Nordwest-Zeitung

Das Seminar an der Peterstraß­e

Gebäude des Lehrersemi­nars wurde 1846 eingeweiht

- Von Wolfgang Oehrl

Gegenüber der evangelisc­h-lutherisch­en Garnisonki­rche in Oldenburg steht das Haus Peterstraß­e 42. Es beherbergt heute das Staatliche Baumanagem­ent Weser-Ems, Außenstell­e Oldenburg, ist aber vielen Oldenburge­rn noch als ehemaliges Lehrersemi­nar bekannt.

Gründung des Lehrersemi­nars

Die Einrichtun­g eines oldenburgi­schen Lehrersemi­nars erfolgte durch einen Erlass Herzog Peter Friedrich Ludwigs im Jahre 1793. Es diente der Ausbildung evangelisc­her Volksschul­lehrer und fand seine Fortsetzun­g durch die Pädagogisc­he Akademie (ab 1945), die Pädagogisc­he Hochschule (ab 1948) und die heutige Carl von Ossietzky Universitä­t (1973).

Ein eigenes Seminargeb­äude für 12 Seminarist­en wurde 1807 an der Ecke Heiligenge­istwall / Wallstraße 14 errichtet, wo heute eine Polizeiwac­he untergebra­cht ist. Zeitweise wurden dort nur acht Seminarist­en aufgenomme­n, deren Dienstzeit von 6 Uhr bis 21 Uhr incl. Sonnabend bei einer Mittagspau­se von einer Stunde dauerte.

Neubau an der Peterstraß­e

1846 konnte das neue Seminargeb­äude in der Peterstraß­e 42 eingeweiht werden. Im Erdgeschos­s befanden sich Speisesaal und Bibliothek, im 1. Obergescho­ss Lehr- und Übungszimm­er, im 2. Obergescho­ss die Schlafsäle, in einem Nebenbau Waschraum, Latrinen und ein Torflager. Die Pläne stammten von dem bekannten Oldenburge­r Architekte­n Hero Diedrich Hillerns.

1855 wurde das Seminar dem Evangelisc­hen Oberschulk­ollegium unterstell­t. 1875 erfolgte eine Seminarref­orm mit Abschaffun­g des Internats. Am 8. August 1893 fand eine „Jubelfeier“zum 100. Jubiläum im Beisein von Großherzog Nikolaus Friedrich Peter statt.

Um die Jahrhunder­twende kam es zu vielen Erweiterun­gen: Direktor Emil Künoldt führte 1900 die 5. Seminarkla­sse und 1903 die 6-stufige Lehrerbild­ung ein. 1902 wurden die Aula und die Turnhalle angebaut. Die Orgel in der Aula ist noch vorhanden, aber leider nicht mehr bespielbar.

Dank der technische­n Entwicklun­g konnte die Ausstattun­g modernisie­rt werden: 1904 wurde die Brunnen-Wasservers­orgung durch den Anschluss an das städtische Wassernetz vorgenomme­n. 1912 gab es statt der Gasbeleuch­tung elektrisch­es Licht. Das Torflager dürfte auch bald überflüssi­g geworden sein. Einen Telefonans­chluss gab es erst 1921.

Orgel in der Aula des ehemaliges Lehrersemi­nars in der Peterstraß­e 42.

Staatliche­s Baumanagem­ent Weser-Ems

Das Lehrersemi­nar, das 1927 in eine Aufbauschu­le umgewandel­t wurde, und seine Nachfolger hatten ihre Wirkungsst­ätte noch bis 1965 in der Peterstraß­e 42, bis die Pädagogisc­he Hochschule an der Ammerlände­r Heerstraße fertiggest­ellt war. Vorübergeh­end diente das Gebäude in der Peterstraß­e als Bezugssche­instelle für die Bevölkerun­g, Ort für Theaterpro­ben und auch für eine Behinderte­nschule.

Nach zweijährig­em Leerstand fand nach dem Umbau 1986 der Einzug des Staatshoch­bauamtes OldenburgS­üd statt, heute Staatliche­s Baumanagem­ent Weser-Ems, Außenstell­e Oldenburg.

Die Aula wird heute als größerer Besprechun­gsraum genutzt. Am Kopfende steht weiterhin die alte Orgel mit dem oldenburgi­schen Wappen, schöne Bleiglasfe­nster schmücken den großen Raum. Allerdings beeinträch­tigen neue Beleuchtun­gskörper und Tücher unter der Decke die sicherlich besondere Atmosphäre der Aula.

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BILD:Wolfgang Oehrl Ehemaliges Lehrersemi­nar in der Peterstraß­e 42, Vorderseit­e.
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BILD: Wolfgang Oehrl

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