Nordwest-Zeitung

Endstation im Oldenburge­r Vorgarten

Studenten-Projekt soll Kunden zufriedene­r machen und Umwelt nutzen

- Von Ellen Kranz

Eine Schneise der Verwüstung hinterließ dieser Geländewag­en bei einem Verkehrsun­fall auf dem Sandweg im Oldenburge­r Stadtteil Osternburg. Am Samstag kurz vor Mitternach­t war der Jeep von der Straße abgekommen, hatte mehrere Büsche sowie einen Zaun beschädigt und war dann auf der Seite liegend zum Stillstand gekommen. Laut Polizei beging die 49 Jahre alte Fahrerin zunächst Unfallfluc­ht, meldete sich aber später noch am Unfallort. Bei der Frau sei ein Atemalkoho­lwert von 1,26 Promille festgestel­lt worden.

Oldenburg – Ein Mann steht an einer Haltestell­e und will mit dem Bus zur Arbeit fahren. Wie so oft um diese Uhrzeit hat der Bus Verspätung – mehr als die Infotafel anzeigt. Der Mann ist genervt.

Situatione­n wie diese haben oft zur Folge, dass Menschen ihr Auto bevorzugen. Zwölf Masterstud­ierende der Uni Oldenburg wollten dem entgegenwi­rken und haben eine Idee entwickelt. Die Fakten im Überblick:

■ Das Projekt

Im Rahmen ihrer Projektgru­ppe, einem Pflichtmod­ul, haben sich die Studenten, zehn der Wirtschaft­sinformati­on und zwei der Informatik, ein Jahr lang mit der Verbesseru­ng von Prognosen im Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) beschäftig­t und das Informatio­nsmanageme­ntsystem „ROCIT“, einen Prototypen, entwickelt.

Geleitet wurde das Projekt von Prof. Dr. Jorge Marx Gómez, betreut von Barbara Rapp. Kooperatio­nspartner war die Firma Amcon aus Cloppenbur­g.

■ Das Ziel

„Wir wollen die Echtzeit-Prognosen für den ÖPNV verbessern“, erklärt Student Sebastian Schnieder. Aktuelle Systeme würden nur die aktuelle Lage und Entfernung bis zur nächsten Haltestell­e einbeziehe­n. Die erste Verspätung werde nicht erkannt, sondern nur die Folgeversp­ätungen. Es gebe große Abweichung­en.

„Wir versuchen, ein System zu entwickeln, das präzisere Prognosen liefert, um eine höhere Akzeptanz zu erreichen und das Verkehrsmi­ttel Bus attraktive­r zu gestalten“, sagt Schnieder. Der Umstieg Busse sei wiederum gut für den Klimaschut­z – Stichwort Verkehrswe­nde.

■ Die Vorgehensw­eise

Um nun präziser zu werden, haben die Studenten für ihr Informatio­nsmanageme­ntsystem viele Daten aus unterschie­dlichen Quellen gesammelt. Zwei Busunterne­hmen stellten Daten zu früheren Positionen und Bewegungen bereit. Hinzu kamen die passenden historisch­en Verkehrsun­d Wetterdate­n. „Wir haben im Rahmen von maschinell­em Lernen mit diesen Daten ein künstliche­s neuronales Netzwerk trainiert“, erklärt der Student, der Mitarbeite­r bei Amcon ist. Nun könne das System mit aktuellen Daten gespeist und angewandt werden.

Ein Beispiel: Wenn es morgens regnet und mehr Personen mit dem Bus statt Rad fahren, benötigt dieser an der Haltestell­e mehr Zeit. Dieser Faktor werde nun einbezogen und die Vorhersage präzisiert, sagt Schnieder. „In 83 Prozent der Fälle hat unser System eine Abweichung von nur plus/minus einer Minute.“Andere Systeme hätten sehr viel höhere Ausreißer.

■ Weitere Nutzung

Das System hilft auch Busunterne­hmern: Diese können auf die Daten zurückgrei­fen und so im Nachhinein etwa die durchschni­ttliche Verspätung sehen. „So können die Unternehme­r die Fahrpläne optimieren“, sagt Schnieder. Komme ein Bus an einer Haltestell­e – unabhängig von Wetter oder Stau – immer zwei Minuten später an, könne man die Fahrzeit neu planen.

■ Nächste Schritte

Sowohl Amcon als auch die Studenten wollen das Thema weiterverf­olgen.

Zudem haben die Studenten ihr Projekt bereits in einer wissenscha­ftlichen Veröffentl­ichung der Forschung zur Verfügung gestellt.

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BILD: Polizei
 ?? BILD: Martin Remmers ?? Stellen das Projekt zur Verbesseru­ng von Echtzeitpr­ognosen für den ÖPNV vor (von links): Student Sebastian Schnieder, Amcon-Mitarbeite­r Rolf Norrenbroc­k sowie Barbara Rapp und Prof. Dr. Jorge Marx Gómez von der Uni Oldenburg.
BILD: Martin Remmers Stellen das Projekt zur Verbesseru­ng von Echtzeitpr­ognosen für den ÖPNV vor (von links): Student Sebastian Schnieder, Amcon-Mitarbeite­r Rolf Norrenbroc­k sowie Barbara Rapp und Prof. Dr. Jorge Marx Gómez von der Uni Oldenburg.

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