Moderner, jünger, weiblicher?
Röttgen, Laschet und Merz kämpfen um die Gunst des Nachwuchses
Berlin – Am Ende fühlt sich jeder der drei Kandidaten als Sieger der Redeschlacht. Noch ein paar Fotos mit Fans, Lob für das virtuelle Format, und dann ist er nach gut neunzig Minuten auch schon wieder vorbei, der erste direkte Wettstreit von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (59), ExUnions-Fraktionschef Friedrich Merz (64) und Außenpolitiker Norbert Röttgen (55), die sich für das Amt des CDU-Vorsitzenden bewerben.
Publikum zugeschaltet
Elf Kameras kreisen um die Kandidaten, gewaltige Scheinwerfer setzen sie hinter den drei Rednerpulten vor einer großen Videowand im Allianzforum
am Brandenburger Tor in Berlin Mitte ins richtige Licht. Das Publikum, der Parteinachwuchs von der Jungen Union (JU), ist daheim auf dem Sofa am Handy oder Tablet, wird zugeschaltet, zeigt mit Emojis Zustimmung oder Ablehnung.
Die JU hatte die drei Bewerber zum „Pitch“eingeladen, und die sind gekommen, um sich den 70 000 Mitgliedern via Soziale Netzwerke und TVÜbertragung zu präsentieren. Es ist das erste direkte Zusammentreffen auf dem Weg zur Wahl des neuen CDU-Chefs.
Doch wer sich einen offenen Schlagabtausch, echte Kontroversen und einen Wettbewerb der Ideen erhofft hat, der wurde enttäuscht. Friedlich, freundlich, routiniert spulen die Drei ihr Programm ab.
Sieben Wochen noch, dann soll der Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer gewählt werden. Ob der Parteitag am 4. Dezember im Corona-Risikogebiet Stuttgart wirklich stattfindet, ist aber höchst ungewiss. Im KonradAdenauer-Haus werden bereits Alternativen entwickelt, heißt es.
Wer wird der neue CDUVorsitzende und womöglich auch Kanzlerkandidat? Armin Laschet gibt am Samstagabend die Rolle des erfahrenen Ministerpräsidenten, der die Politik der Mitte verteidigt. Friedrich Merz übernimmt die Rolle des Wirtschaftsexperten, der für eine ökologische Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft und eine Technologieoffensive eintritt. Und Norbert Röttgen versucht, in der Rolle des Erneuerers zu punkten. Nicht nur bei der Digitalisierung hinke Deutschland hinterher. Auch die Partei müsse moderner, jünger und weiblicher werden.
Chance genutzt
Röttgen, der Außenseiter, nutzt seine Chance, liegt in einer Blitzumfrage am Ende gar vorn. Glaubt man allerdings den jüngsten Meinungsumfragen, dann punkten nicht die drei Kandidaten, sondern Gesundheitsminister Jens Spahn und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Die Mehrheit würde Spahn gern als CDU-Chef und den CSU-Chef Söder als Kanzlerkandidaten der Union sehen. Spahn unterstützt jedoch die Bewerbung von Laschet, und Söder hat wiederholt erklärt, dass sein Platz in Bayern sei.