Nordwest-Zeitung

Gärten am Staugraben 1856 bebaut

Straße hat ihren Charakter im Lauf der Jahrzehnte vollkommen verändert

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Staulinie und Staugraben, zwei Straßen, die in der Stadt eine vergleichs­weise junge Geschichte haben. Die Staulinie wurde 1797 angelegt, nachdem der Stadtwall geschliffe­n worden war. Der Staugraben entstand, als 1856 einige Geschäftsl­eute den von Egloffstei­nschen Garten kauften. Das Bahnhofsvi­ertel entlang der Gottorpstr­aße gab es in der heutigen Form nicht.

Entlang des Stadtgrabe­ns (Haaren) sollten Baugrundst­ücke erschlosse­n werden. Dazu war es notwendig, entlang des Wasserlauf­s eine schmale Straße anzulegen. Sie war ungepflast­ert. Am 3. Oktober 1862 baten die Anlieger darum, diesen Weg Staugraben zu benennen. Die Lage des Weges war damit eindeutig gekennzeic­hnet. Was noch fehlte, war eine Brücke, über die die Bewohner auf kürzestem Weg in die Stadt gehen konnten. Sie wurde am Postamt gebaut, wo zu der Zeit noch das Hafenbecke­n endete.

Die damals errichtete­n Häuser stehen heute nur noch zum Teil – sehr zum Leidwesen vieler traditions­bewusste Oldenburg, viele wurden durch vergleichs­weise schmucklos­e Neubauten ersetzt. Der Charakter der Straße hat sich auch dadurch stark verändert, dass die Haaren in ein schmales Bett gezwungen wurde, das Richtung Bahnhofsvi­ertel von einer Mauer begrenzt ist. Man brauchte in den 60er Jahren Platz, um den Staugraben zu einer leistungsf­ähigen Straße auszubauen, über die der Verkehr nach Eröffnung der Fußgängerz­one fließen konnte. Der Ausbau des Wallrings war für die Einrichtun­g dieser den Fußgängern vorbehalte­nen Zone unumgängli­ch. Das einst flach aufsteigen­de Ufer verschwand.

Die Straße Staugraben war bis dahin eine beschaulic­he Wohnstraße, sie endete nach

Süden vor dem Hafenbecke­n, das sich bis an die Staulinie heranzog, weiß Stadtführe­r und Hobbyhisto­riker Helmuth Meinken, der auch die historisch­en Postkarten sammelt,

die er für diese Serie zu Verfügung stellt. Eine Verbindung über das Hafenbecke­n hinweg zur Huntestraß­e gab es nicht. Wer dorthin wollte, musste über die Amalienbrü­cke

gehen, die einst in Höhe der heutigen Schlosshöf­e über die Mühlenhunt­e führt. Und auch das war erst möglich, als eine Überquerun­g des Stadtgrabe­ns an der Alten Post gebaut worden war. Nach Norden endete die Straße Staugraben an der Osterstraß­e bzw. an der Staugraben­brücke beim Elisengang.

Die Innenstadt war über die Elisenstra­ße und Osterstraß­e mit dem Bahnhof verbunden. Weitere Übergänge gab es zu dieser Zeit nicht. Die Moslestraß­e war eine unbedeuten­de Gasse und endete an der Haaren. Mit dem Ausbau des Wallrings entstand der Stautorkre­isel, der streng genommen ein Brückenbau­werk ist, unter dem die Haaren zum Alten Stadthafen fließt. Damals verschwand­en auch die Parkanlage­n.

Das Haus Staugraben 8 (altes Bild am linken Rand) wurde 1990 für einen mehrgescho­ssigen Hotelneuba­u abgebroche­n. Es war 1862 errichtet worden.

 ?? BILD: Sammlung Helmuth Meinken ?? 1910: Der Staugraben war ein schmaler Sandweg, das Ufer der Haaren stieg flach an.
BILD: Sammlung Helmuth Meinken 1910: Der Staugraben war ein schmaler Sandweg, das Ufer der Haaren stieg flach an.
 ?? BILD: Sammlung Helmuth Meinken ?? Der Staugraben heute: Für die Verbreiter­ung und den Ausbau der Straße wurde der Fluss durch die Mauer in ein engeres Korsett gepresst.
BILD: Sammlung Helmuth Meinken Der Staugraben heute: Für die Verbreiter­ung und den Ausbau der Straße wurde der Fluss durch die Mauer in ein engeres Korsett gepresst.
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BILD: Sammlung Helmuth Meinken
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BILD: Sammlung Helmuth Meinken

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