Spionin an Bord?
Eine Ostseereise am Vorabend des Ersten Weltkrieges
Auf dem beginnenden Sommer des Jahres 1914 lag ein Schatten. Zwischen den europäischen Großmächten wuchs das Konfliktpotenzial aus unterschiedlichen Gründen.
Dennoch plante Großherzog Friedrich August von Oldenburg wie jedes Jahr um diese Zeit eine Seereise in die Ostsee mit seiner Dampfyacht „Lensahn“.
Zunächst stand ein Besuch der Kieler Woche auf dem Programm, bei dem der Großherzog auch seine Tochter Sophie Charlotte und ihren Ehemann Prinz Eitel Friedrich von Preußen, den zweitältesten Sohn von Kaiser Wilhelm II., treffen wollte. Beide waren auf der Yacht der Kaiserin „Iduna“ebenfalls zu Besuch in Kiel, um anschließend eine Ostseereise zu machen.
Britisches Geschwader auf der Kieler Woche
Ein besonderer Höhepunkt der Kieler Woche war natürlich der Besuch von Kaiser Wilhelm II. und ein schon Ende April 1914 angekündigter Besuch eines britischen Geschwaders, das von Vize-Admiral Sir George Warrender befehligt wurde.
Dieser Besuch war für die einen Anlass zur Hoffnung auf eine deutsch-britische Annäherung, während die anderen darin einen reinen Aufklärungsbesuch, der insbesondere dem gerade eröffneten Kaiser-Wilhelm-Kanal galt, sahen.
Mitten in diesen Besuch platzte die Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers, und niemand in Europa wusste, wie
Großherzog Friedrich August von Oldenburg in Admiralsuniform.
sich dieses Attentat auf die internationalen Beziehungen auswirken würde.
Nach Abschluss dieses fünftägigen Besuches verließen die britischen Schiffe Kiel und das Flaggschiff von Vize-Admiral Warrender funkte eine Dankes-Nachricht, in der es unter anderem hieß: „Friends today, friends in future, friends forever“– knapp 14 Tage später sah die Welt ganz anders aus!
Auf Ostseefahrt mit englischer Nurse
Zurück zum Großherzog, der auf dieser Reise seine Kinder, einige Gäste und auch die Kindermädchen für die herzoglichen Kinder Nikolaus, Ingeborg-Alix und Altburg mitgenommen hatte. Zum ersten Mal dabei war auch die zu Beginn des Jahres eingestellte englische Nurse, Hilda Maybury.
Nach Beendigung der Kieler Woche startete nun die Urlaubsfahrt in die Ostsee.
Zunächst wurden in Stralsund noch weitere Gäste aufgenommen, darunter auch die Kinder des oldenburgischen Kammerherrn Leon von Radetzky-Mikulicz.
Die bunt gemischte Reisegesellschaft nahm nun als Erstes Kurs auf Bornholm – der Großherzog stand selbst am Steuer, unterstützt von einem Kapitän des Lloyd.
Immer wieder traf man sich mit der Segelyacht „Iduna“, was insbesondere die Kinder des Großherzogs genossen, die bis dahin noch nie auf einer großen Segelyacht mitfahren durften.
Sorglose Tage am Vorabend des Ersten Weltkriegs
Am 20. Juli wurde Bornholm erreicht, um dort den 13. Geburtstag von Ingeborg Alix zu feiern. Es waren „sorglose vergnügte Tage, die wir in jenen Julitagen verlebten“, schreibt Ingeborg-Alix in ihrem Tagebuch.
Während sich die Kinder weiter vergnügten, verdunkelte sich der politische Horizont.
Dennoch ließ es sich die gesamte Gesellschaft nicht nehmen, einen Ausflug nach Wisby auf Bornholm zu unternehmen. Die Kinder bestaunten die alten Stadtmauern. Prinz Eitel Friedrich fotografierte fürs Familienalbum und alle kehrten begeistert von dieser Stadterkundung, die sie mit fünf Kraftwagen unternommen hatten, auf die „Iduna“und die „Lensahn“zurück. Am 22. Juli wurde die „Lensahn“mit Kohlen versorgt und