Nordwest-Zeitung

Das Duell der Trainer-Dinos

Warum Werders Florian Kohfeldt schon Freiburgs Christian Streich verfolgt

- Von Lars Blancke

Freiburg/Bremen – Es kommt einem etwas skurril vor, aber im schnellleb­igen Geschäft Fußball-Bundesliga ist es eben möglich. Florian Kohfeldt übt nicht mal drei Jahre seine Arbeit als Cheftraine­r von Werder Bremen aus. Das ist fraglos ein solider Zeitraum, speziell wenn man bedenkt, durch welch tiefes Tal der 38-Jährige mit seinem Verein in der Vorsaison gegangen ist. Dass er an diesem Samstag (15.30 Uhr) beim SC Freiburg aber auf den einzigen Coach trifft, der in der Tabelle der dienstälte­sten Erstliga-Trainer vor ihm steht, ist dann doch etwas Außergewöh­nliches – und zeigt, wie befremdlic­h schnell die Vereine bei Misserfolg­en von ihren Übungsleit­ern abrücken.

Streich weit vorn

Genau genommen ist Kohfeldt zwei Jahre, elf Monate und sieben Tage im Amt, wenn er im Breisgau gegen Christian Streich antritt. Seinem 17 Jahre jüngeren Kollegen von der Weser hat das Unikat unter den Erstliga-Trainern einen riesigen Vorsprung voraus. Acht Jahre, neun Monate, 18 Tage wütet, jubelt, schreit, gestikulie­rt Streich bereits an der Seitenlini­e der Freiburger. Er hat einen Abstieg miterlebt, stand dennoch

nie zur Debatte und genießt damit einen Stellenwer­t in seinem Club, von dem selbst der in Bremen so gezielt von allen Verantwort­lichen gestärkte Kohfeldt nur träumen kann.

So ein Trainer-Urgestein weiß natürlich, wie man sich loyal gegenüber Kollegen verhält. „Wenn ich gesehen, gehört und gelesen habe, was einige Leute, ehemalige Spieler von Bremen und sogenannte Experten abgelassen haben, da muss ich sagen, das ist unmöglich“, sagte Streich in der Endphase der Vorsaison, als von allen Seiten Kritik auf Kohfeldt einprassel­te. Und auch jetzt warnt der 55-Jährige

vor Werder: „Wenn die Bremer bei uns gewinnen, haben sie neun Punkte und sind ganz oben in der Tabelle. Das wäre ein herausrage­nder Start für sie.“Er rechne mit einem umkämpften Spiel „mit einem ganz knappen Ergebnis“.

Dieses muss ohne Zuschauer stattfinde­n. Da der SiebenTage­s-Grenzwert im Freiburger Stadtgebie­t nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) am Freitag bei 37,2 pro 100 000 Einwohnern lag (und damit den in der Corona-Verordnung Sport des Landes Baden-Württember­g veranschla­gten Schwellenw­ert von 35 überschrit­t), müssen die ursprüngli­ch geplanten 3800 Zuschauer zuhause bleiben.

Nicht weniger respektvol­l redet Kohfeldt indes über die Freiburger, die bisher vier Punkte aus drei Partien geholt haben. „Freiburg ist ein Brett. Eine sehr kompakte Mannschaft, die direkt nach vorn spielt“, warnt der Coach und hofft, dass mit einem weiteren Erfolgserl­ebnis das Selbstvert­rauen in seinem Team steigt: „Wenn wir in so einem extrem schwierige­n Auswärtssp­iel wie in Freiburg punkten können, würde in der Mannschaft der Glaube wachsen, dass wir auch regelmäßig punkten können.“

Finke führt Liste an

Übrigens: Dass Freiburg und Bremen in der Tabelle der aktuell dienstälte­sten Trainer der Liga vorn liegen, ist kein Zufall. In Volker Finke führt ein SC-Coach die Liste der längsten Trainer-Amtszeiten in der Geschichte des Oberhauses mit 16 Jahren an (1991 bis 2007). Auf den Plätzen zwei und drei folgen zwei Bremer. Otto Rehhagel schrieb von 1981 bis 1995 (5202 Tage) mehr als 14 Jahre lang Werder-Geschichte. Thomas Schaaf hat in seinen 14 Jahren (5119 Tage) das einzige Double der Bremer Vereinsges­chichte (2004) gewonnen. Bis zu diesen Zahlen ist es sogar für Christian Streich noch ein weiter Weg.

 ?? BILD: Imago ?? Seit knapp drei Jahren treffen sie sich in der ersten Liga: Florian Kohfeldt (links) und Christian Streich
BILD: Imago Seit knapp drei Jahren treffen sie sich in der ersten Liga: Florian Kohfeldt (links) und Christian Streich

Newspapers in German

Newspapers from Germany