Studentinnen: „Bessere Honorierung wäre angemessen“
Darum wollen Elea Raffel und Luca Uhrlau trotz schlechter Arbeitsbedingungen Hebammen werden
Für das Studium der Hebammenwissenschaft an der Jade Hochschule in Oldenburg ist Elea Raffel (20) extra umgezogen. Luca Uhrlau (25) kommt gebürtig aus Oldenburg, lebte zuletzt jedoch in Schweden und Berlin. Im Gespräch erzählen sie, warum sie Hebamme werden wollen und sie sich auch von schlechter Vergütung nicht abschrecken lassen.
Warum wollen Sie Hebamme werden?
Uhrlau: Da gibt es viele verschiedene Gründe. Um in die Zukunft zu blicken: Wenn man fertig ist, gibt es verschiedene Bereiche, in denen man sich fortbilden kann, und unterschiedliche Schwerpunkte – freie Hebammen oder die Arbeit in einer Klinik. Das Be
rufsfeld ist sehr vielfältig. Raffel: Ich finde, es ist eine Ehre, in einer solch besonderen Situation dabei sein zu dürfen. Es ist ein einmaliger, sehr intimer Moment – man begleitet die werdende Familie, ganz gleich, ob es das erste oder vierte Kind ist. Außerdem ist
jeder Tag anders – nicht wie bei einer Büroarbeit. Natürlich gibt es auch Situationen, die für uns werdenden Hebammen nicht leicht sein werden, etwa wenn es zu Schwierigkeiten während Schwangerschaft oder Geburt kommt.
Uhrlau: Aber gerade in diesen
Situationen kann man viel Gutes tun. Man arbeitet auch nicht nur mit der Frau, sondern auch mit Partner oder Partnerin oder Großeltern.
Schrecken Sie nicht vor der relativ geringen Vergütung oder der schwierigen Versicherungssituation zurück? Raffel: Ich habe vorher etwas studiert, bei dem der Fokus auf Geld und Karriere lag. Irgendwann habe ich mir gedacht: Das ist es nicht! Es macht keinen Sinn, wenn die Leidenschaft im Beruf fehlt. Uhrlau: Hier sind wir eine sehr heterogene Gruppe zwischen 19 und 49 Jahren – viele haben vorher etwas anderes gearbeitet und wollen nun etwas Sinnstiftendes tun. Wir tun das nicht, weil Geld uns dazu motiviert – dennoch wäre eine bessere Honorierung angemessen. Vielleicht können wir uns da als Studentinnen auch zusammentun.
Hätten Sie den Beruf auch gewählt, wenn es „nur“eine Ausbildung geben würde? Beide: Ja!
Uhrlau: Dennoch habe ich mich bewusst fürs Studium entschieden – man hat hinterher noch mehr Möglichkeiten. Außerdem ist es toll, dass an der Jade Hochschule etwas komplett Neues aufgebaut wurde – es ist ein stimmiges Konzept.
Wie haben Sie Ihr Praktikum erlebt?
Uhrlau: Ich habe mein Praktikum bei einer freiberuflichen Hebamme absolviert und bin jetzt sehr gespannt, was mich im Kreißsaal erwartet. Ich hoffe, dass wir in einen guten Austausch mit den Hebammen kommen, auf Augenhöhe miteinander reden. Schließlich können beide Seiten voneinander lernen.
Raffel: Ich fand das sehr wichtig, weil ich eine Bestätigung dafür bekommen habe, dass ich das studieren will.