Hochsee-Kreuzfahrt erfindet sich neu
Sonne tanken bei Schiffsreise nach Athen und Korfu unter aktuellen Bedingungen
Griechenland – Im Spätsommer noch einmal eine ordentliche Portion Sonnenwärme einfangen. Klingt verlockend – aber wohin? Die Anzahl der möglichen Reiseziele mit niedrigem Infektionsrisiko streicht das Auswärtige Amt praktisch täglich zusammen. Griechenland ist eine Möglichkeit. Die Wiege der Demokratie verspricht außer einem Bad im Badewannen-warmen Mittelmeer sowie angenehmen Lufttemperaturen mit bis zu 30 Grad, auch das Entdecken zahlreicher Monumente längst vergangener Epochen wie etwa die Akropolis.
Voller Eifer tastet man sich auf den ausgetretenen und rutschigen Marmorstufen zu ihr hinauf. Der berühmteste und meistbesuchte Tempel der Hellenen thront hoch über der Hauptstadt Athen.
Im Jahr 1687 belagerten und beschossen die Venezianer die Anlage. Letztendlich explodierte der Haupttempel Parthenon, der einst als Pulverlager genutzt wurde. Noch lange wird die Wiederherstellung andauern. Der nötige Marmor wird aus dem nahe gelegenen Bergwerk herausgebrochen. Genau wie seinerzeit bei der Erbauung vor rund 2500 Jahren.
Besonders heute lohnt der Besuch, da die Akropolis so gut wie menschenleer ist. Laufen sich für gewöhnlich knapp 10 000 Personen pro Tag gegenseitig über die Füße, gibt es zurzeit nicht einmal Warteschlangen und immer einen freien Blick auf die imposanten Marmorsäulen.
Welche Reiseform gewählt wird, ist in diesen Zeiten unter anderem eine Frage des individuellen Sicherheitsbedürfnisses. Wer rundum behütet reisen möchte, entscheidet sich möglicherweise für eine Kreuzfahrt in griechischen Gewässern, bei der gewiss auch ein Landausflug zur Akropolis buchbar ist. Mitreisen darf augenblicklich nur, wer einen negativen Coronatest vorlegen kann.
Kreative Slogans
Die Kreuzfahrtreederei TUI Cruises hat diese derzeit risikoarme Destination als Reisegebiet ausgesucht und fliegt ihre Kunden aus Sicherheitsgründen ausschließlich per Charterflug ein. „Wie unter den aktuellen Randbedingungen wieder Hochsee-Kreuzfahrten möglich werden, hat uns die vergangenen Monate intensiv beschäftigt. So haben wir nun etwa auf jedem Schiff einen sogenannten Infection Control Officer. Der sorgt für die Einhaltung und Verbesserung der Konzepte“, sagt der Generaldirektor der „Mein Schiff 6“, Hans Langen. Außerdem werden nur maximal 60 Prozent der Kabinen belegt. Das stellt den Mindestabstand sicher. Genau so wie die vielen Sitzplätze, die mit kreativen Slogans, wie „Ich muss leider absagen“blockiert sind.
Und damit möglichst keine Infektionen über die Menükarten aus Papier übertragen werden, wurden sie kurzerhand weitgehend verbannt und durch QR-Codes zum Einlesen in der „Mein Schiff-App“ersetzt. Der General Manager der „Mein Schiff 6“ist erschöpft – aber auch stolz und überglücklich. „Blaue Reisen“nennen sie ihre Kreuzfahrten 2.0. Erfahrungen sammelte die Reederei mit zwei Urlaubsdampfern in der Nord- und Ostsee. „Wir bezeichnen es als Bubble-Lösung“, sagt Langen und beschreibt damit die sichere Abtrennung der zuvor negativ getesteten Kreuzfahrtgäste von der Außenwelt.
Bisher war das Konzept so erfolgreich, dass TUI Cruises seit September auch die Wünsche nach Kreuzfahrten unter der mediterranen Sonne in der griechischen Inselwelt verwirklicht – mit Landausflügen auf Kreta, Piräus (Athen) und auf Korfu. Wie das im Detail möglich wird und wie viel von der alten Kreuzfahrtwelt übrig ist, hat die Reederei sorgfältig geplant.
Spannend bis zuletzt
Neu ist, dass vor dem Flug ergänzend zum Corona-Test in der nächstgelegenen HeliosKlinik, einiges an Papierkram zu erledigen ist. Etwa das Ausfüllen des sogenannten Passagierlokalisierungsformulars (PLF), direkt auf der Internetplattform der griechischen Behörden. Bis zuletzt bleibt es aber spannend, ob man fliegen kann, denn erst am Abreisetag versendet das Ministerium das ersehnte Formular. Ohne dieses ist die Reise beendet, bevor sie beginnt.
Hat das geklappt, geht’s los in den Urlaub 2.0. Das tiefblaue östliche Mittelmeer wartet. Der erste Blick vom Flughafen-Transferbus auf die wartende „Mein Schiff 6“lässt viele aufatmen. Geschafft!
Und das ohne eine Spur vom sogenannten Overtourism. Die Bereitschaft, jetzt eine Reise zu unternehmen, wird also belohnt. Etwa mit einem Besuch auf der grünen Insel Korfu. Sie ist nach Piräus/ Athen das zweite Zwischenziel der Rundreise.
Exklusives Strandresort
Üppige Pflanzen und Bäume gedeihen in der feuchten Atmosphäre. Die typisch weißblauen griechischen Gebäude sucht man hier vergeblich. Das Eiland ist durch die venezianische Architektur mit pastellfarbenen Häusern geprägt. Statt individueller Landgänge sind aus Sicherheitsgründen ausschließlich organisierte Landausflüge in Kleingruppen buchbar, etwa eine Fahrradtour. Auf den Mountainbikes geht’s rund fünf Stunden übers bergige Hinterland, ein paar Kilometer entlang der Küste und kreuz und quer durch die Altstadt von Korfu, die im Jahr 2007 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde. Belohnt wird die sportliche Tour mit einem kurzen Badestopp an einem abgelegenen und exklusiven Strandresort.
„Wir bezeichnen es als Bubble-Lösung
Hans Langen Generaldirektor der „Mein Schiff 6“über die sichere Abtrennung der zuvor negativ getesteten Kreuzfahrtgäste von der Außenwelt