Insel-Ärztin zieht positives Fazit
Auf der Suche nach einem Hausarzt hat sich Wangerooge an die Öffentlichkeit gewandt. Medizinerin Annick Goltz hörte im Radio den Aufruf und zog vor einem halben Jahr mit ihrem Mann und ihrer Tochter vom Festland dorthin. Die Insel-Ärztin sagt: „Ich habe es noch keinen Tag bereut.“Vor der Insel hat die 40-jährige Medizinerin als hausärztliche Betreuung in einer Klinik in Rotenburg (Wümme) gearbeitet.
Warum fällt Ihr erstes Fazit so positiv aus?
Goltz: Die Patienten, die ich habe, die Menschen, die hier wohnen, und letzten Endes auch die Gäste, die machen es einem leicht, weil die unglaublich lieb, offen und freundlich sind. Vorher im Krankenhaus hat mir der enge Kontakt zu den Patienten gefehlt. Und hier ist alles ein bisschen entspannter. Dieser Druck vom Festland, der ist hier einfach nicht in dem Maße da. Ich freu mich sogar auf den Winter und richtig zur Ruhe zu kommen. Auch wenn die Insulaner sagen: Übersteh erst mal einen Winter hier! Der schneidende Wind, die Nässe – aber da mach ich mir keine Sorgen.
Wie muss ich mir die typische Arbeit zur Urlaubszeit vorstellen?
Goltz: Im Sommer hat man vor allem mehr Kinder zu behandeln, weil die dann am Strand herumtoben und in eine Muschel treten oder von der Schaukel gefallen sind. Prinzipiell ist die komplette Logistik und wie man den Patienten versorgt ein bisschen unterschiedlich gegenüber der Versorgung auf dem Festland. Wir haben nicht die Möglichkeit, den Patienten direkt zum Röntgen zu schicken ums Eck, sondern das muss man alles ein bisschen planen. Klar, aber wenn es Notfälle sind, können wir sie zeitnah ausfliegen.
Sie haben Ihre Inselpraxis mitten in der Corona-Krise mit Touristen-Verbot geöffnet. Wie schwer ist Ihnen dieser Start gefallen?
Goltz: Es war insgesamt ruhiger, das muss man so sagen. Ich hab das aber auch sehr genossen, weil ich viel Zeit hatte, mit den Insulanern zu reden. Und das hat ein bisschen die Eingewöhnung erleichtert. Dann lief das hier relativ langsam an. Es war ja nicht so, dass die Insel wieder offen war und dann zack, war die ganze Insel voll. Das hat sich alles ganz gut eingespielt. Auch bei uns.