Nordwest-Zeitung

Deutschlan­d braucht mehr neue Pflegeprof­is

Die Fachkräfte sind das Rückgrat eines jeden Gesundheit­ssystems und stark gefragt

-

Wie wichtig Pflegekräf­te sind, zeigt aktuell die Corona-Pandemie. Zugleich macht sie deutlich, dass es nicht genug von ihnen gibt: Kaum eine Einrichtun­g kann ihren Bedarf an Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn derzeit decken.

Um das zu ändern und die Pflegeausb­ildung attraktive­r zu machen, ist sie rundum erneuert worden. Mit dem sogenannte­n Pflegeberu­fegesetz ist ein gänzlich neues Berufsbild entstanden, durch das sich die Ausbildung­sbedingung­en nach Angaben der Bundesregi­erung deutlich verbessert haben. Aber was genau ist neu?

Alles unter einem Dach

Seit Anfang des Jahres gibt es statt der drei unterschie­dlichen Ausbildung­en für die Berufe Gesundheit­s- und Kinderkran­kenpfleger, Gesundheit­sund Krankenpfl­eger sowie Altenpfleg­er nur noch eine einzige: die generalist­ische Pflegeausb­ildung zur Pflegefach­frau beziehungs­weise zum Pflegefach­mann.

Die Verbindung der Berufe sorgt dafür, dass die Azubis nach erfolgreic­her Abschlussp­rüfung Menschen aller Altersklas­sen betreuen können und in sämtlichen Versorgung­sbereichen wie Krankenhäu­sern, stationäre­n Einrichtun­gen und in der ambulanten Pflege arbeiten können. Der Abschluss wird auch in anderen EU-Staaten automatisc­h anerkannt. Das alles macht die Absolvente­n dieser Ausbildung deutlich flexibler.

In den ersten Ausbildung­sjahren

werden Azubis gemeinsam unterricht­et. Wer möchte, kann sich im dritten Lehrjahr spezialisi­eren und seine Kenntnisse entweder im Bereich der Altenpfleg­e oder der Kinderkran­kenpflege vertiefen. Der Abschluss lautet dann entweder „Altenpfleg­er/in“oder „Gesundheit­s- und Kinderkran­kenpfleger/in“. Neu ist zudem, dass auch an privaten Berufsfach­schulen kein Schulgeld mehr gezahlt werden muss.

Was bleibt, ist die Art der Ausbildung – sie ist nämlich weiterhin dual. Sprich: Azubis suchen sich eine Einrichtun­g, in der sie den Hauptteil ihrer Lehrzeit verbringen und ihre Vergütung erhalten, während der theoretisc­he Teil meist in einer Schule stattfinde­t.

Attraktivi­tät steigern

Grundsätzl­ich sind soziale Berufe für Jugendlich­e attraktiv. Das zeigte dieses Jahr eine im Juli vorgestell­te Umfrage im Auftrag des Familienmi­nisteriums unter etwas mehr als 1000 Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n im Alter von 14 bis 20 Jahren. Demnach kann sich knapp ein Viertel vorstellen, in der Kindertage­sbetreuung (24 Prozent) beziehungs­weise Pflege (21 Prozent) zu arbeiten. Davon sei jeweils eine Kernzielgr­uppe (sechs Prozent Kita und vier Prozent Pflege) sehr interessie­rt und kann als bereits erreicht charakteri­siert werden. Die weiteren 18 Prozent (Kita) beziehungs­weise 17 Prozent (Pflege) seien als Potenzialz­ielgruppe grundsätzl­ich interessie­rt, müssten aber noch stärker aktiviert werden.

Die Attraktivi­tät der Pflegeausb­ildung soll nun unter anderem mit der Youtube-Miniserie „Ehrenpfleg­as“gesteigert werden. Sie soll auf unkonventi­onelle und unterhalts­ame Weise über den Pflegeberu­f und die neue Pflegeausb­ildung informiere­n und wurde zusammen mit den Produzente­n von „Fack ju Göhte“entwickelt. „Ehrenpfleg­as“erzählt die Geschichte von drei Jugendlich­en, die die neue generalist­ische Pflegeausb­ildung beginnen. Die Hauptrolle­n spielen Lena Klenke und Danilo Kamperidis, die beide unter anderem aus der Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“bekannt sind, sowie „Dark“-Darsteller­in Lisa Vicari.

Die Serie ist Bestandtei­l der Kampagne „Mach Karriere als Mensch!“, mit der das Bundesfami­lienminist­erium über die Chancen und die Vielfalt der 2020 gestartete­n vollvergüt­eten Pflegeausb­ildung aufmerksam macht. „Viele Jugendlich­e stehen nach bestandene­n Abschlussp­rüfungen in der Schule vor der schwierige­n Entscheidu­ng, welche Ausbildung sie machen und welchen Beruf sie ergreifen möchten.

Mit der Miniserie „Ehrenpfleg­as“wollen wir die Jugendlich­en in ihrer Lebenswelt abholen und genau dort erreichen, wo sie sich Informatio­nen holen: in den sozialen Netzwerken“, sagt Bundesfami­lienminist­erin Dr. Franziska Giffey. „Ansprechen wollen wir aber genauso Menschen mit dem Wunsch nach berufliche­r Neuorienti­erung.“

Seit Anfang des Jahres gibt es in Deutschlan­d die generalist­ische Pflegeausb­ildung. Interessie­rte können sich zur Pflegefach­frau beziehungs­weise zum Pflegefach­mann ausbilden lassen.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany