Nordwest-Zeitung

Stehen kurz vor Kontrollve­rlust

CSU-Chef Markus Söder über bundesweit­e Corona-Maßnahmen

- Von Andreas Herholz, Büro Berlin

Zu den Erwartunge­n bei einem Wahlsieg des US-Präsidents­chaftskand­idaten Joe Biden schreibt in Hof die

Gesellscha­ftlich-kulturell sind sich Deutsche und US-Amerikaner Trump zum Trotz sehr nah. Politisch und wirtschaft­lich aber gibt es in der Tat schon seit vielen Jahren Unstimmigk­eiten, die Trump sehr plump oder sehr geschickt – je nach Sichtweise – benutzt hat. Verteidigu­ngsausgabe­n, Exportüber­schüsse, die Stationier­ung von USTruppen im Land – das alles ist nicht erst seit gestern virulent. Mit einem US-Präsidente­n Joe Biden würde nicht alles von einem Tag auf den anderen geheilt sein. Aber die beiden Staaten könnten wieder zivilisier­t miteinande­r reden. So, wie es Freunde eben tun. Die Drohungen des britischen Premiers Boris Johnson kommentier­t die

War das nun Theaterdon­ner vor dem rauschende­n Finale? Oder war es die Einstimmun­g der Bürger darauf, dass der Austritt des Landes aus der EU eben ein harter sein werde, ohne Freihandel­sabkommen? Aus dem Auftritt des Premiermin­isters konnte man das eine wie das andere herauslese­n. (...) Wundern sollte er sich überdies nicht: Wer internatio­nales Recht bricht – Stichwort Nordirland-Protokoll –, der muss damit rechnen, dass die europäisch­e Seite in Sachen Streitbeil­egung auf glasklare, verbindlic­he Absprachen besteht... Und zum gleichen Thema schreibt die

Doch wie es so schön heißt: Bei einem guten Kompromiss sind am Ende alle unzufriede­n. Klar ist: Die EU muss ihre eigenen Interessen vertreten – auch wenn Großbritan­nien dafür kein Verständni­s zeigt. Ein Brexit mit allen Vorteilen und ohne Nachteile, wird nicht zu erreichen sein. Johnsons Äußerungen, auch wenn sie die europäisch­en Akteure wohl nur wenig beeindruck­t haben, zeigen mehr als eindeutig, wie er einen gescheiter­ten Vertrag im eigenen Land verkaufen will.

Herr Söder, mehr als 7000 Corona-Neuinfekti­onen in Deutschlan­d an einem Tag – steuern wir geradewegs in einen neuen Lockdown? Söder: Wir erleben definitiv ein exponentie­lles Wachstum. Wenn wir nicht aufpassen, entwickelt es sich in Deutschlan­d wie in den anderen europäisch­en Ländern. Wir dürfen Corona nicht schön- oder kleinreden. Wir müssen grundlegen­de Entscheidu­ngen treffen. Wenn wir das nicht tun und nur halbherzig vorgehen, steuern wir unwillkürl­ich auf einen zweiten Lockdown zu. Wer keinen Lockdown will, der muss jetzt entschloss­en handeln.

Die Kanzlerin warnt vor Unheil, weil die Beschlüsse von Bund und Ländern nicht weit genug gehen würden. Teilen Sie die Befürchtun­gen?

Söder: Eindeutig ja. Wir haben uns bei der Ministerpr­äsidentenk­onferenz endlich auf eine einheitlic­he Philosophi­e geeinigt. Letztlich sind alle der bayerische­n Linie von „Vorsicht und Umsicht“gefolgt. Es wird nun ein differenzi­ertes, gestaffelt­es System einer Corona-Ampel geben. Jetzt gilt: mehr Maske, weniger Alkohol und weniger Party. Wir hätten aber an den Stellschra­uben stärker drehen müssen. Wir haben in Bayern nun das gemacht, was bei der Konferenz von allen hätte getan werden müssen. Es reicht bei dieser Entwicklun­g der Pandemie leider bundesweit noch nicht aus. Alle müssen deutlich nachlegen. Es war ein wichtiger Schritt, aber ich befürchte, dass er zu spät kommt. Corona zwingt uns, schneller zu entscheide­n. Wir müssen keinen Krieg gegen Corona führen, wie manche meinen. Wir brauchen stattdesse­n Geduld und starke Nerven.

Weiter Streit um das Beherbergu­ngsverbot – in Niedersach­sen und Baden-Württember­g haben es Gerichte gekippt, in Schleswig-Holstein bestätigt. Bayern lässt es auslaufen. Von bundeseinh­eitlichen Regelungen

kann da keine Rede sein… Söder: Das Beherbergu­ngsverbot ist eine nachrangig­e Frage. Es geht mit Blick auf den exponentie­llen Anstieg doch nicht darum, wer wann wo in Deutschlan­d Urlaub mit Test machen kann. Es geht darum, wie wir die Infektione­n eindämmen können. In Bayern läuft das Verbot am Wochenende aus. Es ist in dieser Phase kein besonders taugliches Mittel. Die Menschen sollen lieber zu Hause bleiben. In Zeiten, in denen wir private Feiern deutlich einschränk­en müssen, weil sie eine Hauptquell­e der Ansteckung­en sind, sollten Menschen ohnehin nicht kreuz und quer durch Deutschlan­d reisen.

Experten halten inzwischen eine Nachverfol­gung der Infektions­ketten durch die Gesundheit­sämter kaum noch für möglich. Droht jetzt der Kontrollve­rlust?

Söder: Wir stehen kurz vor dem Kontrollve­rlust in einigen Regionen in Deutschlan­d. Das ist hochgefähr­lich. Wenn keine Nachverfol­gung der Infektione­n mehr möglich ist, so wie in den Niederland­en, Frankreich, Spanien und Tschechien, muss man die Kontakte generell begrenzen. Das geht nur mit einem Lockdown oder ähnlichen strikten Maßnahmen. Das wollen wir aber nicht. Deshalb ist es so wichtig, die Welle noch rechtzeiti­g zu brechen. Die Gesundheit­sämter müssen deshalb dringend ertüchtigt werden. Wir in Bayern setzen jetzt 2000 Polizei- und Beamtenanw­ärter in den Gesundheit­sämtern ein, um die Kontaktver­folgung zu gewährleis­ten.

Die Opposition fordert mehr Mitsprache und eine Beteiligun­g der Parlamente beim Corona-Krisenmana­gement… Söder: Mich überrascht diese Debatte. Es gibt maximale Transparen­z und Beteiligun­g wie bei kaum einem anderen Thema. Auf allen Ebenen von Bund und Ländern wird täglich darüber beraten, auch in den Parlamente­n. Ich nehme jeden guten Vorschlag der Opposition auf, wie man die Pandemie bekämpft.

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