Gärten am Staugraben 1856 bebaut
Straße hat ihren Charakter im Lauf der Jahrzehnte vollkommen verändert
Oldenburg – Staulinie und Staugraben, zwei Straßen, die in der Stadt eine vergleichsweise junge Geschichte haben. Die Staulinie wurde 1797 angelegt, nachdem der Stadtwall geschliffen worden war. Der Staugraben entstand, als 1856 einige Geschäftsleute den von Egloffsteinschen Garten kauften. Das Bahnhofsviertel entlang der Gottorpstraße gab es in der heutigen Form nicht.
Entlang des Stadtgrabens (Haaren) sollten Baugrundstücke erschlossen werden. Dazu war es notwendig, entlang des Wasserlaufs eine schmale Straße anzulegen. Sie war ungepflastert. Am 3. Oktober 1862 baten die Anlieger darum, diesen Weg Staugraben zu benennen. Die Lage des Weges war damit eindeutig gekennzeichnet. Was noch fehlte, war eine Brücke, über die die Bewohner auf kürzestem Weg in die Stadt gehen konnten. Sie wurde am Postamt gebaut, wo zu der Zeit noch das Hafenbecken endete.
Die damals errichteten Häuser stehen heute nur noch zum Teil – sehr zum Leidwesen vieler traditionsbewusste Oldenburg, viele wurden durch vergleichsweise schmucklose Neubauten ersetzt. Der Charakter der Straße hat sich auch dadurch stark verändert, dass die Haaren in ein schmales Bett gezwungen wurde, das Richtung Bahnhofsviertel von einer Mauer begrenzt ist. Man brauchte in den 60er Jahren Platz, um den Staugraben zu einer leistungsfähigen Straße auszubauen, über die der Verkehr nach Eröffnung der Fußgängerzone fließen konnte. Der Ausbau des Wallrings war für die Einrichtung dieser den Fußgängern vorbehaltenen Zone unumgänglich. Das einst flach aufsteigende Ufer verschwand.
Die Straße Staugraben war bis dahin eine beschauliche Wohnstraße, sie endete nach
Süden vor dem Hafenbecken, das sich bis an die Staulinie heranzog, weiß Stadtführer und Hobbyhistoriker Helmuth Meinken, der auch die historischen Postkarten sammelt,
die er für diese Serie zu Verfügung stellt. Eine Verbindung über das Hafenbecken hinweg zur Huntestraße gab es nicht. Wer dorthin wollte, musste über die Amalienbrücke
gehen, die einst in Höhe der heutigen Schlosshöfe über die Mühlenhunte führt. Und auch das war erst möglich, als eine Überquerung des Stadtgrabens an der Alten Post gebaut worden war. Nach Norden endete die Straße Staugraben an der Osterstraße bzw. an der Staugrabenbrücke beim Elisengang.
Die Innenstadt war über die Elisenstraße und Osterstraße mit dem Bahnhof verbunden. Weitere Übergänge gab es zu dieser Zeit nicht. Die Moslestraße war eine unbedeutende Gasse und endete an der Haaren. Mit dem Ausbau des Wallrings entstand der Stautorkreisel, der streng genommen ein Brückenbauwerk ist, unter dem die Haaren zum Alten Stadthafen fließt. Damals verschwanden auch die Parkanlagen.
Das Haus Staugraben 8 (altes Bild am linken Rand) wurde 1990 für einen mehrgeschossigen Hotelneubau abgebrochen. Es war 1862 errichtet worden.