Die Kultur lebt!
Oliver Hopp (Bild) ist Leiter der Buchhandlung Isensee und Veranstalter von Lesungen. Im Interview spricht er über die Herausforderungen in Zeiten von Corona.
Herr Hopp, was haben Sie gedacht, als im März Corona zur Krise wurde und über rigide Maßnahmen zur Eindämmung gesprochen wurde? Hopp: Meine Erwartung war: Wir machen eine Weile zu. Das alles dauert nicht so lange.
Es kam anders.
Hopp: Und wie. Zwar konnten wir die Buchhandlung unter Berücksichtigung aller Vorsichtsmaßnahmen im April wieder öffnen, aber Lesungen bleiben hier unmöglich. Und das über Monate.
Gibt es Licht am Horizont? Hopp: Ganz eindeutig: ja. Wir haben eine sehr treue Kundschaft, die mehrheitlich auf etwaige Rückerstattungen verzichtet. Es gibt eine intensive und produktive Zusammenarbeit mit unseren Partnern wie beispielsweise der Kulturetage oder dem Theater Laboratorium. Und, was ganz wichtig ist: Es finden wieder Lesungen statt. Die Kultur lebt!
Das allerdings in anderem Maßstab als gewohnt, oder? Hopp: Das ist aktuell ja auch nicht anders vorstellbar, aber wir senden damit das starke Signal, dass es uns noch gibt. Der Wunsch nach Kultur ist bei den Menschen riesig. Wir hatten zwei Veranstaltungen mit Julia Holbe. Die Atmosphäre war wundervoll, alle haben es genossen, eine Lesung zu besuchen und sich auszutauschen – mit Abstand.
Wie sehen die weiteren Planungen aus?
Hopp: Wir starten eine kleine Reihe „Literatur im Café“im Theater Laboratorium in Oldenburg, zudem ist eine größere Lesung mit Zsuzsa Bánk am 26. Oktober in der Kulturetage geplant. Dort können unter Corona-Bedingungen erfreulicherweise bis zu 150 Menschen dabei sein. Es sind kreative Lösungen gefragt. Für 2021 planen wir beispielsweise mit Franz Müntefering, Carmen Korn und Max Goldt.
Dennoch bleibt die Sorge, dass die Maßnahmen anhalten oder sogar verschärft werden. Hopp: Was uns nicht davon abhält, immer wieder an Lösungen zu arbeiten. Klar, keiner kann momentan versprechen, wie es weitergeht. Eines möchte ich unterstreichen: Unsere Lesungen werden alle stattfinden, notfalls werden wir sie weiter verschieben.