Platz Leben einhauchen
„Mein Mann hat heute an einem einzigen Tag mehr kaputt gemacht, als ich in einem Monat verdienen kann“, hat eine Freundin zu Theobalds Bekannter am Telefon gesagt. Nachdem der Herr seinen neuen Akkuschrauber vom Hausdach hatte fallen lassen, setzte er auch noch die Geschirrspülmaschine außer Gefecht. „Weil er sie immer so vollstopft.“Theobalds Bekannte war voller Mitgefühl. Weniger für die Freundin, als mehr für den Gatten. Selbst ist sie nämlich auch außerordentlich talentiert im Kaputtmachen: Handys, Laptops, elektronische Küchenund Haushaltsgeräte, Lampen, Deko aus Glas, Keramik oder Steingut, ... werden bei ihr im Handumdrehen mülleimertauglich. Weniger, weil sie so ungeschickt ist – es liegt eher daran, dass sie immer fünf Dinge gleichzeitig tut. Da kann man schon mal was fallen lassen. Ihr Mann bleibt stets gelassen und kauft nach, was nicht zu reparieren ist. In diesem Fall ganz froh, seine Missgeschicke niemandem beichten zu müssen, ist
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Blick in die Zukunft an der Moslestraße: Die Gebäude 1 und 2 bleiben erhalten, das Gebäude 3 eventuell, den Standort (4) wird die Öffentliche Versicherung im Jahr 2025 verlassen und in einen Neubau (5) an dieser Stelle ziehen.
Oldenburg – Die Pläne sind seit Jahren bekannt, es gibt eine Studie über die Größe des Projekts, nun ist die Entscheidung gefallen: Die Öffentliche Versicherung baut an der Lappan-Kreuzung neu, verlässt den Altbau am Staugraben 11 und zieht gegenüber ein in die Moslestraße 1.
Vorstandsvorsitzender Jürgen Müllender und Stephan Tautz, Abteilungsleiter Allgemeine Verwaltung bei der Öffentlichen, stellten am Freitag die Planungen in groben Zügen vor. Denn: Zunächst läuft ein Architektenwettbewerb, an dem sich elf (darunter auch lokale) Büros beteiligen. Die Ergebnisse sollen im Februar 2021 präsentiert und bewertet werden. Den Siegerentwurf ermittelt eine Jury, zu der neben Oberbürgermeister Jürgen
Krogmann und Stadtbaurat Sven Uhrhan, Architekten und Vertreter der Versicherung gehören werden. Die Entwürfe werden anonymisiert eingereicht.
Müllender ist sich der großen Verantwortung bewusst, seiner vor 256 Jahren während der Dänenzeit per Verordnung vom Dänenkönig Friedrich V als „Generale-Brand-Versicherungs-Societét“Oldenburgischen Landesbrandkasse gegründeten Versicherung den Weg in die Zukunft zu weisen. Die 78 über die Region verteilten Geschäftsstellen bleiben erhalten, versprach er. Der Neubau sei ein Statement der Öffentlichen Versicherungen zu Oldenburg als Hauptstadt des Oldenburger Landes.
Über vier Gebäude verteilt arbeiten am Staugraben 11 und an der Moslestraße 1 rund 340 Mitarbeiterinnen und Mitsich
Stellten die Planungen vor: Vorstandsvorsitzender Jürgen Müllender (links) und Abteilungsleiter Stephan Tautz bei der Öffentlichen Versicherung
arbeiter, davon 200 am Staugraben. Ein Umbau dieser Immobilie im laufenden Betrieb sei nicht möglich, Büros während der Bauphase in Containern denkbar aber nicht praktikabel. Die Versicherung habe
deshalb entschieden, in einem Neubauprojekt 2700 Quadratmeter Bürofläche zu schaffen. Der Umzug solle im Jahr 2025 erfolgen. Im nächsten Jahr ist der geplante Beginn für den Stadtmuseumsneubau, da wird es für einen gewissen Zeitraum zu Überschneidungen kommen.
Was mit dem Altbau geschehen wird, steht noch nicht fest, erklärte Müllender. Verkauf oder Vermietung, beides sei möglich, womit auch ein möglicher Abriss in Betracht käme. Über Kosten wollte der Vorstandsvorsitzende während einer Pressekonferenz am Freitag nichts sagen.
Zwei Altbauten an der Moslestraße sind vor wenigen Jahren komplett saniert worden, sie würden weiter genutzt und mit dem Neubau verbunden. Maximal 24 Meter hoch darf der Neubau werden.
Für die Öffentliche Versicherung ist der Neubau eine Investition in die Zukunft, eine Anpassung an die Erfordernisse der modernen Arbeitswelt, die Konzentration der Arbeitskräfte an einem Standort. Für die Stadt ist das Projekt der Versicherung direkt neben dem Neubau des Stadtmuseums die Chance, einem ihrer zentralsten Verkehrsknotenpunkte Leben einzuhauchen.
Die Architekten werden sich daran messen lassen müssen, ob es ihnen bei aller erforderlichen Funktionalität des Gebäudes gelingt, vor dem Neubau im Zusammenspiel mit dem Stadtmuseum einen Platz zu schaffen, auf dem man sich gerne aufhält, verweilt, vielleicht einen Kaffee trinkt oder einfach nur in der Sonne sitzt. Leicht wird das nicht, zumal der Autoverkehr nicht verdrängt werden kann. Die zunehmende Elektromobilität führt allerdings auch hier zu deutlich geringeren Lärmemissionen.
Es tut sich viel in der nördlichen Innenstadt. An der Heiligengeiststraße wird ein großes Hotel gebaut, entlang der Haaren soll dann eine Passage verlaufen, die auf den Museumsund Versicherungsneubau zuläuft – hier sind neue Übergänge notwendig.
@ Den Autor erreichen Sie unter Husmann@infoautor.de