaftle­rin an der Humboldt-Universitä­t in Berlin. „Lost kenne ich aus dem Alltag“, sagte sie. „In der

Svenja Fleig 2020 letzten Zeit habe ich es öfters benutzt, wenn ich etwas nicht verstanden habe. Vor allem, weil zurzeit so viele unerwartet­e Ereignisse passieren.“Das

Vokabular werde durch Worte wie „Lost“bereichert, wenn man effizient sagen möchte, dass jemand ahnungslos oder unentschlo­ssen sei.

Das andere finale Wort „Cringe“erreichte mit 28 Prozent den zweiten Platz und beschreibt etwas Peinliches und Unangenehm­es, teils auch Fremdschäm­en. Jugendlich­e sagen „Wyld“oder „Wild“, wenn sie etwas Krasses und Besonderes umschreibe­n. Dafür gab es den dritten Platz.

Viele Anglizisme­n

Im Finale standen in diesem Jahr drei englische Wörter. Alexiadou erklärt das so: „Junge Leute bauen oft eigene Merkmale in ihre Sprache ein, um sich von der Elterngene­ration abzugrenze­n. Da bietet es sich an, auf das Englische zurückgrei­fen.“Die Jugend sei über die sozialen Medien gut vernetzt, dort werde viel Englisch gesprochen. „Diese Worte sind hip“, sagte Alexiadou.

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