Die Corona-App und das Risiko
Smartphone-Anwendung von RKI und Bundesregierung gibt nur Empfehlungen
Das Handy piept: Eine Risikobegegnung soll es gegeben haben, teilt mir die Corona-Warn-App mit. „Niedriges Risiko“steht da, und ich frage mich, was jetzt zu tun ist. Muss ich in Quarantäne? Zum Arzt? Oder reicht die Mitteilung schon zur Krankmeldung? Mit der Risikowarnung fühlt sich der Nutzer leicht alleingelassen. Mein Kollege Florian Mielke hat daher recherchiert, welche Meldung was bedeutet, und erklärt, was im Falle welcher Risikostufe zu tun ist.
Inzwischen hat fast jeder vierte Deutsche die App heruntergeladen. Das Problem: Nur ein geringer Teil aller positiven Befunde wurde bislang eingepflegt.
Oldenburg – Wer sich die Corona-Warn-App des Robert KochInstituts (RKI) und der Bundesregierung heruntergeladen hat, erhielt vielleicht schon einmal die Benachrichtigung „Niedriges Risiko trotz RisikoBegegnung“– und war verwirrt. Wie kann man ein niedriges Ansteckungsrisiko haben, wenn man eine Risiko-Begegnung hatte? Unsere Redaktion fasst zusammen wie die App funktioniert, welche Meldungen es gibt und was sie konkret für einen bedeuten. Wie funktioniert die Corona-Warn-App
Wird bei einem Nutzer eine Corona-Infektion nachgewiesen, kann er andere Nutzer mittels der App über sein positives Testergebnis informieren: Waren diese ihm zuvor nahe gekommen, erhalten sie eine Warnung. Der Abstand und die Begegnungsdauer werden mittels BluetoothTechnik ermittelt und gespeichert. Dafür tauschen die Ge
Die Corona-Warn-App soll die Kontaktverfolgung von Infizierten ermöglichen und dadurch die Infektionsketten verkürzen.
räte verschlüsselte Zufallscodes aus, wodurch die Nutzer anonym bleiben. Nach 14 Tagen werden die Codes automatisch gelöscht.
Wie wird das Ansteckungsrisiko berechnet
Zur Einschätzung des Übertragungsrisikos wird ausgewertet, wie lange es her ist, dass der Nutzer eine infizierte Person getroffen hat, wie lange der Kontakt bestanden hat, wie nah sich die Personen gekommen sind und welches Übertragungsrisiko beim Infizierten bestand. Das Ergebnis ist ein Risikopunktestand. Überschreitet dieser einen gewissen Schwellenwert, bekommt der Nutzer automatisch eine Warnung angezeigt. Was bedeutet „Unbekanntes Risiko“
Der Status „Unbekanntes Risiko“wird angezeigt, wenn man sich die App gerade erst heruntergeladen hat. Spätestens nach einem Tag erscheint normalerweise eine andere Meldung.
Was bedeutet „Niedriges Risiko“
Die Überprüfung hat entweder keine Begegnungen mit infizierten Personen ergeben oder diese lagen nicht über dem Schwellenwert. „Niedriges Risiko“bedeutet aber nicht, dass es kein Infektionsrisiko gibt oder gab. Nicht alle Corona-Infizierten nutzen die
Warn-App oder geben ihren positiven Befund ein. Abstandsund Hygieneregeln sind daher trotz Entwarnung von der App weiter einzuhalten. Diese Benachrichtigung ist also kein Freifahrtschein. Was bedeutet „Niedriges Risiko trotz Risiko-Begegnung“
Im Unterschied zur Meldung „Niedriges Risiko“hat die Risikoüberprüfung eine Begegnung mit einer infizierten Person ergeben. Da die Person aber zu weit entfernt oder die Begegnung zu kurz war – oder beides –, wird der Schwellenwert nicht überschritten. In diesem Fall besteht also ebenfalls kein weiterer Handlungsbedarf.
Was bedeutet „Erhöhtes Risiko“
Laut Stephan Onnen, Pressesprecher der Stadt Oldenburg, melden sich Bürger bezüglich der Warn-App am häufigsten wegen der Anzeige „Erhöhtes Risiko“. Bei dieser Warnung hat die Risikoüberprüfung ergeben, dass es innerhalb der vergangenen 14 Tage mindestens eine Begegnung mit einem Corona-Infizierten gab, die über dem Schwellenwert lag. Die App zeigt dann an, wann die Begegnung stattgefunden hat. War man zu diesem Zeitpunkt mit Bekannten, Freunden oder Verwandten zusammen, die die Warn-App nicht nutzen, sollte man Kontakt aufnehmen und sie warnen. Außerdem sollte man persönliche Kontakte reduzieren, wozu die App auch auffordert. Die Warnung gilt aber nicht als Krankschreibung oder Anordnung der Quarantäne. Hierfür kann der Nutzer telefonisch mit seinem Hausarzt, dem ärztlichen Bereitschaftsdienst (Tel. 116 117) oder dem Gesundheitsamt Kontakt aufnehmen, die darüber und über einen Test entscheiden. Homeoffice sei zu diesem Zeitpunkt aber nicht gerechtfertigt, stellt Onnen klar. Spätestens beim Auftauchen von Symptomen sollte sich aber an eine der zuvor genannten Stellen gewendet werden.