Geiselnahme: Polizei erschießt Häftling
Mann stand kurz vor seiner Entlassung – Frau mit Klinge bedroht
Schauspieler Lars Eidinger findet es furchtbar, coronabedingt vor wenig Publikum zu spielen. „Ich habe jetzt die letzten zwei Tage geprobt und wenn ich ehrlich bin: Ich kam ans Theater und dachte, es ist wie ein Albtraum“, sagte der 44-Jährige am Freitag auf dem Blauen Sofa der Frankfurter Buchmesse. Alle kämen ihm mit Masken entgegen, an die er sich auch nach so langer Zeit noch nicht gewöhnt habe. „Ich denke immer noch: Gleich wache ich auf“, gestand das Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne.
Mitarbeiter der Spurensiche- rung vor der JVA
Münster – Er wirkte unberechenbar und drohte den Tod seiner Geisel an: Bei einem Polizeieinsatz im Gefängnis in Münster haben Spezialkräfte der Polizei am Freitag einen Häftling erschossen. Dem gewaltsamen Zugriff gingen Verhandlungen über mehrere Stunden voraus. Der Häftling habe einen Hubschrauber haben wollen, um zu fliehen. In drei Wochen wäre er ohnehin freigelassen worden.
Der Häftling hatte in den frühen Morgenstunden eine 29 Jahre alte Auszubildende überwältigt. Wie es von der Polizei hieß, bedrohte er sie außerhalb der Zelle mit einem aus einer „Rasierklinge gefertigten gefährlichen Gegenstand“. Spezialisten der Polizei versuchten, mit dem Mann zu verhandeln. Dies gelang aber trotz „intensiver Kommunikationsversuche“nicht, wie es am Freitag hieß. Immer wieder habe der Häftling seiner Geisel die Klinge an den Hals gehalten und gedroht, sie zu töten.
Weil der 40-Jährige einen psychisch unberechenbaren Eindruck machte, setzten die SEK-Beamten nach rund drei Stunden bei der Befreiung der Geisel eine Schusswaffe ein. Der Täter starb noch vor Ort. Der Deutsche saß eine viermonatige Haftstrafe wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ab. Konkret ging es um einen Tritt gegen einen Polizisten. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Münster hatte der wohnungslose und alkoholkranke Mann 2019 auf dem Gelände einer Klinik randaliert. Das Amtsgericht verurteilte ihn daraufhin zu einer Bewährungsstrafe. Weil er in dieser Zeit den Bewährungsauflagen nicht nachkam, musste er ins Gefängnis.
Die 29 Jahre alte Bedienstete sei körperlich nahezu unversehrt, sagte der Sprecher des Ministeriums. Was bleibt, sind die seelischen Folgen. Gleichzeitig drückte er sein Beileid für den 40 Jahre alten Häftling aus: „Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen.“