Nordwest-Zeitung

Castor-Gegner bringen sich in Stellung

Transportg­enehmigung für radioaktiv­e Fracht läuft Ende des Jahres aus – Das ist bisher bekannt

- Von Oliver Pietschman­n

– In den kommenden Wochen soll wieder ein Castor-Transport mit sechs Behältern voll radioaktiv­em Abfall durch die Republik rollen, von der Küste durch Niedersach­sen ins südhessisc­he Biblis. Im Frühjahr war der Transport wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden.

Weshalb kommt der Transport aus England?

Deutschlan­d muss aufgrund internatio­naler Verpflicht­ungen seinen im Ausland wiederaufb­ereiteten Atommüll zurücknehm­en. Noch heute lagern im französisc­hen La Hague und im britischen Sellafield Castoren mit radioaktiv­en Abfällen aus deutschen Kraftwerke­n. Eigentlich sollte der Transport nach Biblis schon im Frühjahr stattfinde­n. Wegen der Corona-Krise wurde er verschoben. Im September gab das zuständige Bundesamt dann grünes Licht für das vierte Quartal 2020.

Welchen Weg soll der Transport nehmen

Das ist nur so weit klar, bis die Castoren Großbritan­nien im

Hafen Barrow-in-Furness verlassen haben. Über den weiteren Weg hüllen sich die mit dem Transport beauftragt­e Gesellscha­ft für Nuklear-Service (GNS) und Sicherheit­sbehörden in Schweigen. Die Castoren sollen in einem deutschen Seehafen ankommen und auf Waggons verladen werden. Atomkraftg­egner vermuten, dass der Umschlag im Hafen Nordenham (Kreis Wesermarsc­h) erfolgen wird. Auf der Schiene soll es dann ins hessische Biblis weitergehe­n.

Wie wird der Transport gesichert

Da lassen sich die Sicherheit­sbehörden nicht in die Karten schauen. „Aus taktischen Gründen“, wie es heißt. Zuständig sind die Polizeibeh­örden der betroffene­n Bundesländ­er und die Bundespoli­zei, weil der Transport innerhalb Deutschlan­ds ausschließ­lich über die Schiene läuft.

„Die Polizei Niedersach­sen bereitet sich derzeit auf einen entspreche­nden Einsatz im vierten Quartal 2020 vor“, teilt das niedersäch­sische Innenminis­terium mit. Auch in Hessen bereitet ein Stab der Polizei den Einsatz vor. Konkrete Zahlen könnten noch nicht genannt werden, heißt es aus dem Innenminis­terium.

Was sagt die Polizei dazu

Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) und die Deutsche Polizeigew­erkschaft (DpolG) fordern vor dem Hintergrun­d stark steigender Zahlen von Corona-Infektione­n den geplanten Transport erneut abzusagen.

„Wenn nun von der Polizei erwartet wird, dass sie die Corona-Auflagen und den Gesundheit­sschutz stärker durchsetze­n soll, dann ist es aus unserer Sicht nicht vereinbar, dass Anfang November ein Nukleartra­nsport von der Polizei quer durch Deutschlan­d begleitet werden soll“, sagte GdP-Vize Jörg Radek. „Dafür gibt es keinen zwingenden Grund.“

Wann soll der Castor-Transport starten

Dazu äußern sich weder die Transportf­irma GNS noch die Sicherheit­sbehörden. Die vom zuständige­n Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung gegebene Transportg­enehmigung ist bis zum Jahresende gültig. „Der Spiegel“berichtete unlängst von der ersten Novemberwo­che als Zeitfenste­r. Davon gehen auch Atomkraftg­egner vom Arbeitskre­is Wesermarsc­h aus. Genauer will es das Bündnis Castor-stoppen wissen. In einer Mitteilung schreibt es von einem Transport von Nordenham nach Biblis zwischen dem 1. und 4. November.

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BILD: Hero Lang Im Stadthafen von Nordenham könnte der Castortran­sport ankommen.

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