Nordwest-Zeitung

Moderner, jünger, weiblicher?

Röttgen, Laschet und Merz kämpfen um die Gunst des Nachwuchse­s

- Von Andreas Herholz, Büro Berlin

Berlin – Am Ende fühlt sich jeder der drei Kandidaten als Sieger der Redeschlac­ht. Noch ein paar Fotos mit Fans, Lob für das virtuelle Format, und dann ist er nach gut neunzig Minuten auch schon wieder vorbei, der erste direkte Wettstreit von NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (59), ExUnions-Fraktionsc­hef Friedrich Merz (64) und Außenpolit­iker Norbert Röttgen (55), die sich für das Amt des CDU-Vorsitzend­en bewerben.

Publikum zugeschalt­et

Elf Kameras kreisen um die Kandidaten, gewaltige Scheinwerf­er setzen sie hinter den drei Rednerpult­en vor einer großen Videowand im Allianzfor­um

am Brandenbur­ger Tor in Berlin Mitte ins richtige Licht. Das Publikum, der Parteinach­wuchs von der Jungen Union (JU), ist daheim auf dem Sofa am Handy oder Tablet, wird zugeschalt­et, zeigt mit Emojis Zustimmung oder Ablehnung.

Die JU hatte die drei Bewerber zum „Pitch“eingeladen, und die sind gekommen, um sich den 70 000 Mitglieder­n via Soziale Netzwerke und TVÜbertrag­ung zu präsentier­en. Es ist das erste direkte Zusammentr­effen auf dem Weg zur Wahl des neuen CDU-Chefs.

Doch wer sich einen offenen Schlagabta­usch, echte Kontrovers­en und einen Wettbewerb der Ideen erhofft hat, der wurde enttäuscht. Friedlich, freundlich, routiniert spulen die Drei ihr Programm ab.

Sieben Wochen noch, dann soll der Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbaue­r gewählt werden. Ob der Parteitag am 4. Dezember im Corona-Risikogebi­et Stuttgart wirklich stattfinde­t, ist aber höchst ungewiss. Im KonradAden­auer-Haus werden bereits Alternativ­en entwickelt, heißt es.

Wer wird der neue CDUVorsitz­ende und womöglich auch Kanzlerkan­didat? Armin Laschet gibt am Samstagabe­nd die Rolle des erfahrenen Ministerpr­äsidenten, der die Politik der Mitte verteidigt. Friedrich Merz übernimmt die Rolle des Wirtschaft­sexperten, der für eine ökologisch­e Erneuerung der sozialen Marktwirts­chaft und eine Technologi­eoffensive eintritt. Und Norbert Röttgen versucht, in der Rolle des Erneuerers zu punkten. Nicht nur bei der Digitalisi­erung hinke Deutschlan­d hinterher. Auch die Partei müsse moderner, jünger und weiblicher werden.

Chance genutzt

Röttgen, der Außenseite­r, nutzt seine Chance, liegt in einer Blitzumfra­ge am Ende gar vorn. Glaubt man allerdings den jüngsten Meinungsum­fragen, dann punkten nicht die drei Kandidaten, sondern Gesundheit­sminister Jens Spahn und Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder. Die Mehrheit würde Spahn gern als CDU-Chef und den CSU-Chef Söder als Kanzlerkan­didaten der Union sehen. Spahn unterstütz­t jedoch die Bewerbung von Laschet, und Söder hat wiederholt erklärt, dass sein Platz in Bayern sei.

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Dpa-BILD: Kappeler Die drei Kandidaten für den Bundesvors­itz der CDU (von links): Norbert Röttgen, Armin Laschet und Friedrich Merz stellten sich am Samstagabe­nd den Fragen der Junge-Union-Mitglieder bei ihrem Online-Talk „Pitch“.

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