Vier Akkorde, die nie wirklich verhallen
Mit „Imagine“inszenieren Bremer Theater und Philharmoniker Hommage auf John Lennon
Bremen – Farbige Papierleuchten, Sternenzauber, ausgefallene Gitarrensoli und die Bremer Philharmoniker – die Premiere „Imagine“an diesem Samstag im Theater am Goetheplatz lässt die Musik, Gedanken und Gefühle von PopLegende John Lennon (19401980) lebendig werden. Mit dabei Kultsongs wie „Imagine“und „All we are saying is give Peace a Chance“.
Die Wucht des gesamten Klangkörpers mit mehr als 60 Musikern ist in der Bremer Inszenierung mit Ohren und Augen zu erleben. Wegen der Corona-Abstandsregeln spielen die Bremer Philharmoniker nicht wie sonst üblich im Orchestergraben, sondern mit Liveband, Solisten und Chor auf der Bühne. Davor die schmale Vorbühne, auf der fünf Solisten zwischen RetroSchalensesseln und KabelMikros auftreten.
Songs und Originalzitate
Die Inszenierung setzt auf den schnellen Wechsel von Songs und Original-Zitaten aus Interviews kurz vor der Ermordung des Ex-Beatles in New York. In diesen sehr persönlichen Gesprächen hatte Lennon vom ersten Espresso am Morgen gesprochen, dem gemeinsamen Sohn mit seiner Ehefrau Yoko Ono, über das Glücksgefühl, ein Stück weit aus dem Business ausgestiegen zu sein: „Es tut mir gut, nicht mehr auf dem Karussell mitzufahren.“
Yoel Gamzou, Generalmusikdirektor des Bremer Theaters, hatte die Idee für den 100-minütigen Liederabend. Seit seiner Kindheit sei er Lennon-Fan, sagte der 32-Jährige: „Durch Lennon wurde ich sofort geflasht und angefixt. Er hat für sich keine Kunstfigur kreiert wie viele andere Popstars, sondern er war ein Künstler, der sich in seiner Verletzlichkeit und seinen Widersprüchen ein Leben lang treu geblieben ist.“
Gamzou, dafür bekannt, Grenzen zwischen Unterhaltungsmusik und Klassik einzureißen, beschließt, seinem Idol 40 Jahre nach dessen Tod ein weiteres musikalisches Denkmal zu setzen: „Ich hatte früh die Vision, den Reichtum an Dimensionen in Lennons Musik mit Orchester, Band, Chor und einem Ensemble aus Schauspielern und Sängern auf die Bühne zu bringen.“
Corona-Regeln als Chance
Für Regisseur Tom Ryser waren die Abstandsregeln Herausforderung und Chance zugleich: „Dass sich jetzt alle auf der Bühne nur minimal bewegen dürfen, erhöht die Intensität. Das hat was Dokumentarisches“, sagte der 54-Jährige. Videoszenen
einzublenden, wäre ihm zu konkret gewesen: „Diese interessante Figur soll über ihre Texte und Lieder lebendig werden.“
„Imagine“– mit der während des Vietnamkriegs entstandenen Friedenshymne endet der Bremer Liederabend. Gamzou hat die Inszenierung bewusst danach benannt: „Es ist erstaunlich, wie dieses Lied mit gerade mal vier Akkorden und einem im positiven Sinn naiven Text bis heute den Nerv der Menschen trifft.“
Lennon hat für sich keine Kunstfigur kreiert, sondern blieb seiner Verletzlichkeit und seinen Widersprüchen treu.“
Yoel Gamzou Generalmusikdirektor des Bremer Theaters